RFJ-Obmann zur "Schweinskopf-Affäre": "Es handelt sich tatsächlich um unseren"

Der Kopf des RFJ-Spanferkels landete auf dem ATIB-Grundstück
Spanferkelkopf wurde nach Grillfeier der freiheitlichen Parteijugend vor türkischem Verein "entsorgt".

"Ramadan mit dem RFJ Schwaz". Dieser Facebook-Eintrag samt Fotos könnte für die Teilnehmer einer Spanferkel-Grillerei des Rings Freiheitlicher Jugend (RFJ) noch ein Nachspiel haben. Denn wenige Stunden nach dem Grillfest am 27. Mai wurde auf dem Grundstück des türkischen Kulturvereins ATIB, ebenfalls in Schwaz, ein Schweinskopf entdeckt – womöglich eine Beleidigung für streng gläubige Muslime, die kein Schweinefleisch essen und gerade den Fastenmonat Ramadan begehen.

Laut einem Bericht der Tiroler Tageszeitung ermittelt das Landesamt für Verfassungsschutz unter anderem wegen "Herabwürdigung religiöser Symbole". Zwei Verdächtige sollen bereits ausgeforscht worden sein. Die Polizei will das gegenüber dem KURIER am Freitagnachmittag unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht bestätigen.

Zumindest die Herkunft des Schweinskopfs dürfte geklärt sein: "Es handelt sich tatsächlich um unseren", sagt Benjamin Kranzl, Obmann des RFJ Schwaz und Verfasser des besagten Facebook-Postings (den Screenshot unten veröffentlichte Markus Wilhelm vom Blog dietiwag.org auf Twitter, Anm.). Das habe man anhand der Bilder festgestellt, die die Polizei vorlegte. Es wisse aber niemand, wie das Überbleibsel der Grillfeier auf das ATIB-Gelände gekommen sei. "Wir sind erschüttert über den Vorfall." Die Verdächtigen, die von einer Überwachungskamera gefilmt worden sein sollen, habe er nicht identifizieren können.

An seinem Posting findet er nichts verwerflich, er habe nur einen schönen Ramadan wünschen wollen. Dass der Islam Muslimen den Verzehr von Schweinefleisch verbietet, hält er dabei für "gegenstandslos". "Muslime essen genauso Schweinefleisch, trinken genauso Alkohol und haben vor- und außerehelichen Geschlechtsverkehr", rechtfertigt sich Kranzl.

RFJ-Obmann zur "Schweinskopf-Affäre": "Es handelt sich tatsächlich um unseren"
Landesamt für Verfassungsschutz ermittelt gegen die FPÖ wegen Schweinekopfs vor islamischem Kulturverein in Schwaz
Die Causa hat sich inzwischen zu einer politischen Affäre ausgeweitet. Albert Kirchmeyr, Obmann der FPÖ Schwaz ist „alles andere als erfreut über die Situation“. „Unser aktueller Wissensstand ist, dass niemand vom RFJ direkt daran beteiligt war“, sagt Kirchmeyr. Es solle sich allenfalls um „Gäste“ gehandelt haben. Sollte sich das als falsch herausstellen, werde es Konsequenzen bis hin zum Parteiausschluss geben. Das Posting des RFJ-Obmanns, der Ersatz-Gemeinderat und Mitglied von Ausschüssen der Stadt Schwaz ist, finde er „deplatziert“.

"Nach rechts gedriftet"

Die Affäre beschäftigt mittlerweile sogar die Landespolitik: Denn bei der Grillerei waren auch FPÖ-Landesparteisekretär Christofer Ranzmaier und Frauenvorsitzende Evelyn Achhorner anwesend.

Gebi Mair, grüner Klubobmann im Landtag, übt scharfe Kritik an FPÖ-Chef Markus Abwerzger, unter dem "rechtsextreme Positionen und Personen" wieder "salonfähig" geworden seien. "Mit Abwerzger ist die Partei in Tirol weiter nach rechts gedriftet als je zuvor", meint Mair. Abwerzger entgegnet, die Veranstaltung sei als "als normale Grillfeier ausgeschrieben" worden sei und nicht als "Ramadan-Feier". Er wolle die Ermittlungen des Verfassungsschutzes abwarten.

Özcan Elbek, Obmann des Vereins ATIB, in Schwaz sieht die Causa mit Verweis auf das "gute Miteinander" in der Stadt recht gelassen. Er spricht von einem "Einzelfall". "Wir haben das der Polizei überlassen", sagt Elbek.

Kommentare