Psychokuh und Oktopusorakel: Was wurde aus den Sommerloch-Tieren?
Ein Schlange im Klo? Nicht lustig, das können ein Grazer (der von einem Python gezwickt wurde) und eine Wienerin (die vor einer Boa constrictor erschrocken flüchten konnte) bestätigen. Doch es gibt auch die schrägen Tiergeschichten ohne Schaden, die über Tage und Wochen amüsierten.
Da war „Yvonne“, die raffinierte Kuh, ausgerissen auf dem Weg zum Schlachthof. „Detlef“ und „Erich“, das verliebte Schwanenpaar, das mit seinem Versuch, einen Plastikbecher auszubrüten, weltweit menschliche Herzen zum Schmelzen brachte. Und „Fritzi“, der schlaue Fuchs, der ein Wolf war und nach seiner Flucht aus dem Zoo lieber Henderl futterte als in die mit Ködern gespickte Falle zu tappen.
Wer könnte es ihm verübeln? Die Medienbranche sicher nicht - und das ist jetzt ein kleiner journalistischer Offenbarungseid - was wäre ein Sommer ohne Sommerlochtiere? Sommerloch bezeichnet die Zeit, in der die Nachrichtenlage eher dürr ist. Liefern dann Tiere eine Show, ist ihnen mediale Aufmerksamkeit als launige Lückenfüller gewiss.
Wolf „Fritzi“ entwischte Ende Juli 2015 aus dem Tierpark in Mautern (Steiermark). Der schlaueste Fuchs unter den Grauwölfen fraß sich an Hühnern satt und ließ die mit Leckereien oder Duftstoffen gefüllten Fallen links liegen.
Nach fünf Wochen Suche wurde er mit einem Schuss betäubt, als er gerade wieder Hühner aus einem Stall stibitzen wollte. Seither lebt er wieder im Zoo, Fluchtversuche unternahm er keine mehr.
Wels „Kuno“ alias „Killerwels“ schwamm sich mit Horrormeldungen in die Medien, soll er doch 2001 in Mönchengladbach (Deutschland) einen Dackel verschlungen haben.
Bewiesen wurde das nie. 2003 endete der mutmaßliche Täter jedoch an einem Angelhaken.
Die Schwäne „Detlef“ und „Erich“ hielten einen bunten Becher im gemeinsamen Nest für ein Ei, das es zu verteidigen galt - für einige Schwimmer im Grundlsee setzte es im Sommer 2018 Schnabelhiebe.
Das schwule Schwanenpaar rührte die Herzen weltweit und fand letztlich ein Zuhause im Tiroler Tierpark Bichlbach.
Krake „Paul“ war der Weltmeister unter den Orakeln: Er sagte die Ergebnisse der Fußball-WM 2010 richtig voraus, indem er die Box mit der jeweiligen Flagge antippte.
Die Folge? Ein (ernsthafter) medialer wie wissenschaftlicher Diskurs wie macht er das bloß? „Paul“ starb zweijährig nach der WM.
Kuh „Yvonne“ war 99 Tage unterwegs: Sie entkam im Sommer 2011 in Oberösterreich, landete in Bayern und ließ sich weder von „Ernst“, dem Prachtstier, bezirzen geschweige denn von Menschen einfangen. Und mit dem zickigen Gehabe machte die „Kuh, die ein Reh sein will“ alias „Psychokuh“ reichlich Schlagzeilen.
Als sie nicht mehr gejagt wurde, trabte „Yvonne“ freiwillig auf eine Weide. Sie starb 2019
Boa „Amanda“ lag vier Tage lang ungerührt hinter einem Kasten, während Scharen von Polizisten, Feuerwehrleuten und Journalisten auf der Jagd nach ihr waren. Sie entkam im Juli 2010 aus einem geborstenen Terrarium in Graz, mit beachtlichen Folgen: Da die Drei-Meter-Würgeschlange kräftig genug war, kleinen Kindern zu schaden, gab es Gartenverbot in einem nahen Kindergarten. Die Boa fand im Haus der „Natur in Salzburg“ bleibenden Unterschlupf.
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