Prozess: Kärntner wegen Waffenhandels mit Mafia-Clan vor Gericht
Ein Familienunternehmen der etwas anderen Art betrieben mutmaßlich ein Vater (73) und sein Sohn (47). Sie sollen eine der skrupellosesten Filialen der italienischen Mafia, die neapolitanische Camorra, zwischen 2011 und 2018 mit mehr als 800 Pistolen, Kalaschnikows sowie Maschinengewehren samt Munition versorgt haben. Das wird den beiden Unterkärntnern, die ein Waffengeschäft betrieben haben, zur Last gelegt.
Am heutigen Donnerstag startete der Prozess am Landesgericht Klagenfurt unter massiven Sicherheitsvorkehrungen. Das Gerichtsgebäude wurde von der Cobra gesichert, zwei Polizisten befanden sich auch im mit Zuhörern gut besetzten Gerichtssaal.
Staatsanwältin Gabriele Lutschounig warf den beiden Angeklagten vor, insgesamt 820 Pistolen und Revolver verschiedener Marken und Kaliber angekauft, Seriennummern herausgefräst und Lieferantenrechnungen vernichtet zu haben. Die Waffen wurden zum Stückpreis von 300 bis 600 Euro an Personen, die der Mafia zuzurechnen sind, verkauft.
Die Geschäfte begannen 2011 und endeten mit der Verhaftung der beiden Ende 2018. Ab 2015 wurden auch Maschinengewehre, und zwar laut Lutschounig mindestens 30 Kalaschnikows, dazu Maschinenpistolen und Munition, darunter auch panzerbrechende Vollmantelpatronen, verkauft. Angeklagt waren die beiden auch wegen krimineller Organisation.
Erlöse aufgeteilt
Der Erlös aus dem Verkauf der Faustfeuerwaffen wurde zwischen Vater und Sohn geteilt, bezüglich des Kriegsmaterials erklärte sich der 74-Jährige allein verantwortlich, er habe auch den Gewinn allein eingesteckt. Seine Verteidigerin betonte aber, dass die Zahl der Maschinengewehre niedriger gewesen sei.
Eine Teilnahme an einer kriminellen Vereinigung bestritt die Anwältin, für ihren Mandanten habe es keine Anhaltspunkte gegeben, dass eine kriminelle Organisation dahinterstecken könnte. Auch der Verteidiger des Sohnes betonte, sein Mandant habe von einer kriminellen Vereinigung keine Ahnung gehabt. Auch für die Verstöße gegen das Kriegsmaterialgesetz sei er nicht verantwortlich.
Verhandlung vertagt
"Wie lange sind sie schon im Waffengeschäft tätig?“ fragte Richter Christian Liebhauser-Karl den Erstangeklagten. Dieser antwortete nach kurzer Denkpause: „Seit 50 Jahren.“ "Und wie liefen die Geschäfte?", erkundigte sich der Richter – es reiche gerade so zum über Wasser halten, so die Antwort des 73-Jährigen. Richter Liebhaus zitierte den Sohn, der zu Protokoll gab, dass die Geschäfte gut liefen. „Was jetzt?“ hakt er nach. Der Angeklagte erwiderte, dass diese eigentlich nicht schlecht gelaufen seien. „Und warum macht man dann sowas?“, wollte Liebhauser-Karl wissen. Er wollte sich eine Kleinigkeit dazuverdienen.
Richter Christian Liebhauser-Karl fragte den Erstangeklagten dann: "Kennen Sie die Mafia?" Er kenne sie aus Filmen und wisse, dass sie in Italien beheimatet seien. Richter: "Wenn sizilianische Gemüsehändler einen ansprechen und ihn nicht nach Tomaten oder Mozzarella, sondern nach Waffen fragen, was denken Sie dabei?" Der Angeklagte antwortete: "Er wird auch ein Nebeneinkommen haben wollen." Was er dazu sage, dass die Waffen nur ohne Seriennummern gekauft worden seien? "Das war meine Idee, damit die Waffen nicht rückverfolgbar sind." Darauf meinte Liebhauser: "Sie werden in ganz Österreich keinen Richter finden, der Ihnen das glaubt." Der 74-Jährige blieb dabei, er hätte das nie gemacht, "wenn ich gewusst hätte, dass es die Mafia ist".
Der Sohn bestritt den Vorwurf der kriminellen Vereinigung ebenfalls, als Motiv für die Geschäfte nannte er reine Geldgier. Warum ein Gemüsehändler Waffen kaufen wolle, habe er nie hinterfragt. Ob ihm das nicht komisch vorgekommen sei, dass ein Gemüsehändler Waffen kauft, fragte der Richter. "Nein, für mich sind Waffen ein Schutz", sagte der Angeklagte. "Was soll ein Gemüsehändler mit derart vielen Waffen zum Schutz anfangen? Auf Tomaten schießen?", fragte der Richter ironisch.
Liebhauser-Karl vertagte daraufhin die Verhandlung auf unbestimmte Zeit, nachdem von Staatsanwältin und Verteidigern eine Reihe von Beweisanträgen gestellt wurde.
Im Falle einer Verurteilung beträgt das Strafmaß zwischen sechs Monaten und fünf Jahren Haft.
Ermittlungen
Vater und Sohn wurden Ende vergangenen Jahres festgenommen. Die italienische Antimafia -Staatsanwaltschaft ermittelte bereits 2016 gegen einen 58-jährigen Italiener, dessen Telefon im Zuge der Ermittlungen gegen einen Waffenring abgehört wurde. Es wird vermutet, dass er der Drahtzieher des Waffenrings sein könnte. In seinen Telefonaten tauchte der Name des 73-jährigen Kärntners immer öfter auf, so begannen die Ermittlungen gegen die Angeklagten.
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