Prozess gegen Laienschaupieler in Klagenfurt fortgesetzt
Firma insolvent
Drei Männer und eine Frau sollen österreichischen Bauunternehmern lukrative Aufträge in Aussicht gestellt und im Gegenzug Geld für die „Vorfinanzierungen“ verlangt haben. Einer der Unternehmer sagte am Montag aus. Er hatte insgesamt mehr als 760.000 Euro an die Slowaken bezahlt. Seine Firma war daraufhin insolvent.
Projekte im dreistelligen Millionenbereich
Die Staatsanwaltschaft spricht von einer „hollywoodreifen Inszenierung“ und einem Schaden in Millionenhöhe. Bereits vor zwei Jahren war ein Ungar in der Causa verurteilt worden. Gemeinsam mit den nun Angeklagten soll er am Werk gewesen sein - bei ihnen handelt es sich zum Teil um Mitglieder einer Laienschauspielgruppe. Versprochen wurden den Unternehmern Projekte im Volumen von mehreren hundert Millionen Euro. Um die Täuschung perfekt zu machen, wurden Geschäftstermine vereinbart, bei denen die vier Angeklagten als Staatssekretär, Direktorin für öffentliche Förderung oder Generaljurist auftraten.
Flüchtlingsheim für 40.000 Personen
Einer der Bauunternehmer, die der Truppe auf den Leim gegangen waren, gab am Montag einen Einblick in die Abläufe. Nach einigen unverfänglichen Besprechungen traf man sich in einem Kaffehaus in der Nähe des slowakischen Parlaments: Dabei gaben sich die Angeklagten als „Staatssekretär“, „Projektleiter“ und „Frau Direktorin“ aus und referierten eifrig über ein zukünftiges Projekt. Ein „riesengroßer Plan“ wurde auf einem Tisch ausgerollt - der Unternehmer hätte Planung und technische Abwicklung für ein Flüchtlingslager mit Platz für 40.000 Personen übernehmen sollen.
"Gebühren" wurden in bar gezahlt
Doch schon bald wurden „Gebühren“ fällig - in Summe mehr als 760.000 Euro, die auf verschiedene Tranchen aufgeteilt in bar übergeben wurden. „Uns wurde gesagt, dass eine Überweisung nur zu Verzögerungen führen würde“, sagte der Unternehmer dem Schöffensenat unter Vorsitz von Richterin Michaela Sanin. Um ihn und seine Mitarbeiter in Sicherheit zu wiegen, hätten die Angeklagten keine Mühen gescheut: Sie organisierten eine Weihnachtsfeier mit Geschenken und Ansprachen. Zuvor stand eine Führung im slowakischen Parlament auf dem Plan. Die mutmaßlichen Strippenzieher ließen sich stets in einer Limousine inklusive Chauffeur zu den Terminen bringen.
„Es hat alles immer besser zusammengepasst“
Ob es ihm denn nicht komisch vorgekommen sei, dass so ein großes Projekt ohne Ausschreibung und noch dazu an eine nicht aus der Slowakei stammende Firma vergeben wird? „Das war meine allererste Frage“, sagte der Unternehmer. Ihm sei erklärt worden, dass das so gemacht werde, weil das Projekt streng geheim sei - das sei auch der Grund gewesen, warum man ihm nur widerwillig schriftliche Aufzeichnungen übergeben habe. Das Ganze habe sich Ende 2015, zum Höhepunkt des Flüchtlingsstroms, abgespielt. „Es hat alles immer besser zusammengepasst“, sagte auch die Exfrau des Unternehmers, die in den Betrieb involviert war: „Uns wurde gesagt, ein österreichischer Politiker hätte uns den Slowaken empfohlen. Gerade zu der Zeit hatten wir ein Projekt für einen österreichischen Minister umgesetzt.“
"Aufgeflogen"
Als schließlich klar wurde, dass man Betrügern aufgesessen war, ging sein Unternehmen pleite: „Ich habe das mit meinem Privatvermögen ausgeglichen“, sagte der Mann, der angab, 380.000 Euro verloren zu haben. Das restliche Geld für die „Vorfinanzierungen“ hatte ein Mitarbeiter beigesteuert. Im Prozessverlauf sind noch eine Reihe von weiteren Zeugeneinvernahmen geplant, er soll noch zumindest den August über andauern.
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