Postpartner: Manche zahlen, andere verdienen

Postpartner: Manche zahlen, andere verdienen
In Niederösterreich kritisieren Ortschefs die hohen Kosten, im Burgenland ist alles eitel Wonne

Seit 17 Jahren gibt es in Österreich das System der Postpartner. Als Alternative zum rigorosen Kahlschlag bei Postämtern präsentiert, gibt es heute zahlreiche Varianten an Postpartnerstellen – österreichweit sind es aktuell rund 1350. Darunter sind viele Nahversorger, die das Brief- und Paketservice anbieten. Aber auch Gemeinden haben Postpartnerstellen übernommen: 81 sind es etwa in Niederösterreich, 13 im Burgenland.

Bei einigen niederösterreichischen Bürgermeistern regt sich jetzt Kritik, weil der Betrieb das Budget belastet. „Wie kommen wir dazu, die Arbeit der Post zu erledigen“, sagt etwa Karin Winter, Bürgermeisterin von Maria Anzbach im Bezirk St. Pölten. „Wir machen das seit Jahren als Service für unsere Bürger, aber ich finde, das sollte keine zusätzlichen Kosten verursachen.“

Doch das geht sich in Maria Anzbach nicht aus. Der Betrieb der Postpartnerstelle belastet das Budget jedes Jahr mit knapp 8000 Euro. Die Gemeinden bekommen zwar einen Kostenbeitrag von der Post, in vielen Fällen ist der jedoch nicht kostendeckend.

Hinter vorgehaltener Hand kritisieren Kommunalpolitiker, dass „ein Unternehmen wie die Post Gewinne schreibt und Dividenden ausschüttet, während die Gemeinden mit Steuergeld den Postpartner vor Ort teuer mitfinanzieren müssen“. Im Juli 2017 hat die Gemeinde Ziersdorf eine Postpartnerstelle übernommen. „Es ist eine Dienstleistung, die wir unseren Bürgern anbieten wollen“, sagt Bürgermeister Johann Gartner. Für Betrieb und Mitarbeiter hat die Gemeinde pro Jahr einen Abgang von rund 33.000 Euro zu finanzieren. „Das ist kein Honiglecken“, sagt Gartner.

Situation im Burgenland

Ganz anders die Situation im Burgenland. Hier gibt es nur 13 Postpartnerstellen, die von Gemeinden betrieben werden, 79 sind es insgesamt. „Sehr zufrieden“, ist Erich Trummer, SPÖ-Bürgermeister in Neutal und Präsident des roten Gemeindevertreterverbandes. „Wir waren 2002 eine der ersten Gemeinden, die diese Kooperation eingegangen sind und damit dem Wunsch der Bevölkerung entsprochen haben.“

Mittlerweile habe sich die Postpartnerstelle als „tolles Bürgerservice“ etabliert. Auch wenn die Kosten für Neutal um die 6000 Euro jährlich liegen, ist Trummer zufrieden: „Die Post hat dazugelernt und sich weiterentwickelt. Ich finde, da ist eine durchaus faire Partnerschaft entstanden.“ Ähnlich sein ÖVP-Gegenspieler Leo Radakovits, Präsident des burgenländischen Gemeindebundes: „Die Gemeinden wollen dieses Service anbieten. Im Burgenland ist alles in Ordnung.“

Für Johann Weber, ÖVP-Bürgermeister im südburgenländischen Eberau, ist die Postpartnerstelle sogar ein Gewinn – nicht nur, weil sich die Einrichtung zu einer „Kommunikationsstelle“ entwickelt hat: „Das Service wird rege angenommen, meistens bleibt sogar etwas über. Aber da haben wir Glück, weil in der Nähe ein Briefmarkenhändler wohnt, der häufig große Pakete verschickt.“

In Strem, der Gemeinde von Bürgermeister Bernhard Deutsch, ist die Postpartnerstelle hingegen von der Gemeinde zum örtlichen Nahversorger umgezogen: „Weil das nicht unsere ureigenste Aufgabe ist, und dem Geschäft bringt es zusätzliche Frequenz“, argumentiert der Ortschef.

Diese Sichtweise bestätigt Alois Mondschin, Leiter des zentralen Partnermanagements der Post: „Postpartnerstellen sind ein Shop-in-Shop-Konzept und so gedacht, dass sie zusätzliche Frequenz und damit mehr Einnahmen bringen. Ein Nahversorger hat dadurch Umsatzsteigerungen, auf Gemeinden trifft das nicht zu.“ Die Situation in NÖ sei ihm bekannt, eine Evaluierung der Kosten wurde seitens der Post in Auftrag gegeben.

Post braucht neue Standorte

Die „Ehe“ zwischen Post und der BAWAG P.S.K. ist Anfang des Jahres gescheitert, bis Ende 2019 ist die Entflechtung der Kooperation geplant. Das hat auch Auswirkungen auf gemeinsame Filialen der beiden Unternehmen.

Die Post muss österreichweit aus insgesamt 73 Filialen ausziehen – im Burgenland betrifft das die drei Bezirkshauptstädte Neusiedl am See, Mattersburg und Oberwart. „Überall, wo wir in eine BAWAG P.S.K.-Filiale eingezogen sind, sind wir auf der Suche nach neuen Standorten“, sagte Post-Sprecher Michael Homola Anfang des Jahres.

In Neusiedl am See soll das noch im Lauf des heurigen Jahres über die Bühne gehen. Geplant ist, die Geschäftsstelle von der Oberen wieder zurück in die Untere Hauptstraße zu verlegen. Dort war die Post auch bereits vor der Zusammenlegung beheimatet.

Im Fall von Mattersburg und Oberwart wird der Umzug im kommenden Jahr angepeilt. In der südlichen Bezirkshauptstadt ist bereits fix, dass die Oberwarter Siedlungsgenossenschaft das Erdgeschoß eines Wohnprojekts am ehemaligen Kasernenareal für die Post freihalten wird. Der Umzug erfolgt spätestens Ende 2019.

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