Hütten-Streit legt leichtesten Weg auf Großvenediger lahm
43 Jahre. So lange hat Peter Klaunzer das Defreggerhaus in Osttirol auf 2.962 Metern Seehöhe als Hüttenwirt betrieben. Jene Hütte, die unter Bergfexen, als Ausgangspunkt für die schnellste und wohl auch leichteste Besteigung des Großvenedigers (3.657) gilt.
Nur im 44. Jahr ist im Schatten von Salzburgs höchstem Berg alles anders. Klaunzer ist nicht mehr Hüttenwirt und das Defreggerhaus bleibt geschlossen. Für Bergsteiger unverständlich.
Der Grund ist eine Posse, die sich zwischen Ex-Hüttenpächter Klaunzer und dem Österreichischen Touristenklub (ÖTK) als Hüttenbesitzer seit Monaten abspielt. „Der ÖTK weiß seit Herbst, dass ich als Hüttenwirt aufhöre, aber es ist einfach nix weitergegangen und darum kann die Hütte jetzt nicht aufsperren“, erzählt der Ex-Hüttenwirt.
Wer zahlt Ablöse für Materialseilbahn?
"Weitergegangen" sei vor allem bei einem Punkt nichts: einer Materialseilbahn, die der 71-Jährige selbst errichtet und bezahlt hat und die die Versorgung der Hütte mit Lebensmitteln auf knapp 3.000 Metern Seehöhe sicherstellt. Drei Kilometer lang, sieben Stützen und 200.000 Euro wert sei sie. So viel will Klaunzer auch als Ablöse dafür. „Ich habe dem ÖTK angeboten, dass sie die Seilbahn zum Transport tageweise von mir mieten können, aber das wollen die Herren nicht“, erzählt er. 300 Euro pro Tag hätte er dafür als eine Art Pauschale verlangt. 100 Euro für seine Arbeitszeit, 200 für den Betrieb der Bahn.
Anwälte eingeschaltet
Mittlerweile würde der Hüttenwirt mit dem alpinen Verein nur mehr über die Anwälte kommunizieren. „Die wollten eine Gewährleistungsfrist von drei Jahren von mir für die Seilbahn. Ich hafte doch nicht für etwas, von dem ich nicht weiß, wie der nächste Hüttenwirt damit umgeht“, sagt Klaunzer, der auch Bergführer ist.
Von Seiten des ÖTK heißt es auf KURIER-Anfrage schriftlich per Mail: „Wir sind zur Zeit mit der Prüfung der Materialseilbahn beschäftigt und erhalten voraussichtlich Ende Juli die Ergebnisse. Solange uns diese nicht vorliegen, können wir zu diesem Thema nichts Konkretes mitteilen“, so ÖTK-Geschäftsführer Michael Platzer.
Schwierige Lage für neuen Hüttenwirt
Für die neuen Hüttenwirte – weil die gibt es mit Tom Ploner und Veronika Terzer für das Defreggerhaus durchaus bereits – eine fast unvorstellbare Situation. „Die Ganze (sic!) Region ums Defreggerhaus, nicht nur das Virgental, auch die Schutzhütten herum, leiden mittlerweile, vom Wirten bis zum Bäcker, die Bergführer und die Pensionen,Zulieferer. ...Mein Team steht in den Startlöchern und kann nicht rauf. Wir sollten seit 1.7. Gäste begrüßen“, ist in einem Facebook-Posting von Terzer zu lesen.
Ob Klaunzer nach so langer Zeit als Hüttenwirt von all den Geschehnissen enttäuscht sei? „Nein. Wir hätten zwar gerne die 45 Jahre auf der Hütte vollendet, aber jetzt ist es so, wie es ist.“ Einen Plan B für seine Seilbahn hat er übrigens: „Zur Not tragen wir sie ab.“
Die Süd-Route auf den Großvenediger wäre dann aber wohl Geschichte.
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