"PKK ist nach Wien umgezogen": Erdoğan-Presse attackiert Kurz
Der Streit zwischen der Türkei und Österreich um die jüngsten kurdischen Kundgebungen in Wien schlägt weiterhin Wellen im Land am Bosporus. Vor allem regierungsnahe Zeitungen hielten am Dienstag den Konflikt am Köcheln, einige hievten ihn sogar auf die Titelseiten.
Das Blatt Aksam warf Bundeskanzler Sebastian Kurz vor, PKK-Anhänger in Österreich „gefüttert“ – also ermuntert und unterstützt – zu haben. Hintergrund: Türkische Politiker haben europäische Staaten im Verdacht, trotz der offiziellen Einstufung der Kurden-Guerilla PKK als Terrorgruppe die Separatisten anzustacheln, um die Türkei unter Druck zu setzen. EU-Vertreter weisen das zurück, betonen aber Grundrechte, wie die Versammlungsfreiheit, die auch für Türkei-Kritiker gelten müssten.
PKK-Führung in Wien
In der ebenfalls regierungstreuen Zeitung Yeni Safak wurde der Vorwurf erhoben, Österreich habe die ganze PKK-Führung eingeladen: „Kandil ist nach Wien umgezogen“, lautete die Schlagzeile des Blattes in Anspielung auf das Hauptquartier der PKK in den nordirakischen Kandil-Bergen. Die PKK gerate in der Türkei und im Irak immer mehr unter Druck, hieß es in der Zeitung Yeni Safak. Deshalb versuche die Terrororganisation, sich „mit Unterstützung europäischer Länder auf den Beinen zu halten“.
Vorangegangen waren schwere Beschuldigungen Ankaras gegen Wien. Bei der Einbestellung des Vertreters der österreichischen Botschaft hatte sich dieser anhören müssen, dass die Alpenrepublik im Kampf gegen den Terrorismus mehr Ernsthaftigkeit an den Tag legen müsse, meldete Aksam am Dienstag. Österreich solle das Thema nicht „zum Stoff für politischen Populismus machen“.
Nach Krawall-Demos: Kurz warnt die Türkei
Lautstarker Disput
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Der türkische Botschafter in Wien, Ozan Ceyhun, wiederum warf den österreichischen Behörden laut einem Bericht der Zeitung Sözcü vor, PKK-Mitglieder „beschützt“ zu haben. Den Anhängern der Kurdenorganisation seien in Wien attraktive Plätze für Demonstrationen zur Verfügung gestellt worden, sagte Ceyhun dem Bericht zufolge weiter.
Die Zeitung meldete zudem, dass es bei dem Gespräch des Botschafters mit ÖVP-Außenminister Alexander Schallenberg, der diesen einbestellt hatte, für diplomatische Verhältnisse ungewöhnlich laut zugegangen sei.
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