Pharmakologe über Astra Zeneca: "Würde nicht auf anderen Impfstoff warten"
100 Mitarbeiter (von 10.000) des AKH in Wien sollen ihre Corona-Impftermine bereits storniert haben, in der Steiermark soll es bereits 800 Abmeldungen gegeben haben. Der Grund dürfte der Impfstoff Astra Zeneca sein, der nach jenem von Pfizer/Biontech zum Einsatz kommt.
Tatsächlich gibt gibt es bei diesem Impfstoff derzeit mehr Meldungen über Nebenwirkungen. Rund 15 von 1.000 Geimpften Personen klagen über teils heftige Reaktionen. Das sind vor allem Fieber, Kopfschmerzen oder eben anaphylaktische - also heftige, allergische - Reaktionen.
In der ZIB2 klärte am Mittwochabend der Leiter der pharmakologische Abteilung der MedUni-Wien, Markus Zeitlinger, darüber auf, wie diese Meldungen zu bewerten sind.
Pharmakologe Zeitlinger über Impfstoff-Nebenwirkungen
"Bin nicht überrascht"
So erklärte er gegenüber Armin Wolf, dass er nicht überrascht sei über die teils heftigen Reaktionen auf die Impfungen. Studien hätten schon im Vorfeld gezeigt, dass der Astra Zeneca-Impfstoff reaktiver sei als etwa jene von Biontech oder Moderna.
Er würde aber entgegen mancher Meldungen "fast genauso wirksam" sein - vor allem gegen schwere Krankheitsverläufe. Ein paar Prozentpunkte mehr oder weniger Schutz würden keine großen Auswirkungen haben, sagte Zeitlinger.
Der Impfstoff von Astrana Zeneca löse vor allem bei der ersten Teilimpfung mehr Reaktionen aus - bei den anderen Impfstoffen sei das umgekehrt bei der zweiten Teilimpfung der Fall. Gegen die sogenannte südafrikansiche Mutation würde der Astrana Zeneca-Impfstoff tatsächlich schlechter wirken - dazu gebe es aber von den anderen Impfstoffen einfach noch keine Daten, erklärte Zeitlinger. Die zweite Teilimpfung werde beim Astra Zeneca-Stoff zwar erst nach drei Monaten durchgeführt - wirksam sei er aber auch schon vorher.
"Würde nicht auf anderen Impfstoff warten"
Warum sich dann manche Mediziner so gegen diesen Impfstoff sträuben würden, wollte Armin Wolf wissen. Es gebe einfach sehr viele unterschiedliche Daten und man sei derzeit - verständlicher Weise - übersensibilisert, sagte Zeitlinger. Er selbst würde aber nicht auf einen anderen Impfstoff warten, wenn eben gerade Astra Zeneca verfügbar ist.
Grundsätzlich würde bei allen vorhandenen Impfstoffen eine von 100.000 Personen über Impfreaktionen klagen. Diese treten meist in den ersten 15 Minuten nach der Impfung ein, können also von Ärzten gut abgefangen werden.
Meldungen über Todesfälle würde man derzeit nicht mit den Impfstoffen in Zusammenhang bringen können. "Wir beginnen mit den Alten, es ist klar, dass da jemand stirbt. Aber keiner wirklich wegen der Impfung", sagte Zeitlinger.
Der Pharmakologe sprach sich übrigens auch gegen nationale Zulassungen von anderen Impfstoffen durch einzelne EU-Staaten aus. Das hat Ungarn derzeit etwa mit dem russischen Impfstoff Sputnik vor. "Die EMA (Europäische Arzneimittel-Agentur, Anm.) hat einen größeren Apparat", sagt Zeitlinger. Das habe schon seinen Sinn, dass man sich in der EU gegen nationale Zulassungen ausgesprochen hat.
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