„Als ich mein Praktikum gemacht habe, mussten wegen Krankenständen manchmal nur Praktikanten und Zivildiener die Gruppe betreuen. Hier sieht man, wie wenig Personal es gibt“, sagt Erben. Auch rechtlich ist das ein Problem, denn Praktikanten sind zum Beispiel nicht dazu berechtigt, manche Pflegetätigkeiten zu verrichten.
Finanzielle Belastung in der Ausblildung
In der Ausbildung zum Sozialbetreuer geht es um mehr als reine Pflege. Es werden Menschen begleitet, die nicht im vollen Maß am Leben teilhaben können, also zum Beispiel Menschen mit Behinderung, Ältere oder Familien in Krisenzeiten.
Sie sollen mithilfe der Sozialbetreuer lernen, mit den Herausforderungen des Alltags umzugehen. Das weite Feld erfordert eine dementsprechend umfangreichere Ausbildung, die für die Schüler aber mit Hürden verbunden ist. „Ich verdiene jetzt während der Ausbildung halb so viel wie in meinem alten Job und ich habe eine Familie“, sagt Erben. Dass die Ausbildung eine finanzielle Belastung bedeutet, sagt auch Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler und appelliert an die Bundesregierung. Zwar hätte die Pflegereform bereits vieles verbessert, Sozialbetreuer seien aber vergessen worden.
Keine Förderung
„Das Mehr an Ausbildung muss anerkannt und gefördert werden“. Konkret ist die Situation derzeit so, dass die insgesamt 13 Schulen, die es in Österreich gibt, nicht in der Infrastrukturförderung des Bundes berücksichtigt werden. Die Ausbildung kostet in den ersten vier Semestern 3.700 Euro und muss in manchen Bundesländern von den Auszubildenden selbst finanziert werden. Hat man das Diplom dann in der Hand, kann es aber passieren, dass man in dem Beruf gar nicht arbeiten kann, wie Tödtling-Musenbichler erklärt: „Viele müssen dann trotz der Ausbildung als Pflegeassistenz arbeiten, weil Sozialbetreuer zum Beispiel in der Steiermark nicht im Pflegeschlüssel berücksichtigt sind. Das hat Unterbezahlung zur Folge und ist für die Sozialbetreuer natürlich auch frustrierend.“
Obwohl der Job schwierig ist, finden sich jedes Jahr mehr Menschen, die die Ausbildung machen möchten. 1.200 Absolventen haben die österreichischen Caritas-Schulen jedes Jahr, es gibt Wartelisten. Dann müssen aber Räume angemietet werden, was die Ausbildungskosten erhöhe und außerdem brauche es laut Kärntens Caritasdirektor Ernst Sandriesser mehr Lehrende. Abgesehen davon sei der Job als Sozialbetreuer laut Sandriesser wichtig, weil so unter Umständen gar keine echte Pflege notwendig wird.
Echte Pflege oder nur Kontakte?
„Es gibt nicht mehr die traditionelle Familienstruktur, wo sich innerhalb der Familie gekümmert wird und da sind Sozialbetreuer wichtig. Manche Menschen brauchen keine echte Pflege, sondern einfach Kontakte. Das gilt auch für das Umfeld von Menschen mit Behinderungen oder Familien in Krisensituationen“, betont Sandriesser.
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