Personalnot: Spitäler fordern gezielte Zuwanderung
In der öffentlichen Wahrnehmung stehen sie etwas im Schatten der Landeskrankenhäuser und Gemeindespitäler. Tatsächlich sind aber die länderübergreifend tätigen Ordensspitäler der größte Spitalsträger Österreichs.
In den insgesamt 23 Häusern wurden allein im Vorjahr 2,5 Millionen Patienten behandelt. In Oberösterreich versorgen sie an sieben Standorten mehr als 50 Prozent der Spitalspatienten, in Wien rund 20 Prozent.
Aktuell haben aber auch sie mit demselben Problem zu kämpfen, wie alle anderen Krankenhäuser: Massiver Personalmangel, vor allem in der Pflege. „Wir sitzen alle im selben Boot. Auch in unseren Krankenhäusern kommt es aufgrund der Engpässe zu vorübergehenden Bettensperren“, sagt Schwester Barbara Lehner, Generaloberin der Elisabethinen Linz-Wien.
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Deshalb macht man sich auch bei den Ordensspitälern Gedanken darüber, wie sich die derzeitige Versorgungskrise in den Griff bekommen ließe. Am Montag präsentierte man ein Paket an Forderungen an die Gesundheitspolitik.
Ausländische Pflegekräfte
„Orden wie die Barmherzigen Brüder sind weltweit tätig. Deshalb ist ihnen bekannt, dass es in Ländern wie Indien gut ausgebildete Pflegekräfte gibt, die gerne in Österreich arbeiten möchten“, schildert Christian Lagger, Vorsitzender der Arge der Ordensspitäler.
„Sie müssen aber sehr hohe Hürden überwinden.“ Für die Bewilligungen seien gleich fünf Behörden zuständig, Interessenten müssten Prüfungen doppelt ablegen. „Deutschland holt jährlich 20.000 Pflegekräfte ins Land, wir schaffen im Schnitt nur 130. Es braucht daher eine klare und rechtssichere Zuwanderungsstrategie“, fordert Lagger.
Vollzeit fördern
Während allerorts von Arbeitszeitverkürzung die Rede ist, geht Laggers Vorschlag in die Gegenrichtung, um mit dem bestehenden Personal das Auslangen zu finden. „Denkbar sind alternative Steuermodelle, mit denen es attraktiver wird, statt 30 Stunden 40 zu arbeiten“, sagt Lagger. „Dabei geht es aber natürlich nicht um Mitarbeiter, die in Teilzeit sind, um sich um die Familie zu kümmern.“
Grundversorgung
Gerade am Land ist die Versorgung vielerorts massiv eingeschränkt, weil zahlreiche Kassenordinationen verwaist sind. Abhilfe könnten mehr Arztpraxen schaffen, die unmittelbar beim Spital angesiedelt sind und auch von den Spitalsärzten betrieben werden. So ließen sich auch Synergien nutzen, ist Lagger überzeugt.
In der Praxis ist das nicht immer ganz einfach: „Im Burgenland gab es die Idee, eine Gynäkologie-Ordination bei einem Spital zu errichten. Dies scheiterte aber am Veto der Ärztekammer“, erzählt er – und wirkt nicht unglücklich darüber, dass die Macht der Kammer im Zuge der laufenden Reformverhandlungen zwischen Bund und Ländern eingeschränkt werden soll.
Wahlärzte
In der aktuellen Debatte kursieren zahlreiche Ideen, wie das Abwandern von Ärzten in die Privatmedizin verhindert werden soll. „Hier ist eine Steuerung nötig“, sagt Lagger. Denkbar sei die Ergänzung des Wahlarzt-Systems um eine „solidarische Komponente“, also Beiträge, die die Wahlärzte für die Versorgung der Gesamtgesellschaft leisten.
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