„Eine Rotunde ist ein Rundbau“, sagt Geschäftsführerin Ilona Cardoso Vicente nüchtern, „und die Weltausstellungsrotunde war die größte überhaupt, damals der größte Kuppelbau der Welt.“ Das neue Panorama soll das 19. Jahrhundert lediglich „reflektieren“, indem es die Tradition der Rundgemälde wieder aufnimmt.
Licht, Ton und Kunst
Denn das ist die namensgebende Idee hinter dem Projekt: Den Gästen auf Textil gedruckte Panoramen mit einem Umfang von 110 Metern darzubieten, die diese von Plattformen in unterschiedlicher Höhe betrachten können. Kombiniert mit Licht- und Toneffekten soll das zu einem „holistischen Ausstellungserlebnis führen“, heißt es im Pressetext.
Die Frage, die sich seit der Präsentation des Vorhabens im Juni 2022 viele stellen, ist nun aber, ob die äußere Gestaltung zeitgemäß ist – bzw. wie das Panorama am Ende überhaupt aussehen wird. So wie jetzt bleibt es nämlich nicht, sagt Vicente. Aktuell würden die Pläne noch einmal überarbeitet, am Ende sollen den Turm Photovoltaik und Begrünungen zieren. „Wir versuchen, das nicht nur aufzuhübschen, sondern das Gebäude so modern zu nutzen, wie möglich.“
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Einführung eines Gestaltungsbeirats
Herzeigen kann sie aber noch nichts, man befinde sich noch in den finalen Abstimmungen. Genau das stört den Architekturblogger Georg Scherer. Er fragt sich: „Wie kann man so etwas bauen, ohne dass die Öffentlichkeit weiß, wie das am Ende aussehen soll?“ Immerhin nehme das Gebäude einen prominenten Platz im öffentlichen Raum ein.
Darüber hinaus wünscht er sich die Einführung eines Gestaltungsbeirats aus unabhängigen Expertinnen und Experten, die solche Projekte schon im Frühstadium bewerten, wie es etwa in Salzburg üblich sei. Baukulturexperte Robert Temel stößt sich am Baumaterial Beton. Angesichts des enormen Verbrauchs grauer Energie wären Holz oder Stahl bessere Alternativen gewesen.
Vicente kontert: Aufgrund der Anforderungen an Brand- oder Schallschutz wäre das nicht möglich gewesen. Ohnehin sei die Außenwand mit 20 Zentimetern Dicke „besonders dünn“.
Baurechtlich keine Einwände
Baurechtlich gab es jedenfalls keine Einwände gegen die Konstruktion, sagt Gerhard Cech, Leiter der Baupolizei (MA 37). Zwar überragt das Panorama die erlaubte Widmung an der Stelle um vier Meter. Weil die Gesamtkubatur, also das Volumen, dennoch geringer als zulässig ist, wurde die Baubewilligung mit einer geringfügigen Abweichung erteilt. Auch die MA 19 ( Stadtgestaltung) hatte keine Einwände, sagt Cech – genauso wie die Anrainer, etwa die Sigmund-Freud-Universität.
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Die MA 19 habe das Projekt sogar ausdrücklich befürwortet, ergänzt Vicente, weil es einen Übergang vom Prater zum Universitätskomplex dahinter herstelle. Was die zwei direkt an das Grundstück Freudplatz 4 angrenzenden Hotels davon halten, dass ihre Gäste nun zum Teil auf einen Betonturm blicken, bleibt hingegen ein Geheimnis. In beiden Häusern möchte man sich auf KURIER-Anfrage explizit nicht zu dem Projekt äußern.
Wann die Öffentlichkeit sich ein Bild machen kann, ist ebenso unklar. Ursprünglich war die Eröffnung für Frühjahr 2023 geplant. Jetzt will sich Vicente auf keinen Termin festlegen.
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