Klar ist: Steigen die Ozonwerte, ist auch die Belastung für die menschliche Gesundheit – und insbesondere für die Atemwege – durch diese sekundären Luftschadstoffe „deutlich erhöht“, sagt Umweltmediziner Hans Peter Hutter von der MedUni Wien.
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Sekundär heißt in diesem Fall, dass ein Schadstoff nicht direkt ausgestoßen wird, sondern aus einer chemischen Reaktion entsteht (siehe Infobox unten).
Gefährliche Reizgase
Ozon ist aber nur die „Leitsubstanz“ für weitere Schadstoffe, darunter das Spurengas Peroxyacetylnitrat (PAN), das etwa für Augenreizungen in Zeiten hoher Ozonwerte verantwortlich ist. Solche Stoffe sind hoch reaktiv, wenn sie auf menschliches Gewebe treffen, sagt Hutter: „Das sind äußerst starke Reizgase.“
So viel zur Theorie, doch wie hoch sind nun die Ozonwerte in und um Wien? Am Montag wurden die höchsten Werte am Hermannskogel und in Liesing mit jeweils knapp 190 µg/m³, am Dienstag in Klosterneuburg mit 198 µg/m³ im Einstundenmittel gemessen, womit die gesetzliche „Informationsschwelle“ von 180 Mikrogramm überschritten wurde – was zur verpflichtenden Meldung des Ozonwarndienstes der Stadt führte.
Schwellenwert
Ob diese Schwelle eventuell zu hoch angesetzt ist, darüber scheiden sich die Geister. Der „Zielwert für den Schutz der menschlichen Gesundheit“ laut Ozongesetz liegt mit 120 µg/m3 um ein Drittel niedriger – wenn auch als Mittelwert über acht Stunden. Und auch „die Vorsorgewerte liegen deutlich darunter“, sagt Hutter.
So empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation maximal 100 µg/m3 im Achtstundenmittel. Um Wien lag dieser Wert am Montag bei 154 µg/m3. Langfristig, so Hutter, zeige der internationale Trend aufgrund der ernsthaften Einflüsse auf die Gesundheit in Richtung niedrigerer Grenzwerte.
Heinz Tizek, Leiter des Bereichs Luftreinhaltung der Wiener MA 22 (Umweltschutz), sieht keine Notwendigkeit, die Grenzwerte zu senken. Auch sei keine Änderung auf EU-Ebene geplant.
Komplexe Mechanismen
Ohnehin sei es auch nicht möglich, einen Knopf zu drücken – etwa früher dazu aufzufordern, weniger mit dem Auto zu fahren – und dadurch die Konzentration zu senken. „Ozonchemie ist so komplex, sie füllt ganze Lehrbücher“, sagt Tizek.
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Zudem seien die aktuellen Überschreitungen ausschließlich kleinräumig – und schnell wieder vorbei.
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