"Operation Sudoku": Riesiger Schwindel bei Sprachprüfungen

Polizei und Feuerwehr im Einsatz
Verdächtige sollen zu Tests angetreten sein und die Zeugnisse vermittelt haben. Das soll Sozialleistungen gebracht haben.

70 Beamte verschiedener Grazer Polizeiinspektionen hatten Dienstagfrüh einen Großeinsatz: Sie nahmen an mehreren Standorten zeitgleich vier Verdächtige fest. Eine laut Innenministerium "nigerianische Tätergruppe" soll Aslywerbern gefälschte Zeugnisse für Sprach- und Integrationsprüfungen vermittelt haben - die Verdächtigen, drei Männer und eine Frau, traten einfach selbst zu den Prüfungen an.

Diese Dokumente sind nötig, um gewisse finanzielle Sozialleistungen des Staates zu erhalten. Sogar Staatsbürgerschaften sollen auf diese Weise erschlichen worden sein.

184 Prüfungen nicht rechtens

Polizei und Staatsanwaltschaft ermittelten ein Jahr, die "Operation Sudoku" gipfelte Dienstagfrüh in einer Razzia. Demnach wurden 523 Prüfungen von den Behörden nachgeprüft. Ergebnis: 184 Zeugnisse waren falsch. 61 davon wurden den vier in Graz lebenden Verdächtigen zugeordnet, gegen drei weitere Verdächtige aus anderen Bundesländern wird ebenfalls ermittelt.

Die Gruppe soll seit 2019 aktiv gewesen sein. Aufgeflogen ist der Fall durch eine aufmerksame Mitarbeiterin des Integrationsfonds, wo die Prüfungen absolviert werden müssen. Ihr fiel auf, dass ein Mann mehrmals zu verschiedenen Tests antrat, doch stets unter anderem Namen und mit anderem Ausweis.

Auch Pässe gefälscht

Um zu Prüfungen antreten zu könnnen, müssen Reisepässe vorgelegt werden. Doch auch diese waren laut Polizei gefälscht. Und zwar sollen die Pässe in Nigeria erzeugt und nach Österreich gebracht worden sein.

Eine exakte Schadensumme konnte die Polizei am Dienstag nicht nennen, die Rede war aber von einer "sechsstelligen Summe".

 

"Sozialleistungen sind ein wichtiger Eckpfeiler unserer Gesellschaft", merkte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) zu dem Fall an. "Es gibt jedoch auch Menschen, die ohne Anspruch Leistungen beziehen wollen."

2019 wurden 2.255 Fälle aufgedeckt

Um dieser Art von Betrug etwas entgegensetzen zu können, sei vor zwei Jahren im Bundeskriminalamt eine eigene Arbeitsgruppe gegründet worden. Durch diese Task Force seien im Vorjahr 2.255 Fälle aufgedeckt worden, teilte Nehammer mit. Das sei ein Plus von 206 Prozent verglichen mit 2018. "Der Staat hat sich dadurch 11,5 Millionen Euro erspart", rechnete der Minister vor.

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