OÖ springt bei 1-2-3-Ticket auf und bekommt eine Stadtbahn
Wahljahre können mitunter Bremsen lösen. Ein solches steht heuer in Oberösterreich auf Landes- und Kommunalebene an. In Linz wurde am Freitag ein 540 Millionen Euro schweres „Mobilitätspaket“ von Bund, Land und Stadt Linz präsentiert.
Die Vorstellung teilten sich neun Vertreter aller Ebenen und – nicht alltäglich – von vier Parteien (ÖVP, Grüne, FPÖ und SPÖ). Immerhin gab es ein Projekt zu präsentieren, dass seit Jahrzehnten diskutiert wurde und das nun auf Schiene kommt: die Regional-Stadtbahn Linz.
„Ein Projekt für Generationen“, wie ÖVP-Landeshauptmann Thomas Stelzer meinte und eingestand, dass es einen „großen Vorlauf hatte“. Möglich wird das von Land und Stadt forcierte Öffi-Vorhaben nur durch die Beteiligung vom Bund. Der plane bei der Regionalstadtbahn „bis zu 50 Prozent der Kosten zu übernehmen“, erklärte Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne).
Im Gegenzug haben sich Bund und Land darauf geeinigt, dass Oberösterreich beim 1-2-3-Ticket an Bord ist. Gewessler hat somit für die österreichweite Stufe (Nutzung von allen Öffis im ganzen Land für einen Jahrespreis von 1.095 Euro) nach Salzburg, Tirol und Vorarlberg mit dem vierten Bundesland eine Grundsatzvereinbarung beschlossen.
Das Land will zudem noch heuer eine Öffi-Jahreskarte für das eigene Bundesland inklusive der Kernzone Linz an den Start bringen, wie es sie bei den drei westlichen Nachbarn bereits gibt. Bis 30. April wollen Stelzer und Gewessler die Umsetzungsverträge finalisieren.
Die Kosten für die Regionalstadtbahn betragen rund 500 Millionen Euro, die zur Hälfte vom Bund bezahlt werden. Den Rest teilen sich Land und Stadt im Verhältnis 85 zu 15 Prozent. Teil des Mobilitätspakts ist aber auch noch der Ausbau des innerstädtischen O-Bus-Netzes. Die Kosten dafür teilen sich Stadt und Land im Verhältnis 40:60 auf.
Bis die neuen Linien in Betrieb gehen, dauert es laut dem Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) maximal zwei Jahre. Was die S-Bahn, die künftig auf zwei Linien durch die Stadt führen soll, betrifft, geht der Landeshauptmann davon aus, dass „2027 vom ersten Teil der Linie vom Hauptbahnhof“ gefahren werden kann.
Künftig soll in Linz die Mühlkreisbahn von Urfahr bis zum Hauptbahnhof durchgebunden werden, eine weitere S-Bahn vom Hauptbahnhof zur Universität führen bzw. in weiterer Folge ins Mühlviertel verlängert werden.
Damit soll der Pendlerverkehr zwischen Stadt und Umland verstärkt über die Schiene abgewickelt werden können. Die Hälfte der 220.000 Menschen, die in Linz arbeiten, sind Pendler.
Achillesferse der Stadt
Die Stadtgrenze wird jeden Tag von 300.000 Autos überquert. „Diese Stadt hat eine Achillesferse, das ist die Verkehrsinfrastruktur“, begründete Luger den dringenden Bedarf für die Regional-Stadtbahn.
„Einen öffentlichen Verkehrstraum“ sieht FPÖ-Verkehrslandesrat Günther Steinkellner mit dem Projekt verwirklicht. Der Linzer FPÖ-Verkehrsstadtrat Markus Hein sprach von einem „historischen Tag“.
Den wird wohl auch Gewessler feiern, wenn sie, wie angekündigt, noch in diesem Jahr das 1-2-3-Ticket lancieren kann. Fünf Bundesländer muss sie noch überzeugen.
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