Kindesmissbrauch im Netz: 64 Verdächtige in Österreich ausgeforscht
Der Polizei ist erneut ein Schlag gegen Kindesmissbrauch im Netz gelungen: Mehr als 90.000 Online-Konten mit kinderpornografischem Material konnten bei der internationalen Polizeioperation „Heketara“ weltweit identifiziert werden. Das wurde am Mittwoch bekannt.
In Österreich wurden laut ersten Erkenntnissen 64 Verdächtige ausgeforscht, die solches Material besaßen oder weitergaben. Wie das Bundeskriminalamt auf KURIER-Anfrage bestätigte, konnten die meisten Tatverdächtigen - 16 - in Niederösterreich ausgeforscht werden, zehn waren es in der Steiermark sowie neun in Wien. Doch betroffen sei laut Bundeskriminalamtssprecherin, Silvia Kahn, "jedes Bundesland".
Aufgrund der Vielzahl der Akten wurde ein Großteil der Ermittlungen österreichweit von den diversen Polizeiinspektionen in den Bundesländern geführt. "Es muss zig Terabyte an Daten von Computern und Festplatten ausgewertet werden. Allein diese Arbeit nahm Monate in Anspruch", schildert dem KURIER ein Kriminalist. Dass mit 16 der insgesamt 64 Verdächtigen die größte Zahl in Niederösterreich angefallen ist, sei purer Zufall. "Es handelte sich um Einzeltäter, die nicht als kriminelle Vereinigung agiert haben. Der Großteil hat kinderpornografisches Material konsumiert", sagte ein Insider der Kripo.
Bei einem der 64 Verdächtigen, handelt es sich um einen 34-jährigen Mann aus Salzburg, der im Jahr 2019 seine damals vierjährige Tochter sexuell missbraucht haben soll. Der Vater soll Fotos von dem Missbrauch angefertigt und diese einem Pädophilen in Deutschland online zur Verfügung gestellt haben.
Im Mai 2021 wurde der Mann nach einem Hinweis der Kölner Sonderkommission (BAO) Berg festgenommen. Schon im vergangenen Oktober wurde er zu 20 Monaten teilbedingter Haft, davon fünf Monate unbedingt, verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Der Mann war bereits vor einem Jahr wegen des Besitzes von Kinderpornos zu drei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Bei beiden Urteilen erfolgte die Weisung, dass er eine Psychotherapie in Anspruch nehmen muss.
"Es waren sehr intensive Ermittlungen und die Landeskriminalämter konnten bundesweit viele Verdächtige ausforschen. Die Ermittlungen im Rahmen dieser Operation wurden bereits im vergangenen Jahr abgeschlossen“, erklärte die Sprecherin des Bundeskriminalamts, Silvia Kahn.
Provider schlug Alarm
Zurück zur Operation "Heketara": Ihren Ausgang nahm sie bereits im Oktober 2019, nachdem ein Provider darauf aufmerksam geworden war, dass eine seiner Plattform dazu genutzt wurde, um Aufnahmen von sexuellem Missbrauch von Kindern online zu teilen.
Unter der Leitung des Te Tari Taiwhenua Department of Internal Affairs (DIA) in Neuseeland beteiligten sich schließlich internationale Strafverfolgungsbehörden und Bundespolizeien sowie die Polizeibehörden Europol und Interpol an den Ermittlungen. In Österreich war das Referat für Sexualstraftaten und Kinderpornografie im Bundeskriminalamt im Jahr 2020 federführend. Es wurden insgesamt mehrere hundert Ermittlungen eingeleitet.
Hohe Strafen für Kindesmissbrauch
Die Verbreitung von Kinderpornografie wird mit einer Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren, der Erwerb und Besitz mit einer Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren geahndet. "Jeder Herstellung kinderpornografischer Darstellung geht der sexuelle Missbrauch eines Kindes voraus. Dieser ist – je nach Schwere – mit einer Freiheitsstrafe bis zu 15 Jahren bedroht", erklärte das Bundeskriminalamt in einer Aussendung am Mittwoch.
Mehr als 1.900 Anzeigen im Vorjahr
Im Vorjahr wurden in Österreich insgesamt 1.921 Anzeigen wegen pornografischer Darstellung Minderjähriger bei der Polizei registriert, was den Höchststand der letzten zehn Jahre bedeutet. 2020 wurden 1.702 Anzeigen erstattet. Die Aufklärungsquote lag bei 92,4 Prozent.
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