Olympia fällt auch österreichweit durch

Olympia fällt auch österreichweit durch
53 Prozent sagen Nein zu Olympia in Wien. Ex-ÖVP-Chef Busek fordert ein Gesetz gegen Alibi-Fragen.

Olympia 2028 wird nicht in Österreich stattfinden. Mit einer satten Mehrheit von 71,9 Prozent haben die Wiener gegen die Bewerbung gestimmt. Doch nicht nur in Wien überwiegt die Skepsis gegenüber dem Großereignis. Laut OGM-Umfrage für den KURIER hätten auch die Österreicher Olympia durchfallen lassen.

„Wir sehen auch bundesweit eine klare Ablehnung, die aber nicht so stark ausgeprägt ist wie in Wien“, sagt Karin Cvrtila vom OGM-Institut. 53 Prozent der Befragten sind dagegen, die olympischen Spiele in der Bundeshauptstadt auszutragen. Warum ist die Ablehnung geringer als in Wien? „Die anderen Bundesländer sind weniger betroffen, weil sie es nicht zahlen müssen“, glaubt Cvrtila. Auffällig ist: Vor allem höher Gebildete und Menschen über 50 lehnen eine Bewerbung ab. „Bei diesen Gruppen standen vor allem die Kosten im Vordergrund“, sagt die Meinungsforscherin. London hat in Olympia 2012 umgerechnet 11,5 Milliarden Euro investiert.

Cvrtila attestiert den Österreichern eine gesunde Portion Skepsis – und verweist auf zu hohe Versprechungen etwa bei der Ski-WM in Schladming. Generell sei das Thema schlecht kommuniziert worden: „Es wurde nicht ausreichend erklärt, wie die Veranstaltung konkret aussehen und was sie bringen könnte“, sagt die Meinungsforscherin. Und fügt an: „Zudem war für die Menschen der Zeitraum bis 2028 schwierig zu bewerten.“

„Pflanzerei“

Die Lehre für künftige Volksbefragungen sollte sein, Pro und Contra umfassend darzustellen, befindet Cvrtila. ÖVP-Urgestein Erhard Busek hingegen wünscht sich, dass es „Pflanzereien“ wie die Olympia-Befragung künftig gar nicht mehr gibt. Die gesamte Volksbefragung habe die Demokratie beschädigt. Mit Verweis auf die Parkpickerl-Frage wünscht sich Busek ein Gesetz, das klare Ja/Nein-Fragen vorschreibt.

Olympia fällt auch österreichweit durch

Die Steuerzahler, vor allem jene in Westösterreich, dürfen beruhigt sein. Mit ihrem Geld wird Wiener Großmannsucht nicht befriedigt, werden keine ausländischen Olympia-Bonzen bestochen, kann Wiens Bürgermeister Michael Häupl kein Denkmal in Form eines Superstadions gesetzt werden.

Die Wiener haben mit deutlicher Mehrheit gegen eine Olympia-Kandidatur für die Sommerspiele 2028 gestimmt.

War es ein Volks-Entscheid gegen Hochstapelei, verdient er Applaus. Steckt generelle Sportaversion dahinter, muss ich als Sportjournalist das klare Nein ebenso bedauern wie der oberste Rathausmann, obwohl wir 2028 vermutlich ohnehin keinen Ausgang vom Altersheim bekommen würden.

Häupl kam auf die Olympia-Idee sicher auch deshalb, weil er weiß, dass sich hierzulande bald nur noch mit internationalen Topveranstaltungen eine Verbesserung der Infrastruktur rechtfertigen lässt. Vielerorts ist das Kulturbudget längst höher als jenes vom Sport, der auch selbst schuld trägt (Fan-Skandale, überhöhte Gagen, Doping) an seinem Negativ-Image.

Doch hier sollen nicht Kultur und Sport auseinanderdividiert, sondern nur davor gewarnt werden, dass fehlende Sportplätze und übergewichtige Jugendliche den Staat längerfristig ähnlich viel Geld kosten wie eine absurde Olympia-Bewerbung. Nach deren Ablehnung gehört erst recht mehr Bewegung rein ins Land.

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