Fitness-Boom: Österreicher schwitzen sich in Höchstform

Fitness-Boom: Österreicher schwitzen sich in Höchstform
Die Zahl der Fitnessklubs hat sich in zehn Jahren verdoppelt. Discounter locken mit Billigtarifen, Blogger mit Sixpack.

Alexandra Kraus hängt das Handtuch über die Seitenstange des Steppers, steckt die Trinkflasche in die Halterung und drückt auf „Quick Start“. Eigentlich hat sich die 25-Jährige immer für einen Sportmuffel gehalten. Aber vor zwei Jahren hat sie sich noch einmal einen Ruck gegeben. Weil sie am Abend zwar vom Lernen oft müde, aber körperlich unausgelastet war. Weil auf Instagram immer wieder diese Bilder der sportlichen Blogger auftauchten. Und weil das auf einmal alle machten.

Mittlerweile geht die Wienerin mit ihrem Freund vier Mal die Woche ins „Fit Inn“ in der Hofmühlgasse (6. Bezirk). Zuerst Cardio-Training am Stepper, anschließend Krafttraining an den Geräten. „Abwechselnd Übungen für Popsch und Bauch“, sagt Kraus und lacht, bevor sie in die Pedale tritt.

Fitness-Boom: Österreicher schwitzen sich in Höchstform

Mit ihren regelmäßigen Sporteinheiten gehört sie zu einer immer größer werdenden Gruppe. 750.000 Österreicherinnen und Österreicher sind Mitglied in einem Studio. Seit etwa drei Jahren steigt diese Zahl stetig um jeweils sechs Prozent an. Die Zahl der Fitnessstudios hat sich zudem in zehn Jahren verdoppelt. Aktuell gibt es 1185 Klubs, den Großteil davon in den Ballungszentren im Osten des Landes.

Muskelkraft

Eine „sehr erfreuliche Entwicklung“, findet Gerhard Span, Obmann des Fachverbands der Freizeit- und Sportbetriebe in der Wirtschaftskammer Österreich. Zum einen sei sie einem generellen Fitnesstrend zuzuschreiben. „Die Menschen haben erkannt, dass es sich auszahlt, in Fitness zu investieren“, sagt Span. Und zwar nicht nur in Ausdauersport, um das Herz- Kreislauf-System zu stärken, sondern immer mehr in Krafttraining. „Weil die Muskulatur einfach der Träger des Körpers ist.“

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Dazu kommt: Discounter-Ketten wie „Fit Inn“ oder „Clever Fit“ haben den Markt für eine neue Zielgruppe geöffnet. Für Sportler, die nicht viel Geld ausgeben möchten und auf Kurse, Sauna und Trainer der „All In“-Clubs verzichten können. Viele der Sportler holen sich die Tipps ohnehin aus YouTube-Tutorials.

Das Internet ist für viele dabei nicht nur Informations-, sondern auch Motivationsquelle (siehe rechts) . Für Hobby-Sportlerin Alexandra Kraus sind es die Instagram-Fotos der Bloggerinnen Sophie Thiel und Sarah’s Day, die ihr Lust machen, auch ihren Körper an den Fitnessgeräten zu formen.

Längst sind Fitnessstudios keine Männerdomäne mehr. Nicht nur in Damenklubs, wie „Mrs. Sporty“ oder Yogastudios (siehe links unten) . Auch im klassischen Studio sitzen immer häufiger Frauen an Beinpresse, Butterfly- und Bauchmuskelmaschine.

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Wachstumsmarkt

Einige Geräte neben Alexandra Kraus tritt Inge Berthold in die Stepper-Pedale. Berthold geht jeden Tag eine Stunde steppen, manchmal noch eine Stunde Radfahren. Berthold ist 71 Jahre alt – und gehört damit zu jener Gruppe, die laut Martin Becker, Fitness- und Sportbetriebe-Obmann in der Wirtschaftskammer Wien, am stärksten wachsen wird: die Senioren. Einerseits, weil Menschen älter werden. Andererseits weil sich die Kräftigung des Rücken- und Stützapparats vor allem im Alter bezahlt mache.

Es gibt „Luft nach oben“, ist Becker überzeugt. Trotz der starken Steigerung sind „erst“ 8,6 Prozent der Österreicher Fitnessstudio-Mitglied. In Spanien haben indes bereits 10,9 Prozent der Einwohner eine Mitgliedschaft, in Deutschland sind es 12,3 Prozent und in Großbritannien beträgt die Quote sogar 14,1 Prozent.

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