Fitnessblogger: „Überlege genau, welches Foto ich poste“
Ein Oben-ohne-Foto im Tiroler Fitnessstudio, ein Badehosen-Foto in Bali, ein Daumen-hoch-Foto vor dem Fallschirmsprung in Dubai. Simon Mathis, 21 Jahre alt und Personal Trainer, ist aktuell der erfolgreichste Fitness-YouTuber Österreichs. 186.000 Fans haben seinen YouTube-Kanal abonniert, 360.000 Menschen folgen ihm auf Instagram.
Dabei hätte sich der Vorarlberger nie gedacht, dass er einmal davon leben könnte, als er vor fünf Jahren seine ersten Fitness-Blogeinträge verfasste. „Ich hab einfach mit dem Krafttraining begonnen, weil ich mich beim Fußballspielen immer wieder verletzt habe“, sagt Mathis. „Als ich dann die ersten Veränderungen gesehen habe, hab ich gedacht: ,Geil, das macht Spaß.‘“ Und diese Freude und sein neues Wissen wollte er teilen.
„Anfangs ging es 100 Prozent um Fitness. Dann wurden Themen wie Motivation und Persönlichkeitsentwicklung immer größer. Ich glaube, das ist auch das Erfolgsgeheimnis. Einen Wikipedia-Eintrag zitieren, das kann schnell jemand, aber mein Zugang zu dem Thema, meine persönlichen Gedanken, die berühren die Menschen.“
Unternehmerin mit 23
Bei der 23-jährigen Grazerin Klara Fuchs war es ähnlich. Sie hat vor fünf Jahren in einer Art Online-Tagebuch angefangen, ihren Alltag festzuhalten und andere Menschen zu einem gesunden und aktiven Lebensstil zu motivieren. Aus dem Hobby-Projekt ist ein Unternehmen mit mehreren Mitarbeitern geworden. Heute betreut die Sportstudentin und Triathlon-Trainerin neben ihrem Blog einen Podcast und einen YouTube-Channel, hält aktuell bei 50.000 Instagram-Followern und hat soeben den Vertrag für ein Buch unterschrieben.
Dass mit der Reichweite und der Bekanntheit auch die Verantwortung größer geworden ist, ist den „Fitfluencern“ (Social Media Stars mit Fitnessfokus) bewusst. „Ich weiß, dass ich viele junge Follower habe und versuche, als gutes Beispiel voran zu gehen“, sagt Klara Fuchs. Bei Trainingsvideos müsse die Übung natürlich korrekt ausgeführt werden. „Und ich überlege genau, welche Fotos und Videos ich hochlade.“
Denn der Grat zwischen Bewunderung für einen Instagram-Star und Stress oder Überforderung, weil man selbst nicht so perfekt ist, ist ein schmaler. „ Instagram ist leider sehr oberflächlich“, sagt Mathis. „ Da kommen die Personen schnell perfekt rüber und man bekommt vielleicht Minderwertigkeitskomplexe. Deshalb ist es mir wichtig, mein echtes Leben zu zeigen. Dass ich manchmal Burger ess. Dass ich mühsame Termine habe und dann schlecht drauf bin.“
Generell sieht Mathis aber eher die positiven Seiten von Social Media: „Ich finde es ist eine megageile Chance. Man kann so schnell, andere Lebensmodelle kennenlernen und sich dann Schnipsel fürs eigene Leben rausziehen.“ Anna-Maria Bauer
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