Oft langes Warten auf Bus und Bahn
Wir sind nicht zufrieden. Aber es ist ein Raunzen auf hohem Niveau", sagt Hermann Knoflacher vom Fahrgastbeirat der Wiener Linien über die öffentlichen Verkehrsmittel. So ähnlich fällt auch das bundesweite Resümee des VCÖ (Verkehrsclub Österreich) aus, der am Montag eine Studie über die Qualität der Öffis präsentierte. Die Quintessenz: Vieles ist gut, aber es gibt bei Bahn, Bus und Co. noch reichlich Verbesserungspotenzial – insbesondere in den Bundesländern. Um einen Ausbau der Öffis voranzutreiben, startete der VCÖ nun eine Unterschriftenaktion.
Laut Statistik Austria nutzen 26 Prozent der Bevölkerung über 15 Jahre häufig öffentliche Verkehrsmittel, weitere 32 Prozent zumindest einige Male pro Jahr. Damit liegt Österreich in Europa auf Platz drei: Nur in der Schweiz und in Tschechien sind Öffis noch gefragter. Und die Fahrgastzahlen steigen weiter an. "Doch damit dieser Trend anhält, sind umfassende Qualitätsverbesserungen notwendig", erklärt VCÖ-Experte Markus Gansterer.
Aufholbedarf
Quasi das Aushängeschild des öffentlichen Verkehrs ist laut VCÖ die Westbahnstrecke zwischen Wien und Salzburg – wo die Bahn punkto Reisezeit sogar den Pkw überholt. Großes Verbesserungspotenzial sieht man dagegen bei inneralpinen Bahnverbindungen. Etwa zwischen Graz und Linz, wo es pro Tag nur zwei direkte Verbindungen gibt ("Wenn es kein vertretbares Verhältnis von Kosten und Nachfrage gibt, können wir nicht noch mehr Züge anbieten", sagt dazu ÖBB-Sprecher Michael Braun).
Der ländliche Raum ist punkto Öffi-Qualität überhaupt ein Sorgenkind, betont Gansterer. Zum Teil müssten erhebliche Lücken im öffentlichen Verkehrsnetz geschlossen werden, zum Teil vermisse man Mindeststandards. Wenn etwa Bushaltestellen weder über Dach, noch Fahrgast-Information verfügen.
In Ballungsräumen steht dagegen die Kapazitätserweiterung im Vordergrund. Ideales, weil leistungsstarkes Verkehrsmittel sei hier die S-Bahn. "Doch ausgerechnet der zweitgrößte Ballungsraum – Linz/Wels – hat keine", beklagt Gansterer.
Im Interesse der Fahrgäste fordert er neben Angebots- und Kapazitätserweiterungen unter anderem mehr Komfort in den Öffis, einen möglichst leichten Zugang zu anderen Verkehrsmitteln, ein einheitliches Tarifsystem sowie einen verbindlichen bundesweiten Taktfahrplan. Finanziert werden könne dies laut VCÖ "durch zweckgewidmete Steuereinnahmen aus Umsatzsteuer, Mineralölsteuer und Maut".
Hohes Niveau in Wien
Im Österreich-Vergleich schneidet Wien zwar gut ab – die Wiener Linien investieren aktuell fast 460 Millionen Euro in U-Bahn-Ausbau sowie die Modernisierung der Infrastruktur. Für Fahrgastbeirat Knoflacher bedarf es aber trotz "hohen Niveaus" weiterer Optimierungen. "Wünschenswert wären zum Beispiel mehr eigene Busspuren. Oder Halteverbote entlang von Straßenbahnlinien – denn schlampige Parker behindern die Bim. Außerdem gehört die Fahrgast-Information verbessert. Insbesondere im Störungsfall."
Leseraufruf
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Link: VCÖ-Initiative
Die aktuelle Befragung zur Mariahilfer Straße nahm man beim Markt- und Meinungsforschungsinstitut "TNS Info Research Austria" zum Anlass für eine Online-Erhebung. Repräsentativ für die österreichische Bevölkerung im Alter von 18 bis 65 Jahren wurden online 500 Personen befragt, welche Verkehrsmittel von der öffentlichen Hand besonders gefördert werden sollten. Und ob eher in den Auto- oder den Radverkehr zu investierten wäre.
Gleich vorweg: Die Mehrheit der Befragten tendiert zu Öffis und Fahrrad.
Insgesamt am stärksten ist der Wunsch nach besonderer Förderung von öffentlichen Verkehrsmitteln – hier plädieren rund 50 Prozent für Bahn- und 45 Prozent für Bus-Subventionen. In Wien liegen Straßenbahn und U-Bahn deutlich vor dem Auto.
Bundesweit sprechen sich dagegen nur 42 Prozent für die Stärkung des Autoverkehrs aus. In der Bundeshauptstadt fällt dieser Wunsch mit 28 Prozent allerdings deutlich geringer aus.
Beim Fahrradverkehr wären dagegen 56 Prozent für stärkere Förderungen in Zukunft. Wobei die Tendenz in den Bundesländern mit zum Teil mehr als 60 Prozent sogar noch ausgeprägter ist, als in Wien (43 %).
Es sind übrigens eher die jüngeren Leute – unter 35 – die pro Rad eingestellt sind.
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