NS-Lager in Graz: Neue Funde

Die Bauarbeiten wurden vorerst unterbrochen
Sie stehen unter provisorischem Denkmalschutz und stoppen vorerst Bau eines Jugendzentrums.

Die Archäologen wussten, was sie bei den Bauarbeiten für ein Jugendzentrum erwarten könnte: Die Entdeckung von Resten jenes NS-Lagers, in dem im Zweiten Weltkrieg 5000 bis 6000 Zwangsarbeiter untergebracht waren. 35 Menschen wurden nachweislich im "Lager V", heute bekannt als "Lager Liebenau", ermordet.

Tatsächlich wurden vor Kurzem brisante Fundstücke freigelegt. Auf einer Länge von 30 Metern ist der sogenannte Luftschutz-Deckungsgang des Nazi-Lagers entdeckt worden. Er sei "sehr gut erhalten", wie es seitens der Wissenschafter hieß.

"Dieser Gang ist im Gesamtkontext eine Besonderheit" beschreibt Archäologe Gerald Fuchs: Belüftungsschächte, Wandhalterungen für Kerzen, Notausstiege alles noch da. Bernhard Hebert, zuständiger Abteilungsleiter für Archäologie, reagierte prompt und ließ die Stelle provisorisch unter Schutz stellen. Damit sind die Bauarbeiten vorerst gestoppt. Es könne aber weitergebaut werden, sobald die Pläne adaptiert würden.

Kraftwerk liegt nahe

Diese Entscheidung könnte aber auch spannend werden für ein anderes Projekt. Das geplante Jugendzentrum liegt am Grünanger, nur ein kleines Stück östlich des Puchsteges: Jene schmale Brücke, über die die Zwangsarbeiter zuweilen auch gehen mussten und der für das neue Murkraftwerk in Graz-Puntigam abgetragen werden muss.

Auch auf dem Baustellengelände der Staustufe südlich des Puchsteges fanden sich bereits Überreste des NS-Lagers. Hier handelt es sich um Fundamentteile der Baracken. Angesichts des neuen Fundes ein Stückchen weiter die Mur hinauf bestätigt sich die Einschätzung der Archäologen vom März, in denen sie von einem "sensiblen Gebiet" sprachen.

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