Norwegen: Wie in einer Netflix-Serie

Norwegen: Wie in einer Netflix-Serie
Claudia Schanza, eine Medientrainerin, Journalistin und Moderatorin aus Wien, ist in Norwegen gestrandet.

In unserer neuen Serie "E-Mail aus..." berichten Österreicherinnen und Österreicher aus aller Welt davon, wie sie die Corona-Krise wahrnehmen - und wie sie zurück nach Hause kommen.

Mefjord Brygge, ein tiefgekühltes Fischerdorf auf der norwegischen Insel Senja. Da saßen wir in den vergangenen Tagen im Eissturm fest und fühlten uns wie unfreiwillige Darsteller einer Netflix-Serie. Wir, das sind vier Frauen aus Innsbruck, Wien, München und Den Haag.

Gemeinsam mit unseren zwei Bergführern sind wir der Verkäuferin des kleinen Supermarkts in Senjahopen wahrscheinlich ähnlich suspekt wie ein paar arme Chinesen vor zwei Wochen in der Wiener U-Bahn. Zum Glück sind die Nordnorweger gastfreundlich.

Nach einem halben Jahr Vorfreude war bereits am dritten Urlaubstag Schluss mit lustig gewesen. Da bist du endlich am Ziel deiner Träume, den grandiosen gefrorenen Wasserfällen in einsamen verschneiten Buchten, hörst die Brandung des Nordmeers – und es gibt nur noch ein Thema: Wie kommen wir wieder heim? Und wann? Zu welchem Preis?

Ein Paar aus Garmisch-Partenkirchen hatte sich von uns verabschiedet, um am nächsten Tag nach einer Odyssee wieder hier aufzukreuzen. Wir wollten lieber die regulären Rückflüge wahrnehmen. Vor einer Woche hatten wir uns als Auslandsreisende auf der Seite des Außenministeriums registriert, was uns zu einem Fall für die Statistik machte, aber sonst keine Wirkung hatte.

Dazwischen hatten wir neue Flüge gebucht, mit der Fluglinie Norwegian auf der Route Narvik – OsloMünchen, weil es keine Wien-Flüge mehr gab. Kurz nach der Abbuchung der Kreditkartenfirma kam die Nachricht auf unsere Handys: Flight cancelled.

Über mehrere Stationen heim

Wir sollten auf den Flug von Tromsø ausweichen. Während ich noch meine Kreditkarte suchte, buchten die anderen schneller. Doch als ich die Karte endlich gefunden hatte, war bei ihnen bereits die nächste Flugabsage eingelangt.

Warum wir nicht schon früher einen vorzeitigen Flug gebucht hatten? Die Quartiergeber hatten uns von Polizeikontrollen an der Brücke von Senja zum Festland erzählt. Wir bekamen die Regierungsinfo ausgedruckt, dass wir nach der Ankunft mindestens 14 Tage am selben Platz, am besten im Haus, bleiben müssen.

Jetzt sind wir auf dem Weg nach Tromsø und hoffen, mit Lufthansa via Frankfurt nach München zu fliegen. Und dann hoffentlich per Bahn nach Wien.

Kommentare