Der 58-Jährige will die Nautik revolutionieren. „Beim Segeln sitzt man im Moment in einem Kunststoffgefäß, wo man giftige Dämpfe einatmet“, so der Profiskipper. Dabei sei das nicht notwendig, die Vulkanfaser in Verbindung mit einem speziellen Epoxidharz einer österreichischen Firma und Balsahirnholz sei nachhaltig und gesundheitlich unbedenklich. Dass auch die Qualität stimmt und das Material unter schweren Belastungen – wie etwa bei Kollisionen mit Treibeis – standhält, will er beim Weltrekordversuch allen Zweiflern demonstrieren.
Es ist der dritte Anlauf für das Vorhaben, das unter dem Namen „Ant-Arctic-Lab“ läuft. 2018 musste er kurz nach dem Start umkehren: „Vieles auf der Yacht sind Entwicklungsprodukte und wenn man merkt, dass etwas nicht funktioniert, wie es sollte, heißt es zurück an den Start und Hausaufgaben machen.“ Und so geschah es.
Beim zweiten Versuch ein Jahr später haben Sedlacek Koch dann Sturmböen überrascht und es gab Schäden bei der Besegelung. „Die Nordwestpassage hat noch nie jemand einhand durchsegelt, entweder ist zu viel oder zu wenig Wind, da sollte alles passen“, erklärt er. Bei der Arktis gibt es nur ein bestimmtes Zeitfenster, wo das Eis offen ist, „wenn man davor schon Zeit verliert, ist es besser, man fährt nicht ein, sonst könnte man eingeschlossen werden“, erläutert Sedlacek Koch eines der bestehenden Risiken.
Bis zum Start am 18. Juli werden er und sein Team die Zeit nutzen, um noch einiges an Bord zu optimieren. „Im besten Fall bin ich sechs Monate unterwegs, alles, was aber länger als sieben Monate ist, ist ein Wettlauf gegen die Zeit“, erklärt der Niederösterreicher.
Neben Ersatzteilen und Reparaturmaterial hat er 600 Kilogramm Verpflegung in 60 Containern mit. Das soll für 300 Tage reichen. „Selbst wenn sich etwas verzögert, weil Dinge brechen und repariert werden müssen, oder etwas Unvorhersehbares passiert, möchte ich nicht abbrechen müssen, weil ich zu wenig Nahrung mithabe“, betont der ehemalige Straßenbahnfahrer. Er war schon einmal 142 Tage lang allein auf See, noch einmal mindestens zwei Monate länger sollen es diesmal sein.
Viele Extremsituationen hat er bei seinen Missionen und Rennen (er nahm mehrmals an der Vendée Globe teil, sie gilt als die härteste Einhandregatta der Welt) erlebt und gemeistert. Die schlimmsten Situationen in seiner Segellaufbahn waren für ihn aber jene, wenn er Projekte abbrechen musste. „Nach allen schweren, angsteinflößenden Stürmen stellt sich ein Erfolgsgefühl ein, wenn man es geschafft hat und erfolgreich durchgetaucht ist. Auch wenn man erschöpft ist, weil es mehrere Tage gedauert hat. Wenn man aber aufgeben und umdrehen muss, ist das nicht so, das sind die traurigen Situationen.“
Er hofft, beim dritten Anlauf mit seiner Rennjacht nicht wieder umkehren zu müssen. Einen „Testlauf“ für das Material gab es bereits. Mit dem weltweit ersten Vulkanfaser-Prototypen, genannt Open16, der nur 4,9 Meter lang war, wagte Sedlacek Koch im Jahr 2015 zwei Rekordfahrten über den Atlantik.
Wegen gravierender Probleme mit der Stromversorgung und Elektronik musste er in Spanien anlaufen. Danach war die Zeit soweit fortgeschritten, dass sein Sohn Harald Sedlacek übernahm, während er selbst sich um die Vermarktung seines Material- und Jachtbaukonzeptes bemühte. Harald Sedlacek beendete beide Nonstop-Atlantiküberquerungen erfolgreich.
Norbert Sedlacek Kochs Antrieb für das durchaus riskante Projekt „Ant-Arctic-Lab“ ist einerseits „die persönliche Challenge, etwas noch nie Dagewesenes zu schaffen“, andererseits „den Platzhirschen am Markt zu zeigen, was unser Material kann.“
Kommentare