NÖ Zukunft: „Die Menschen dürfen nicht den Mut verlieren“
Niederösterreich erarbeitet sich eine neue Landesstrategie 2030 und zum Auftakt am Flughafen saßen zwei Deutsche auf dem Podium: Fernsehmoderatorin Nina Ruge, die sich auch in vielen sozialen und karitativen Organisationen engagiert, und Ex-Vizekanzler Sigmar Gabriel, der fast acht Jahre lang Vorsitzender der SPD gewesen ist.
Veränderung dürfe keine Supermenschen brauchen
Von beiden erhofften sich die Veranstalter eine internationale Außensicht für den Strategieprozess. Von Sigmar Gabriel kam am Ende der Veranstaltung auch der für den Erfolg entscheidende Satz: „Wir müssen aufpassen, dass wir zur Veränderung der Welt keine Supermenschen brauchen.“
Dieser Satz machte das Prickeln des Abends aus, weil es die Reaktion von Gabriel auf die Ausführungen von Nina Ruge war. Diese hatte zuvor von lebenslangem Lernen, von neuen Herausforderungen, von notwendigen Attacken auf die Theorien in den Sozialen Netzwerken gesprochen. Das war Gabriel teilweise zu hoch gestochen, weil „die Gesellschaft braucht Sicherheit im Wandel“. Man müsse es schaffen, „dass Menschen den Mut nicht verlieren, bei der Veränderung dabei zu sein“. Da gehe es nicht nur um Eliten, sondern auch um die Kassierin an der Supermarktkasse.
Keine Angst vor Veränderung
Es dürfe nicht so sein, dass mancherorts „selbst das Schlechteste bleiben soll, weil man es kennt“. Vor allem im Osten von Deutschland sei das der Fall, weil die Menschen dort schon so viele Veränderungen mitmachen hätten müssen. Gabriels Wunsch in Richtung Zukunft: „Wir wollen Menschen sein, die keine Angst vor Veränderung haben.“
Bei Nina Ruge merkte man, dass sie über Gabriels Worte nicht wirklich erfreut war. Deswegen hängte der Ex-Politiker jenen Satz noch an, mit dem Nina Ruge ihre ZDF-Moderationen immer wieder geschlossen hatte: „Alles wird gut.“
Große Bürgerbefragung
Die Landesstrategie 2030 war in der Landesregierung von allen Regierungsparteien – ÖVP, SPÖ, FPÖ – beschlossen worden. Was Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner von dem Slogan „Mein Land denkt an morgen“ erwartet, erklärte sie am Flughafen dem Auditorium. Geladen waren Vertreter der Politik, der Wirtschaft, der Verwaltung, der Kirche und der Gesellschaft.
Mikl–Leitner: „Wir starten etwas ganz Besonderes.“ Erstens soll ein großer Bürgerbeteiligungsprozess gestartet werden, den Politikwissenschafter Peter Filzmaier leitet. In diesem Zusammenhang ist im Herbst eine große, landesweite Befragung geplant. Ein zweiter Bereich ist die Wissenschaft. Dafür verantwortlich ist Christoph Badelt, Chef des Instituts für Wirtschaftsforschung. Und dann gibt es einen Block mit „Opinion Leaders“. Unter der Leitung von Steffi Burkhart. Da sollen Experten – auch internationale wie am gestrigen Abend – zu Wort kommen.
Global denken, regional handeln
Am Ende des Prozesses wird es einen Zukunftsreport geben, der im Mai oder Juni des kommenden Jahres veröffentlicht wird. Mikl-Leitner bei der Auftaktveranstaltung euphorisch: „Die Reise beginnt jetzt, hier und heute.“ Der Flughafen Wien-Schwechat war bewusst als Veranstaltungsort ausgesucht worden. „Der Flughafen ist der Dreh- und Angelpunkt in die Welt“, sagte die Landeshauptfrau. Es gehe darum, global zu denken und regional zu handeln.
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