Unwetter: Verheerende Schäden von Tirol bis Niederösterreich
Schwere Unwetter haben in den vergangenen Tagen vor allem in Tirol, aber auch in Salzburg, Ober- und Niederösterreich für zum Teil verheerende Schäden gesorgt. Alleine für Tirol bezifferte die österreichische Hagelversicherung den Schaden mit etwa 1,2 Millionen Euro. Die Wetterlage ist laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) dabei noch keineswegs entspannt.
Die Aufräumarbeiten nach den verheerenden Unwettern im Sellrain- und im Paznauntal in Tirol werden wohl mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Denn teilweise waren Häuser bis in den ersten Stock mit Schlamm, Schotter und Erdreich verschmutzt, Straßen unterspült bzw. weggerissen und Gebäude von Muren umschlossen, berichtete ein Sprecher des Bundesheeres am Dienstag.
Zu zahlreichen Unwettereinsätzen mussten in der Nacht auf Dienstag auch die Feuerwehren in Ober- und Niederösterreich ausrücken. In Oberösterreich wütete das Unwetter vor allem in den Bezirken Grieskrichen, Eferding, Gmunden, Vöcklabruck und Wels-Land. Häuser, Firmengebäude und Straßen wurden überflutet, zum Teil stand das Wasser bis zu 80 Zentimeter hoch. Im Zentralraum war vom Unwetter hingegen kaum etwas zu spüren.
Bilder: Starkregen führte zu Überflutungen
Besonders schlimm hat es die Gemeinde Wallern an der Trattnach erwischt. Nach Angaben der Feuerwehr-Einsatzleitung fielen binnen kürzester Zeit mehr als 100 Liter pro Quadratmeter. Teilweise fielen sogar Hagelkörner. In Ohlsdorf, Bezirk Gmunden, ging im Bereich der Traunbrücke Steyrermühl eine Mure ab. In der Nacht auf Dienstag waren in Oberösterreich 1.500 Feuerwehrleute bei 660 Einsätzen aktiv. Erst gegen Mitternacht entspannte sich die Lage.
Damm in NÖ abgesichert
In Niederösterreich waren 165 Feuerwehrleute in den Bezirken Amstetten, Scheibbs und Melk im Einsatz. Mehrere Straßen, unter anderem die Haager Straße und die Manker Straße, waren überflutet. In St. Valentin und Haag drang das Wasser in mehrere Keller ein.
Das Auffangbecken in Haag ist laut Polizei verklaust und randvoll - die Feuerwehr musste am Abend den Damm sichern, weil er zu bersten drohte. Vereinzelte Unwettereinsätze gab es nach Feuerwehrangaben u.a. auch in Wieselburg (Bezirk Scheibbs), Altenmarkt und Pöggstall (Bezirk Melk).
Salzburg: Blitze setzten Gebäude in Brand
Starke Gewitter haben in der Nacht auf Dienstag Schäden in mehreren Salzburger Gemeinden Schäden angerichtet. In St. Koloman und Pfarrwerfen setzten Blitze Gebäude in Brand, vor allem im Pinzgau mussten die Feuerwehren zu Pumpeinsätzen ausrücken.
Verunsicherung in Zeltstadt
Mitterlehner kündigt Hilfe an
Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) hat am Dienstag angekündigt, die Betroffenen der Unwetter aus dem Katastrophenfonds finanziell zu unterstützen. Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) habe entsprechende Hilfe zugesagt. "Im Anschluss an die Ersthilfe für die Betroffenen geht es darum, möglichst unbürokratisch finanzielle Hilfe zu leisten", sagte Mitterlehner. Sobald der Schaden feststehe, werde man sagen können, wie viel Geld aus dem Katastrophenfonds komme. Mitterlehner dankte allen Einsatzkräften und Verantwortlichen in den betroffenen Bundesländern für ihre "rasche und professionelle Hilfe".
In den nächsten Tagen stehen laut ZAMG weiterhin teils kräftige Regenschauer und Gewitter an der Tagesordnung; und zwar auch in den bisher nicht betroffenen südöstlichen Landesteilen. Stellenweise sind auch Unwetter möglich, mit Starkregen, Hagel und Sturmböen. Mit Gewittern ist bis zum Wochenende hin zu rechnen, am geringsten dürfte die Gefahr noch am Freitag sein. Mehr zum Wetter lesen Sie im unteren Abschnitt.
Wer aufgrund von Naturereignissen wie den aktuellen Überflutungen in Nieder- und Oberösterreich oder der Murenabgänge in Tirol nicht oder nicht pünktlich zur Arbeit kommen kann, braucht keine dienstrechtlichen Konsequenzen zu fürchten.
Bernhard Achitz, leitender Sekretär des ÖGB erklärt: „Es handelt sich um einen Verhinderungsgrund, der das Fernbleiben rechtfertigt.“ Man müsse aber alles Zumutbare unternehmen, um zur Arbeit zu kommen, und den Arbeitgeber über die Verspätung bzw. die Verhinderung informieren.
Das Gleiche gilt für den Fall, dass Kindergarten oder Schule wegen des Unwetters geschlossen bleiben und Eltern die Kinderbetreuung übernehmen müssen.
Mehr vom Gleichen verspricht die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) für das Wetter in den kommenden Tagen. Es bleibt sommerlich, mit Wärme, Sonne und teilweise kräftigen Gewittern. Die Schafskälte - ein markanter Kälteeinbruch im Juni - ist derzeit nicht in Sicht, obwohl sie statistisch gesehen zu den verlässlichsten Temperaturschwankungen zählt.
Bei der Schafskälte handelt es sich um Kälteeinbrüche im Juni, die bis ins Mittelgebirge Schnee bringen. Für die zu dieser Zeit oft frisch geschorenen Schafe auf den Almen stellen derartige Wetterlagen eine Gefahr dar. Die Schafskälte ist in den Klimadaten Österreichs deutlich zu erkennen, wie eine Untersuchung der ZAMG zeigt: „Wir haben für die letzten rund 140 Jahre untersucht, wann im Jahr besonders starke Schwankungen der Temperatur typisch sind“, erklärte Michael Hofstätter von der ZAMG. „Die markanteste Abweichung zu niedrigeren Temperaturen kommt dabei Mitte Juni vor. Zu dieser Zeit hat sich der europäische Kontinent meist schon stark erwärmt, die Meeresoberflächen nördlich von Europa sind aber noch sehr kalt. Mit einer kräftigen Nordströmung kann daher innerhalb kurzer Zeit polare Kaltluft bis zu den Alpen vorstoßen, mit Schnee zumindest bis ins Mittelgebirge.“
Teils kräftige Regenschauer und Gewitter
Für heuer zeichnet sich vorerst noch keine Schafskälte ab. Im Gegenteil: In den nächsten Tagen ist es überdurchschnittlich warm, bei einer Mischung aus Sonne, Wolken und teils kräftigen Regenschauern und Gewittern. Stellenweise sind auch Unwetter möglich, mit Starkregen, Hagel und Sturmböen. Der kühlste Tag soll noch der heutige Dienstag werden, mit Temperaturen bis zu 28 Grad. Am Mittwoch sind bis zu 29 Grad vorausgesagt. Ab Donnerstag klettert das Thermometer wieder auf über 30 Grad, für Freitag und Samstag sind bis zu 33 Grad prognostiziert. Mit Gewittern ist an allen Tagen zu rechnen, am geringsten dürfte die Gefahr noch am Freitag sein.
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