Niedrige Quoten: Von Skepsis oder Sturheit in impfschwachen Orten
Wenn die Impfpflicht wie geplant mit Februar in Kraft tritt, klaffen in vielen Gemeinden wohl noch Lücken: Knapp die Hälfte der 2.093 Kommunen liegt mit ihren Durchimpfungsraten unter 70 Prozent, niedriger also als der österreichweite Wert von 71,2 Prozent.
Das betrifft mit Stand Dienstag 1.022 oder 48,8 Prozent der Gemeinden. 914 von ihnen liegen zwischen 60 und 70 Prozent. Viele pendeln zwischen 50 und 60 Prozent, 100 Gemeinden nämlich. Acht sind unter 50 Prozent. Weitere 44,9 Prozent aller Gemeinden aber stehen besser da als der bundesweite Durchschnitt: Sie erreichen Raten bis zu 80 Prozent, in 6,3 Prozent der Kommunen haben jeweils mehr als 80 Prozent gültige Impfzertifikate. Sechs Gemeinden dürfen sich mit Quoten von 85 Prozent und mehr gar Impfmeister nennen.
Die Anzahl der extremen Ausreißer nach unten ist aber mit acht Kommunen ebenso überschaubar wie jene mit Höchstwerten: Diese Gemeinden weisen Impfraten von höchstens 40,4 Prozent (Jungholz in Tirol) bis knapp 50 Prozent aus, wobei diese Statistik freilich verzerrt. Jungholz etwa ist eine Exklave, die nur von Bayern aus erreichbar ist. Die meisten Bewohner sind Deutsche, deren mögliche Impfung aber nicht im österreichischen Informationssystem aufscheint.
Zudem sind die betroffenen Gemeinden klein, wenn nicht gar winzig. Mörtschach in Kärnten etwa: Etwas mehr als 800 Einwohner, 48,9 Prozent von ihnen besitzen ein aufrechtes Impfzertifikat. „Es gibt verschiedene Gründe, warum das bei uns so niedrig ist“, beschreibt Bürgermeister Richard Unterreiner (Liste Gemeinsam für Mörtschach). „Wir haben hier halt viele Leute, die sagen, ich bin daheim, ich versorge mich selbst, ich brauche so was nicht. Ob das jetzt grundsätzlich eine Skepsis da ist oder einfach ein bisserl die Sturheit der Mölltaler, kann ich nicht sagen.“
Der Ortschef, selbst geimpft und geboostert („das hab’ ich der Bevölkerung auch gesagt“), geht davon aus, dass die Impfpflicht etwas bewegen kann. Allerdings hält er die Verpflichtung per se für problematisch. „Aber wenn man sonst keine Chance hat, das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben aufrechtzuerhalten?“
Stockenboi (Bezirk Villach-Land) ist von der Einwohneranzahl her doppelt so groß wie Mörtschach, liegt mit der Impfrate von 50,4 Prozent aber etwa gleich niedrig. „Die Impfpflicht wird diese Rate um zehn Prozent erhöhen“, schätzt Bürgermeister Hans-Jörg Kerschbaumer (FPÖ). „Aber dann ist Ende. Die Leute wollen eben so leben, wie sie leben wollen und nicht, wie ein anderer es ihnen sagt.“ Der Ortschef, selbst von einer Corona-Infektion genesen, vermutet, dass es bereits 40 Prozent Genesene im Ort gibt. „Also liegen wir eh bei 90 Prozent Immunisierung.“
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