"Es wird kälter und härter für Flüchtlinge"
Montagvormittag am Grenzübergang im nordburgenländischen Nickelsdorf sind Hunderte Männer, Frauen und Kinder in Schlangen angestellt, um in einen der bereitstehenden Autobussen zu gelangen. "Germany" – so lautet das Ziel der meisten von ihnen. Doch bevor sie dort ankommen, gibt es für die Neuankömmlinge noch einige Hindernisse zu bewältigen. Noch in der Warteschlange vor den Bussen machen sich bei dem einen oder anderen die Strapazen der Flucht bemerkbar. "Im Gegensatz zum Beginn der Situation, am 5. September, hat sich die Zahl der Fälle, in denen ärztliche Versorgung notwendig ist, etwa verdoppelt", erklärt der Sprecher des Roten Kreuzes Burgenland, Tobias Mindler, im KURIER-Gespräch.
Der Grund für den steigenden Einsatz sei unter anderem der Umstand, dass sich nun mehr Frauen, darunter auch Schwangere, und Kinder auf der Flucht befinden. Sie würden öfter medizinische Hilfe benötigen. Außerdem steige der Grad an Erschöpfung unter den Flüchtlingen. Atemwegserkrankungen und Kreislaufprobleme treten öfter auf und auch Schwangere brauchen Versorgung.
2500 Behandlungen
Auch in Wien haben die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun. Nachdem der Sanitätsstab eingerichtet wurde, versorgt die Wiener Berufsrettung gemeinsam mit dem Roten Kreuz, den Johannitern, den Maltesern und dem Samariterbund die Flüchtlinge medizinisch. Seit 10. September wurden auf dem Westbahnhof, dem Hauptbahnhof und in der Notschlafstelle im Ferry-Dusika-Stadion 2500 Behandlungen durchgeführt.
Bei "Ärzte ohne Grenzen" ist man überzeugt, dass die Situation aufgrund der kühlen Witterung schwieriger werden wird. "Es wird härter und kälter für die Flüchtlinge, wenn sie kein Dach über dem Kopf haben", sagt Geschäftsführer Mario Thaler. Fünf Teams der Organisation sind in Kroatien und Serbien unterwegs. Fest stehe, dass die Zahl an psychisch-sozialen Notfällen steige. "Deshalb wollen wir nun auch eine kurzfristige psychologische Intervention für Flüchtlinge anbieten" sagt Thaler.
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