Neues Stadttheater: In kleinen Schritten zur großen Bühne
Ein wenig Nervenkitzel spielte schon mit. Der mehrere Hundert Kilogramm schwere Luster wurde das erste Mal seit Jahrzehnten per Hand mit einer Kurbel von der Decke des Wiener Neustädter Stadttheaters gelassen.
Kristall für Kristall wird er seit Tagen aufwendig in einer Wiener Werkstätte zerlegt und restauriert. Hausherrin Maria Großbauer verfolgt die Meilensteine beim elf Millionen Euro teuren Umbau des geschichtsträchtigen Theaters mit der Handykamera.
Im vergangenen Jahr hat die Ex-Opernball-Organisatorin und ÖVP-Nationalrätin die Geschäftsführung der Theater Wiener Neustadt GmbH übernommen.
Die Grundmauern und ältesten Gebäudeteile des Hauses stammen aus dem Jahr 1663. So lange reicht die Geschichte des Hauses bereits zurück. Der Generalumbau ist für die Stadt deshalb das Prestigeprojekt schlechthin. Mit dem neuen Theater will man ein künstlerisches Ausrufezeichen setzen, dass weit über das Bundesland hinaus strahlt.
Neue Identität
Bis es im Spätherbst zur Neueröffnung kommt, stehen dieser Tage wichtige Schlüsselarbeiten am „offenen Herzen“ – dem großen Konzert- und Festsaal – an. Zwei Zeitraffer-Kameras halten die Metamorphose einer alten, verstaubten Bühne in ein prunkvolles Festspielhaus fest. 600 Stühle wurden von Hand abgebaut, zerlegt und per Lkw abtransportiert. Um den künftigen Theaterbesuchern ein bequemes Vergnügen zu bescheren, werden die Stühle bei einem Spezialisten neu gepolstert und mit edlen Stoffen bespannt. „Das Design und Farbkonzept wird dem Theater eine völlig neue Identität verleihen“, erklärt Großbauer.
Wie der Saal, die Wände und die Bestuhlung in Zukunft aussehen werden, ist ein noch bis zum Sommer gut gehütetes Geheimnis. Nur so viel sei verraten: Die Zeichen stehen auf Veränderung.
Auf geheimer Mission
Maria Großbauer und Peter Übersberger, der verantwortliche Planer von Koup-Architekten aus Wiener Neustadt, überlassen nichts dem Zufall. Sie waren vor wenigen Tagen in geheimer Mission im Wiener Burgtheater, um die Farbmuster bei Theaterlicht auf ihre Effekte zu testen und eine Auswahl zu treffen. „Es kommen Stoffe zur Anwendung, die speziell für das Theater gemacht wurden. Dahinter stecken wahnsinnig aufwendige Details“, sagt Großbauer.
Um herauszufinden, ob die künftige Saalbestuhlung keine negativen Auswirkungen auf die Akustik hat, werden Musterstühle in einem Studio in München einem Test unterzogen und Tonproben unternommen. „Wir haben große Orchester, Jazz, Sprechtheater und andere verschiedene Genres. Für alle muss die Akustik passen“, sagt Großbauer.
Diese Woche wurde der leer geräumte Theatersaal eingerüstet und mit der Sanierung der Ränge, Balustraden, Wände und der Decke begonnen. „Im nächsten Schritt sind Licht, Ton, Bühnentechnik und die Züge an der Reihe“. Gemeint ist damit die Hebevorrichtung, die einen schnellen Auf- und Abbau und den szenischen Wechsel von Bühnenbildern erlaubt.
Bevor im Herbst die Eröffnung des „neuen“ Stadttheaters gefeiert wird, sind Generalproben und Tontests – unter anderem mit einem großen Orchester – geplant.
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