Neuer Stil soll Schwung bringen

Neuer Stil soll Schwung bringen
Wintertourismus braucht dringend Ski-Nachwuchs. Das neue "Schönskifahren" könnte helfen. KURIER-Leser können über Namen für den Stil abstimmen

Rudi Lapper hatte in den vergangenen Tagen einiges zu tun. "Da habt ihr mit eurem Bericht ja etwas ausgelöst", sagt der Tiroler lachend. Am vergangenen Sonntag stellte der KURIER den neuen Stil des "Schönskifahrens" vor. Lapper ist Leiter der staatlichen Skilehrerausbildung Österreichs und gilt gleichsam als Erfinder der Technik. Die soll künftig allen Anfängern in den heimischen Skischulen beigebracht werden. Das Carving bleibt Könnern vorbehalten. Eine kleine Revolution.

"Das Echo war enorm. Die Leute haben mich auf Facebook und per Mail kontaktiert", erzählt Lapper. Auch das Telefon sei nicht mehr still gewesen. "Ich habe mehrere Medienanfragen bekommen. Ein Fernsehteam war für Aufnahmen bei mir am Pitztaler Gletscher." Dort stand dieser Tage die Ausbildung von 63 neuen staatlichen Skilehrern auf dem Programm. Sie werden bereits nach dem erneuerten Lehrplan unterrichtet und somit auch zu Botschaftern des "Schönskifahrens".

Da der Name für den Stil noch ein Provisorium ist, hat der KURIER seine Leser online um Vorschläge gebeten. Auch hier war das Echo enorm. Rund 100 Vorschläge haben Rudi Lapper und seine Kollegen auf diesem Weg erhalten. Ihre Favoriten werden nun auf kurier.at erneut zur Wahl gestellt. Dass etliche Namen auf Stil und Eleganz abzielen, kommt nicht von ungefähr.

Comeback der Eleganz

Wie berichtet, hat Lapper bei der Entwicklung der Technik Kundenwünsche bedacht. Aus Gästebefragungen weiß man, dass Skifahrer vor allem eines wollen: Auf der Piste gut aussehen. Am sportlichen Carven, bei dem die Schwünge in großen Radien auf der Kante gezogen werden, hat sich die große Masse der Skifahrer aber die Zähne ausgebissen. Künftig dürfen die Schwünge gerutscht werden. Wie bereits in früheren Zeiten werden die Ski aber wieder enger geführt, die Körperhaltung ist aufrechter, das Gesamtbild ein eleganteres.

Gleichzeitig sollen mit dem "Schönskifahren" Neulinge rasch auf die Piste geholt werden. Die Technik ist für sportliche Schüler in drei Tagen erlernbar. "Die Einstiegshürden dürfen nicht zu groß sein", sagt Tourismusforscher Hubert Siller vom Management Center Innsbruck (MCI).

Und die Branche plagen, wie berichtet, Nachwuchssorgen. Gemeinsam mit Kollegen aus Deutschland und Südtirol hat Siller vor Kurzem beim "theAlps"-Symposium in Innsbruck eine Studie zur Zukunft der Winterreisen in die Alpen präsentiert.

Er kommt zu dem Schluss:"Die größte Herausforderung wird das Heranbilden der nächsten Skifahrergeneration sein." Für die Forscher ist dieses Problem für den Skitourismus sogar drängender, als der Klimawandel. "Die Erhöhung der Durchschnittstemperatur ist unbestritten. Aber das ist handelbar", ist der MCI-Professor überzeugt. Der Wintertourismus ist mit einer stagnierenden Zahl von Skifahrern konfrontiert. In den Alpenländern gibt es 48,2 Millionen Menschen, die den Sport aktiv ausüben. Schätzungen gehen davon aus, dass fast ebenso viele den Pisten den Rücken gekehrt haben. "Viele hören zwischen 21 und 30 auf", sagt Siller. Er ortet Potenzial, diese Menschen mit dem "Schönskifahren" zurückzuholen.

Egal, ob Neu- oder Wiedereinsteiger. Um sie zu gewinnen, muss laut dem Forscher eine Komponente besonders betont werden: "Beim Erlebnisgut Schnee spielt Genuss eine große Rolle." Die neue Technik könnte diesbezüglich ein Gewinn sein, gilt sie doch als kräftesparender und weniger rasant als das Carven.

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