Neue Polizisten: Das Niveau sinkt ab

Maximal 982 Punkte sind beim Test möglich
982 Punkte als Maximum. Erstmals wurden Bewerber bei Aufnahmetest mit „um die 200 Punkte“ angenommen.

Der Anspruch bei der Aufnahme neuer Polizisten sinkt offenbar weiter ab. Nachdem es in den vergangenen Jahren bereits zu zahlreichen Erleichterungen gekommen ist, (Wegfall der Mindestgrößen, kein Alterslimit mehr nach oben, Aus für die Schwimmprüfung bei der Aufnahme, mehr Tätowierungen erlaubt), wird nun auch die erforderliche Punktezahl beim Aufnahmetest nach unten nivelliert.

Das bestätigen drei unterschiedliche Quellen aus dem Polizeiapparat dem KURIER. „In Wien wird derzeit alles genommen, was nur irgendwie besteht“, sagt ein mit den Abläufen vertrauter Beamter.

Innenministeriums-Kommunikationschef Alexander Marakovits beantwortete eine entsprechende Anfrage dazu bisher nicht.

Offen spricht die Probleme Gewerkschafter Hermann Greylinger (FSG) an: „982 Punkte sind das Maximum. Die besten werden dann genommen. Normalerweise liegt der schlechteste Aufgenommene bei etwa 400 bis 500 Punkten“. Bei der aktuellen Aufnahmewelle „reichen erstmals um die 200 Punkte“. Auch andernorts heißt es, das sei der bisher niedrigste Schnitt aller Zeiten gewesen.

Neue Polizisten: Das Niveau sinkt ab

Hermann Greylinger (FSG)

„Wir müssen aufpassen, dass das Niveau nicht völlig absackt und die jungen Kollegen auch noch bis drei zählen können.“ So sehen Spitzenbeamte derzeit die Entwicklung durch die Rekrutierungsoffensive bei der Polizei. In den anderen acht Bundesländern ist die Situation allerdings noch nicht ganz so dramatisch wie in Wien, heißt es in Exekutivkreisen.

In Niederösterreich beispielsweise kommen auf eine freie Stelle als Polizist zwischen vier und sechs Bewerber. Früher waren es allerdings zehn und mehr.

„Noch sind wir in der glücklichen Lage, einen deutlichen Überhang zu haben. Wenn für einen Grundkurs 25 Bewerber gesucht werden, können wir die besten 25 nehmen“, erklärt der stellvertretende Landespolizeikommandant, Generalmajor Franz Popp. Alleine im heurigen Jahr starten in Niederösterreich insgesamt neun Klassen und fast 250 Anwärter mit dem Polizei-Grundkurs.

Deutschkenntnisse

Das geringste Problem stellen die körperlichen Voraussetzungen (Größe, Gewicht und Body-Mass-Index) dar. Die meisten scheitern an ihren mangelnden Deutschkenntnissen (auch autochthone Österreicher), der Rechtschreibung oder der Grammatik.

„Ein Thema sind auch die Tätowierungen, da gibt es aber seit kurzem Erleichterungen. Und derzeit sind die Schwimmprüfungen ausgesetzt. Erst im Rahmen der Ausbildung müssen die Kandidaten nachweisen, dass sie ausreichend schwimmen können“, berichtet Niederösterreichs Personalvertreter Martin Noschiel (FSG).

Anhand der Entwicklungen wird es für das Innenministerium jedenfalls immer schwieriger, die in dieser Legislaturperiode erhofften 11.000 zusätzlichen Polizisten einzustellen. Denn dafür werden Kapazitätsaufstockungen notwendig sein, was den Schnitt weiter senken könnte. Das Ressort setzt jedenfalls weiter auf die intern heftig umstrittenen Rekrutierungsmaßnahmen mit Sport- und Luxusautos, sogar eine Rundfahrt in einer „KTM-Funkstreife“ wird erstmals verlost. Bisher wurde auch fast ausschließlich im Boulevard und in nationalistischen Medien wie dem Wochenblick mit Inseraten nach neuen Beamten gesucht.

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Der Eignungstest in vier Stunden:

Wer Polizist werden möchte, muss die österreichische Staatsbürgerschaft haben, muss mindestens 18 Jahre alt sein und darf keine Vorstrafen haben. Der Test läuft in zwei Stufen ab, der in folgende Bereiche aufgegliedert ist: Der schriftliche Eignungstest (die größte Hürde, es geht um Rechtschreibung und Intelligenz), ein Aufnahmegespräch, eine ärztliche Untersuchung und ein sportlicher Test – bei dem man einen Hindernisparcours bewältigen und eine schwere Puppe schleppen muss. Die dabei maximal erreichbare Punktezahl liegt bei 982 Punkten. Die absolute Mindestzahl, um zu bestehen, liegt bei 139,3. Wie das System genau funktioniert, das will die Polizei nicht öffentlich erklären.

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