Neos wollen auf einer dritten Autobahn-Spur in den Landtag

Tirols Spitzenkandidat Oberhofer und Neos-Chef Strolz sind optimistisch
Die Neos setzen auf Stimmen von Wählern, die von der ÖVP enttäuscht sind und erhoffen acht Prozent.

Mit viel Euphorie, aber einem Bekanntheitsgrad der gegen Null tendiert, führt Dominik Oberhofer die Pinken als Spitzenkandidat in ihren ersten Landtagswahlkampf in Tirol. "Am Ende des Tages werden wir alle feiern", prophezeite der 37-jährige Hotelier aus dem Stubaital Montagabend vor rund 80 Sympathisanten beim Auftakt-Event in einem Innsbrucker Café. Jüngste Umfragen trauen den Neos das Überspringen der Fünf-Prozent-Hürde zu.

Dass die Pinken in Tirol mit weitgehend unbekannten Kandidaten antreten, bereitet Neos-Chef Matthias Strolz keine großen Kopfschmerzen: "Wir sind keine Promi-Veranstaltung, sondern eine Bürgerbewegung. Ich war 2013 auch ein No-Name." In dem Jahr gelang der Sprung in den Nationalrat.

Den Einzug schaffte die Partei 2014 auch in den Vorarlberger Landtag, blieb dabei aber trotz kräftiger Unterstützung von Strolz in seinem Heimatbundesland mit 6,9 Prozent unter den eigenen Erwartungen. Das unerfahrene Personal verhedderte sich damals in ungeschickten Aussagen. "Anfangsfehler passieren uns nicht mehr", ist sich der Neos-Chef sicher.

Gefährliche Forderung

Oberhofer rechnet am 25. Februar mit acht Prozent. Er ließ zuletzt mit der Forderung nach einer dritten Autobahn-Spur im vom Transitverkehr geplagten Tirol aufhorchen. "Das ist gefährlich. Aber wir sind unerschrocken", sagt Strolz zu dieser Ansage. Die sei inhaltlich richtig, aber schwer zu erklären.

Über zwei Millionen Lkw haben im vergangenen Jahr die Brennerroute passiert. In den vergangenen Monaten hat ÖVP-Landeshauptmann Günther Platter ( ÖVP) das Thema für sich entdeckt und ließ gegenüber Bayern die Muskeln spielen. An verkehrsstarken Tagen müssen aus dem Nachbarland kommende Lkw an der Grenze durch die Blockabfertigung.

"Es ist wichtig, dass der Verkehr fließt", erklärt Oberhofer seine Forderung. Denn bei Stau seien Lärmbelästigung und Luftverschmutzung am größten. Gleichzeitig müsse der Bau des Brenner-Basistunnels vorangetrieben werden. Der Tiroler Neos-Chef sieht in dem Projekt die Chance, den Warenverkehr auf die Schiene zu verlagern. Geht es nach ihm, sollen aber nicht Lkw, sondern Container auf den Waggons transportiert werden.

Den schwächelnden Grünen liefert der Stubaitaler eine Steilvorlage. Für wechselwillige Wähler der Öko-Partei dürfte die Forderung nach einer dritten Autobahn-Spur ein Hemmschuh sein. Doch die Neos sehen ihr Potenzial ohnehin woanders: "Ich denke, dass wir Stimmen von Vorwärts Tirol und Liste Fritz gewinnen können", sagt Strolz.

Bürgerliche Alternative

Beide Parteien gelten als ÖVP-Abspaltungen. 2008 eroberte Parteirebell Fritz Dinkhauser mit der nach ihm benannten Liste auf Anhieb 18,35 Prozent. Ohne ihn hätte das Projekt 2013 mit 5,61 Prozent beinahe Schiffbruch erlitten. Als bürgerliche Alternative zur ÖVP schaffte hingegen Vorwärts Tirol (9,54 Prozent) auf Anhieb den Einzug in den Landtag. Die Partei war aber fünf Jahre nur mit internen Konflikten beschäftigt und hat wohl ihr politisches Kapital aufgebraucht.

"Die Haltung der Landeshauptmann Partei – das Land gehört uns – wollen viele nicht mehr", sagt Strolz. Er sieht die Neos als "moderne Übersetzung von Andreas Hofer". Platter ist für ihn einer der "Fürsten der Finsternis", wie Strolz die Landeshauptleute nennt. Eine Koalition mit der ÖVP ist für ihn trotzdem denkbar. Bedingung wäre Transparenz bei den Fördergeldern.

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