Einen Au(g)enblick bitte

Mit dem Schlauchboot durch die Altarme: Die Crew sieht Fische, Vögel, (viele) Insekten, Pflanzen – und wenn sie Glück hat - Biber und Schildkröten.
Der Nationalpark verändert sich ständig. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken.

Das Schlauchboot gleitet durch das Wasser. Fische tummeln sich rundherum. "Da schaut’s, gerade aus – ein Graureiher", sagt Nationalpark-Ranger Manfred Rosenberger. Der Vogel sitzt auf einem Ast, der über den grün schimmernden Altarm der Donau bei Stopfenreuth (NÖ) ragt. Die Bootsbesatzung hört auf zu paddeln. Die Menschen sind still. Der Reiher fliegt auf und krächzt laut. Weiter geht’s. Rudern im Gleichklang. "Und los", sagt Rosenberger.

Einen Au(g)enblick bitte
Der Ranger, der schon bei der Besetzung der Au dabei war (siehe Zusatzbericht unten) kennt den Nationalpark Donau-Auen gut. Die Pflanzen, die Tiere, die Welt entlang des großen Stromes. Auch seine Probleme. "Die Donau tieft sich ein", erklärt er. Die Kraftwerke stromaufwärts halten den Schotter zurück. Seit 1996 beträgt die Eintiefung 20 bis 50 Zentimeter – je nach Messstelle. Die Altarme im Nationalpark werden nicht mehr durchströmt. Der Weisheit letzter Schluss, wie die Eintiefung gestoppt werden kann, ist noch nicht gefunden.

Doch während der 20 Jahre, die der Nationalpark besteht, wurde schon viel umgesetzt, damit die Auen wieder Wasser bekommen. Dafür rollten auch die Bagger in den Wald. In einigen Bereichen wurden die Ufer abgesenkt, die großen Steine, die den Treppelweg bildeten, entfernt. Die Donau gestaltete sich ihr Ufer wieder selbst. Wasser kommt in die Auen zurück. Die Landschaft verändert sich.

Die Botschafter

Die Bootsbesatzung rudert weiter. "Hier sind Tierspuren", sagt Rosenberger. "Da ist ein Hirsch ausgerutscht", erklärt er und deutet Richtung Ufer. Man kann schon den Hauptarm der Donau sehen. Lange Schotterbänke säumen gegenüber von Hainburg den Strom seit das Ufer von den großen Befestigungssteinen befreit wurde.

Einen Au(g)enblick bitte
Flussregenpfeifer HONORARFREI

Die Flussregenpfeifer brauchen diese Bereiche. Die Nationalparkmitarbeiter widmen den kleinen Vögeln besonderes Augenmerk. Sie nennen sie Botschafter. Denn anhand des Flussregenpfeifers – oder der Sumpfschildkröte, des Seeadlers und der Nase (ein Fisch) – können die Ranger zeigen, wie die Tierwelt von den Maßnahmen im Nationalpark profitiert hat.

Die Flussregenpfeifer legen ihre Eier mitten in den Kies. Ungeschützt, aber sehr gut getarnt. Das Schlauchboot wird an Land gezogen. Rosenberger hat Ei-Attrappen aus Gips mitgebracht. Er versteckt sie auf der Schotterbank. Die Suche ist schwierig. Wer nicht aufpasst, steigt auf das Gelege. Die Ranger wollen so darauf aufmerksam machen, wie sensibel der Lebensraum ist. Badebereiche sind daher eigens ausgewiesen.

Der hohe Wasserstand hat den Flussregenpfeifer heuer zugesetzt. Er konnte nicht brüten. Es gibt wahrscheinlich keinen Nachwuchs.

Die Crew steigt zurück in das Boot. "Schwimmwesten anlegen", sagt Rosenberger. Jetzt geht es auf der großen Donau dahin. Möwen beobachten die Menschen interessiert. Sie lassen sich nicht stören. Zurück im Altarm muss die Crew wieder an die Paddel.

Biber

Überall an den Ufer hat der Biber seine Spuren hinterlassen. Jetzt wäre es nett, den Nager auch zu sehen. "Die sind scheu", sagt der Ranger. Und noch dazu ist Mittag. Die Sonne steht hoch, es ist heiß. Aber: "Es gibt eigene Touren am Abend." Na dann, heißt es eben wiederkommen. Das Boot wird aus dem Wasser gezogen. Vorerst.

Das Jahr 1984 ist in die österreichische Geschichtsschreibung eingegangen. Die Donau-Auen wurden zum heiß umkämpften Gebiet. Am 8. Dezember hat mit dem „Sternmarsch“ die Besetzung der Stopfenreuther Au bei Hainburg begonnen und damit der Kampf gegen den Bau des Donaukraftwerks Hainburg seinen Höhepunkt erreicht. Er war erfolgreich.

Vor 20 Jahren, 1996, wurde der Nationalpark gegründet. Etwa 1,5 Millionen Besucher kommen pro Jahr in die Donau-Auen. Mehr als 345.000 Menschen nahmen bis 2015 an Exkursionen teil. Zum Jubiläum werden besondere Programmpunkte angeboten – wie etwa eine 3-Tages-Tour mit dem Schlauchboot von 2. bis 4. September. Am 10. September gibt Ernst Molden ein Geburtstagskonzert im Nationalparkzentrum Schloss Orth.
Das Nationalpark-Team hat eine interaktive Karte eingerichtet. Die Besucher können hier posten, was sie mit 20 Jahre Nationalpark Donau-Auen verbinden, wo ihre Lieblingsplätze sind und vieles mehr. Unter allen eingelangten Postings werden zu Saisonende Preise verlost. www.donauauen.at

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