Der Kampf gegen das illegale Glücksspiel ist für die Finanzpolizei eine Art Sisyphus-Arbeit. 1.400 Automaten haben die Ermittler heuer bis Ende Oktober aus dem Verkehr gezogen, davon 449 Geräte in Oberösterreich, 575 in Wien und 53 in Niederösterreich. Corona scheint dem illegalen Glücksspiel keinen Abbruch zu tun.
Doch für jedes beschlagnahmte Gerät wird von den Drahtziehern ein neues aufgestellt. Das Geschäft wirft satte Gewinne ab. Ein Automat kostet maximal 3.500 Euro und spielt im Schnitt zumindest 6.000 bis 7.000 Euro Gewinn pro Monat ein – steuerfrei versteht sich.
In der Nacht auf Freitag hat die Finanzpolizei erneut eine Razzia durchgeführt. Auf Basis einer detaillierten Anzeige und mit Unterstützung einer Polizeihundestaffel wollten die Finanzpolizisten ein ebenerdiges Lokal in der Rosaliagasse in Wien-Meidling aufsuchen. Da die Betreiber den Beamten keinen Zutritt zum Lokal gewährten, musste die Tür mithilfe eines Schlossers gewaltsam geöffnet werden.
In den verwinkelten Räumlichkeiten, die eine Scheinfirma aus Südosteuropa angemietet haben soll, stießen die Beamten auf ein illegales Casino mit 13 Glücksspiel-Automaten. Es wurden weder Spieler noch das übliche „Security-Personal“ angetroffen. Auffällig an der Location war, dass die Automaten mit sogenannten Stromunterbrechern gesichert waren. Die Finanzpolizisten schafften es schließlich, die Geräte wieder zum Laufen zu bringen, um somit das illegale Glücksspiel auch rechtlich eindeutig nachzuweisen.
Zugleich konnten die Beamten einen Computer sicherstellen, auf dem sich Aufzeichnungen über die Spielumsätze der vergangenen Wochen befinden. Dazu will die Finanzpolizei aber noch keine Angaben machen.
„Das illegale Glücksspiel ist mittlerweile fest in den Händen der Organisierten Kriminalität und wir stellen immer häufiger die Verbindung zu den klassischen OK-Geschäftsfeldern wie Drogenhandel, Schlepperei und illegaler Prostitution fest“, sagt Finanzminister Gernot Blümel zum KURIER. „Wir arbeiten daher eng mit dem Bundeskriminalamt zusammen, um die Hintermänner dingfest zu machen.“
Laut Wilfried Lehner, Chef der Finanzpolizei, gibt es fünf große Tätergruppen in Österreich, die über ausländische Scheinfirmen Lokale in Österreich anmieten und Automaten aufstellen. „Die teilen sich das Geschäft auf und sind zum Teil lokale Größen“, sagt Lehner. Im aktuellen Fall laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Der Betreiber muss pro Automat mit 3.000 bis 30.000 Euro Strafe rechnen. Zugleich drohen wegen Abgabenbetrugs mehrjährige Haftstrafen.
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