Nachgefragt: So wirkt sich die Dürre in Österreich aus

Nachgefragt: So wirkt sich die Dürre in Österreich aus
Christine Stumpp ist Hydrologin. Sie erklärt, wie sich die Trockenheit auf Böden und Grundwasser auswirkt.

Christine Stumpp ist Professorin am Institut für Hydraulik und landeskulturelle Wasserwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien. Sie beschäftigt sich vor allem mit Bodenphysik.

KURIER: Warum gibt es immer öfter solche Trockenperioden in Österreich?

Christine Stumpp: Schuld ist der Klimawandel. Im Mittelmeerraum wird es sicher trockener. Für Mitteleuropa sind die Vorhersagen aber unsicher. Sicher ist, dass Extremereignisse zunehmen werden. Ob das Niederschläge oder Dürren sein werden, kann lokal sehr unterschiedlich ausfallen.

Derzeit regnet es wenig, die Verdunstung bleibt aber gleich oder steigt sogar, weil es wärmer wird. Dadurch sinkt der Grundwasserspiegel. Besonders im Frühjahr ist das schlecht für die Pflanzen, die zu wachsen beginnen. Der hydrologische Kreislauf kann aber auch durch Bebauung gestört werden.

Wie wirkt sich die Dürre aus?

Der Grundwasserspiegel sinkt. Da müssen wir aufpassen, dass sowohl Quantität als auch Qualität des Wassers noch stimmen. Denn als Trinkwasser nutzen wir in Österreich fast zu 100 Prozent Grundwasser. Wenn es weniger Grundwasser gibt, aber der Anteil der Stoffmenge im Wasser gleich bleibt, sind irgendwann zu viele Nitrate im Wasser enthalten. Längerfristig könnte das bedeuten, dass es zu wenig Wasser zum Bewässern oder zum Trinken gibt. Davon sind wir aber noch weit entfernt.

Aber auch das Oberflächenwasser in Flüssen oder Seen kann zurückgehen. Wir haben das letztes Jahr bei der Elbe gesehen. Dort fehlen die Alpen als Wasserzulieferer.

Wenn nicht-sandige Böden trocken sind, können bei Niederschlägen leicht Hochwässer entstehen, da weniger Wasser aufgenommen werden kann.

++ THEMENBILD ++ NIEDERÖSTERREICH: WETTER - BEWÄSSERUNG IM MARCHFELD

Bewässern könnte zukünftig teurer werden.

Was bedeutet das für die Landwirtschaft?

Die Landwirte müssen umdenken und vielleicht auf andere Früchte umstellen, die es wärmer mögen. Die Böden können verbessert werden, damit sie mehr Wasser speichern. Das geht, indem Zwischenfrüchte in die Böden untergepflügt werden und so mehr Nährstoffe entstehen. Noch ist genug Wasser da, aber es muss gezielter eingesetzt werden. Wir haben beispielsweise Projekte im Marchfeld, in denen wir auf moderne Bewässerungssysteme setzen.

Wie kann jeder Einzelne reagieren?

Wenn es wärmer wird, verbrauchen wir auch mehr Wasser. Sparen wäre eine Möglichkeit.

Das Grundwasser sinkt aber nicht so schnell, in West- und Mitteleuropa haben wir noch genug Wasser, aber wir müssen jetzt handeln. Es geht um den nachhaltigen Schutz für die nächsten Generationen. Vieles passiert in den Köpfen: Wir müssen uns an die Situation gewöhnen und auf mehr Dürren einstellen, um keine Einbußen in der Landwirtschaft zu erleiden.

Jeder Einzelne muss sich bewusst machen, dass Lebensmittel und Wasser teurer werden können.

Kommentare