Nach Wahlschlappe: 39-Jähriger übernimmt SPÖ Klagenfurt

SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher
Jünger, nahbarer, herzlicher: Philip Kucher soll die SPÖ in Klagenfurt nach Maria-Luise Mathiaschitz neu ausrichten.

Die Spatzen pfiffen es schon seit Tagen von den Dächern. Am Mittwoch folgte die offizielle Bestätigung: Der Nationalratsabgeordnete Philip Kucher übernimmt die SPÖ Klagenfurt. Er folgt nach der Wahlniederlage in der Bürgermeister-Stichwahl damit Maria-Luise Mathiaschitz nach. Ein deutliches Zeichen in den roten Reihen: War Mathiaschitz 64 Jahre alt, läutet Kucher mit seinen 39 Jahren eine neue Generation ein. Damit nimmt man auch Kritikern Wind aus den Segeln, die der SPÖ stets vorgeworfen hatten, zu wenig in den Aufbau der Nachwuchsriege investiert zu haben.

"Mit diesen Entscheidungen zeigen wir, dass wir handlungsfähig sind und dass die SPÖ Klagenfurt die Anliegen der Menschen aufgreift", sagte Landeshauptmann Peter Kaiser im Rahmen der Vorstellung von Kucher bei einer Online-Pressekonferenz am Mittwoch mit dem vielsagenden Namen "Weichenstellung für die Zukunft der SPÖ Klagenfurt".

Kucher bedankte sich in der Pressekonferenz in einem ersten Statement: Es sei eine Herzensentscheidung für ihn gewesen und er übernehme die Aufgabe "sehr, sehr gerne". Aufgaben in Klagenfurt gäbe es genügend, kein Problem in der Landeshauptstadt sei ihm zu klein und die Menschen seien ihm wichtig. Innerparteilich würde man nicht zur Tagesordnung übergeben, sondern will "moderner und jünger werden". 

Von seinem Wesen soll Kucher nahbarer und herzlicher sein. Zwei Eigenschaften, die die Wählerinnen und Wähler an Mathiaschitz im Wahlkampf in Klagenfurt immer wieder kritisiert hatten und die ihr auch von Herausforderer Christian Scheider (Team Kärnten) im Wahlkampf in Dauerschleife vorgeworfen worden waren. Am Ende verlor Mathiaschitz am Sonntag in der Stichwahl mit 46,51 Prozent ihren Chefsessel in der Landeshauptstadt. 

"Schuldenpolitik und Humptata"

Apropos Team Kärnten und eine mögliche Koalition in Klagenfurt. An ihrem möglichen Entstehen wird Kucher als Teil des Verhandlungsteam aktiv mitgestalten. Der 39-Jährige kündigte Gespräche mit allen anderen Parteien an. Auf die Frage, ob auch eine Koalition mit dem neu gewählten Bürgermeister Scheider denkbar wäre, ging Kucher nicht explizit ein. Scheider wolle eine Rückkehr zu „Schuldenpolitik und Humptata“, meinte der 39-Järhige. Wenn sich das ändere, werde man mit einander reden.

Kucher soll die Bezirkspartei aber nicht nur verjüngen, sondern auch breiter aufstellen. Im Nationalrat soll er weiter aktiv bleiben. Landeshauptmann Peter Kaiser selbst, nahm am Dienstag wie berichtet, höchstpersönlich an der Tagung des Bezirksparteipräsidiums und des Bezirksparteivorstandes teil. Die Beschlüsse für die personelle Neuausrichtung fielen einstimmig.

Auf den Stadtsenatssitzen, bei denen die SPÖ dank Wahlergebnis zwei besetzen kann, bleiben Jürgen Pfeiler und Frank Petritz. Pfeiler steht auch weiter dem SPÖ-Klub vor. Doch auch hier setzt man auf eine Verjüngung: Sein Obmann wird der 28-jährige Maximilian Rakuscha. Familienvater einer zweijährigen Tochter und Hobbyfischer - wie er in seiner Vorstellung betonte. Die SPÖ setzte bewusst auf den persönlichen Zugang. Man will weg vom Image der Unnahbaren.

Juristin für den Stadtsenat 

Auch das zweite Problem: Welche Frau schicken die Sozialdemokraten in den Stadtsenat, wurde gelöst. Zur Erklärung: Zumindest einen von drei Sitzen muss in der SPÖ eine Frau einnehmen. Das hat sich die Partei selbst auferlegt. Auch hier kommt die Entscheidung wenig überraschend. Die Juristin Corinna Smrecnik, die im Büro von Landesrat Daniel Fellner für Raumordnung, Gemeindeplanung und rechtliche Angelegenheiten zuständig war, zieht in den Stadtsenat ein. Sie stellte sich, sichtbar erfreut vor: "I gfreu mi auf die Aufgabe." Sie sei natürlich eine Newcomerin, "was aber nicht heißt, dass ich keine Erfahrung mitbringe."

Abgewählte Bürgermeister werden nicht Vize

Auch in Spittal an der Drau und in Hermagor sind die Entscheidungen gefallen: Der noch amtierende Bürgermeister Gerhard Pirih wird in Spittal an der Drau nicht als Vizebürgermeister zur Verfügung steht. Er bleibt aber im Gemeinderat. "Das ist eine sehr edle Haltung und bringt ihn in die Rolle eines wissenden Mentors", sagte Landeshauptmann Kaiser. In Spittal stellt die SPÖ seit 1945 zum ersten Mal nicht mehr den Bürgermeister. Der 52-jährige Pirih will sich in die Privatwirtschaft zurückziehen. Gemeinderat Adolf Lackner könnte nun seine Rolle in Spittal einnehmen. 

Auch in Hermagor wird der abgewählte Siegfried Ronacher nicht als Vizebürgermeister zur Verfügung stehen. 

 

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