Nach Volksbefragung: Gletscherehe wird von Investoren begraben

Der Linke Fernerkogel steht im Zentrum der Ausbaupläne.
Nachdem sich die Bürger von St. Leonhard knapp gegen den Zusammenschluss Pitztal-Ötztal ausgesprochen haben, wollen die Seilbahner das Projekt nicht mehr weiterverfolgen.

Denkbar knapp haben sich die Bürger von St. Leonhard im Pitztal am Sonntag bei einer Volksbefragung gegen den umstrittenen Zusammenschluss der Gletscherskigebiete des Ötz- und des Pitztals ausgesprochen. Die Gegner hatten mit 50,36 Prozent gegenüber den Befürwortern (49,64 Prozent) 353 des Mega-Projekts nur knapp Oberwasser.

Am Sonntagnachmittag folgte dann der Paukenschlag. In einer Aussendung kündigten die Pitztaler Gletscherbahnen - sie hatten den Großteil der Investitionen von rund 130 Millionen Euro getragen - an, dass sie das "Projekt Zusammenschluss Pitztal-Ötztal nicht mehr weiterverfolgen werden."

"Die Zustimmung der Standortgemeinde war für uns von Anfang an die Grundvoraussetzung dafür, einen Zusammenschluss mit dem Ötztaler Gletscher bzw. mit dem Skigebiet Sölden anzudenken und zu planen", hieß es als Begründung.

Diese Zustimmung sei "seitens der Gemeinde immer wieder signalisiert und durch mehrere, einstimmige Beschlüsse im Gemeinderat eindeutig bestätigt" worden. "Das Ergebnis der Volksbefragung in St. Leonhard im Pitztal zum geplanten Zusammenschluss zeigt nun ein anderes Bild und wird von uns selbstverständlich zur Kenntnis genommen", so die Geschäftsführung der Gletscherbahnen.

Seit 2020 auf Eis

Es liege nun an der Gemeinde St. Leonhard, Rückschlüsse zu ziehen. Das von Naturschützern vehement bekämpfte Projekt wurde Anfang 2020 von den Betreibern selbst unmittelbar vor der ersten mündlichen Verhandlung des Umweltverträglichkeitsverfahrens auf Eis gelegt.

Bis August hätten die Seilbahn-Gesellschafter den Behörden eine Entscheidung kundtun müssen, ob sie das Verfahren fortsetzen wollen. Diese Entscheidung ist nun nach der Volksbefragung gefallen.

Reaktionen von Politik und WWF

Das Projekt war stets auch Spaltpilz in der  schwarz-grünen Landesregierung. Für Tirols ÖVP-Obmann und Landtagswahl-Spitzenkandidat Anton Mattle war der Entscheid der St. Leonharder Bevölkerung ebenfalls „auf jeden Fall zu akzeptieren“. Wenn es nicht einmal im Ort eine ganz klare Zustimmung zu diesem Projekt gebe, „sollte man nicht länger daran festhalten“, sagte Mattle.

Der WWF Österreich sprach von einem „Riesenerfolg für den Naturschutz“. Es brauche jetzt in Österreich einen Gletscherschutz ohne Ausnahmen statt neuer Skigebiete und Verbauungen.

Ebenfalls begrüßt wurde das Aus der Gletscher-Ehe von den Grünen. „Die Menschen in St. Leonhard haben Mut bewiesen und eine Entscheidung der Vernunft gefällt“, stellten Grünen-Klubobmann und Spitzenkandidat für die Landtagwahl Gebi Mair fest.

 

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