Nach tödlichem Unfall: Eisriesenwelt wird genau geprüft
Nach dem tödlichen Unfall am Sonntag bleibt die Eisriesenwelt im Salzburger Pongau weiterhin gesperrt. Wie berichtet, war ein 14-Jähriger im Eingangsbereich der Touristenattraktion von einem herabstürzenden, etwas 30 Zentimeter großen Stein tödlich getroffen worden. Ein zweiter Jugendlicher wurde durch den Steinschlag verletzt.
Sperren nach tödlichen Steinschlägen - Unfälle aber immer möglich
Die Eisriesenwelt wurde umgehend gesperrt und bleibt das auch vorerst, sagte der Salzburger Landesgeologe Gerald Valentin: "Wir werden den Unfall genau analysieren, externe Fachleute werden Steinschlagsimulationen durchführen."
Augenzeuge filmt Hubschraubereinsatz
Zusätzliche Schutzmaßnahmen
Dann werde man sehen, ob die bestehenden Schutzbauten ausreichend sind "oder ob wir an gewissen Stellen diese Galerien verlängern oder Schutznetze installieren müssen", sagte Valentin.
Ähnlich äußerte sich der zuständige Katastrophenschutzreferent des Bezirks St. Johann im Pongau, Norbert Paßrucker: "Der Betreiber muss ein Konzept vorlegen, wie die Sicherheit weiter verbessert werden kann.“
Tscheppaschlucht wieder geöffnet
Die Tscheppaschlucht, ein Ausflugsziel in Südkärnten, ist unterdessen nach einem Steinschlag am Montag wieder normal geöffnet worden. Der Einsatz und die Aufräumarbeiten nach dem Unfall am Sonntag seien noch am Abend beendet worden.
Eine 32 Jahre alte Wandererin war am Sonntag von einem kopfgroßen Felsbrocken am Bein getroffen und schwer verletzt worden. Die Bergrettung barg sie, danach wurde sie per Helikopter ins Unfallkrankenhaus Klagenfurt geflogen.
Nach den jüngsten Steinschlägen mit vier Todesopfern - neben den sonntäglichen Unfällen in Salzburg und Kärnten waren am vergangenen Mittwoch auch in der steirischen Bärenschützklamm drei Menschen ums Leben gekommen - stellt sich nun die Frage nach dem Hintergrund dieser Häufung.
Starkregen als Auslöser
Für Robert Supper, Vizerektor der Geologischen Bundesanstalt in Wien, steht fest, dass die vorangegangenen Starkregenfälle ausschlaggebend für die Unglücke waren. "Der Regen löst die Steine in den Fugen", erläuterte der Experte am Montag im Gespräch mit der APA. Dass in weiterer Folge Steinbrocken oder Felsen in die Tiefe krachen, sei vorhersehbar.
Für Wanderer und Bergsteiger bedeutete das, dass im alpinen Gelände, speziell in hochgefährdeten Zonen nach anhaltenden Niederschlägen "immer ein gewisses Risiko besteht, dass etwas abgeht".
Dieses Risiko lasse sich mit baulichen Maßnahmen, die vor Lawinen, Muren oder Steinschlag schützen, minimieren. Aber selbst bei umfangreichen Verbauungen wie beim Zustieg zur Eisriesenwelt im Tennengebirge bleibe ein Gefährdungspotenzial bestehen. Dessen müsse sich jeder, der im Gebirge unterwegs ist, bewusst sein - auch, wenn es sich dabei um einen vermeintlich sicheren touristischen Hotspot handelt, betonte Supper.
Keine absolute Sicherheit
Man könne mit mathematischen Modellen berechnen bzw. simulieren, wo im Gelände sich Gestein lösen könnte und entsprechende Verbauungen errichten. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass dort dann tatsächlich etwas passiert, sei schwer abschätzbar. Ein ganzer Berg verbauen lasse sich aber nicht. "Hundertprozentige Sicherheit lässt sich nicht herstellen", gab Supper zu bedenken. Und weiter: "Auch Touristen müssen akzeptieren können, dass es ein Restrisiko gibt."
Wer nicht bereit sei, dieses Risiko einzugehen, könne alpine Attraktionen in der heutigen Zeit auch virtuell besichtigen.
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