Nach langer Diskussion wird die Kripo reformiert
Im Innenministerium spricht man von der größten Polizeireform, seit Ernst Strasser zu Beginn des Jahrtausends Polizei und Gendarmerie zusammengelegt hat. Schon unter den Ressortchefs Wolfgang Sobotka, Herbert Kickl und Karl Nehammer gab es Pläne, die Kriminalpolizei auf neue Beine zu stellen. Zuletzt musste auch Corona als Grund für die Verzögerungen herhalten.
Am heutigen Freitag wird Gerhard Karner endlich die ersten Details präsentieren. Projektleiter und Bundeskriminalamtschef Andreas Holzer will dabei vor allem den Kampf gegen Cybercrime und Organisierte Kriminalität forcieren. Denn während es bei klassischen Delikten – von Mord bis Diebstahl – Rückgänge zu verzeichnen gibt, werden diese beiden Kriminalitätsfelder immer größer.
Dem gegenüber stehen altgediente Kieberer, die ihre Ausbildung mitunter noch in den Achtzigerjahren absolviert haben – als es keine Computer gab und der Höhepunkt der Organisierten Kriminalität eine Handvoll Wiener Gürtelbosse waren. Kriminelle Clans und Banden vom Balkan bis China gab es da noch nicht.
Ideen, diesen neuen Kriminalitätsformen entgegen zu treten, gab es viele, unter Kickl sollte es etwa in Wien so etwas wie Schwerpunkt-Dienststellen geben – die Außenstelle in Hernals wäre dann beispielsweise nicht für alle Delikte im Bezirk, sondern für alle Raubüberfälle in ganz Wien zuständig. Dadurch könnten Zusammenhänge und Serien besser erkannt werden.
So radikal soll das neue Konzept zwar nicht sein, der Geist dürfte aber weiterhin vorhanden sein. So soll Arbeit über Bezirksgrenzen erleichtert werden, ein Kripoteam aus Baden auch einen Einbruch in Wiener Neustadt untersuchen. Eine Flexibilität, die es bisher nicht gab.
Cybercrime im Visier
Ein weiterer Punkt wird die Bekämpfung der Kriminalität im Internet sein. Zu Zeiten der letzten Reform waren Polizisten teilweise sogar noch auf eigene, private Computer angewiesen, um im World-Wide-Web zu ermitteln. Nach der Reform soll es künftig aber in jeder noch so entlegenen Dienststelle einen Experten für Internet-Kriminalität geben.
Während Kickl seine Pläne über seinen Generalsekretär mit der Brechstange durchsetzen wollte, setzte Karner früh auf Zusammenarbeit, so wurde etwa der Chef der inoffiziellen Kripo-Gewerkschaft, Dieter Csefan, mit ins Projektteam geholt.
Der oberste Polizeigewerkschafter Reinhard Zimmermann wurde am Donnerstag vom Ressortchef informiert. Beide wollen sich aber erst nach der heutigen Präsentation äußern, ließen sie den KURIER wissen.
Nicht mehr Posten
Fest steht, dass es eine der ersten Reformen bei der Polizei seit Jahrzehnten wird, bei der es nicht um die Vergabe neuer Posten gehen wird. Wie man hört, soll es sogar im Vorfeld bereits rumoren, weil vereinzelt sogar Chefposten durch Zusammenlegung einzelner Deliktsgruppen gestrichen werden.
Die genauen Details werden heute von Karner, Holzer und Franz Ruf, dem Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, verkündet.
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