Nach Haft im Iran: Österreicher landeten am Wiener Flughafen

Nach Haft im Iran: Österreicher landeten am Wiener Flughafen
Groß war die Freude bei den Familien von Kamran Ghaderi und Massud Mossaheb, als sie die jahrelang inhaftierten Männer in die Arme schließen konnten.

Fünfzehn Minuten lang stand auf der großen Anschlagtafel am Wiener Flughafen am Terminal 3 am Samstagvormittag bei Flug 352 "approaching". Fünfzehn Minuten, die den Familien von Kamran Ghaderi, einem IT-Experten und Massud Mossaheb, dem Generalsekretär der Österreichisch-Iranischen Gesellschaft, wohl wie eine Ewigkeit vorkommen mussten. 

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Gegen 11.37 Uhr landete die Maschine aus Brüssel schließlich auf österreichischem Boden. Die zwei Männer wurden aber nicht in der offiziellen Ankunftshalle begrüßt, sondern - von Sicherheitspersonal und Cobra-Beamten begleitet - in einem separatem Bereich in Empfang genommen.

Es war das glückliche Ende langer Leidenswege. Wegen angeblicher Spionage waren die beiden österreichisch-iranischen Doppelstaatsbürger zu jahrelangen Haftstrafen im Iran verurteilt worden. Ghaderi saß deshalb bereits seit 2016 in Teheran in Haft. Mossaheb war Anfang 2019 bei einem Besuch in Teheran festgenommen worden.  

Jahrelanges Bangen

„Mein Sohn fragte mich fast täglich, ob er seinen Vater jemals wiedersehen wird“, erzählte Ehefrau Harika Ghaderi noch in einem KURIER-Interview vor knapp zwei Monaten.

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Seinen Vater hatte der heute bald Zehnjährige  zuletzt gesehen, als er gerade mal zwei Jahre alt war. Irgendwann habe Harika Ghaderi keine Antwort mehr auf die Frage ihres Sohnes gehabt. „Ich wusste nicht, ob wir ihn jemals wieder sehen werden.“ 

Nach Haft im Iran: Österreicher landeten am Wiener Flughafen

Gemeinsam mit einem ebenfalls freigelassenen Dänen landeten die zwei Österreicher nach ihrer Ausreise über den Oman in der Nacht zum Samstag auf dem belgischen Militärflughafen Melsbroek in der Nähe von Brüssel.

Am Samstag war es dann schließlich so weit – nach jahrelangem Warten. Gemeinsam mit einem Dänen, der ebenfalls im Iran inhaftiert war, reisten Ghaderi und Mossaheb über den Oman aus. In der Nacht auf Samstag landeten die Befreiten auf dem belgischen Militärflughafen Melsbroek in der Nähe von Brüssel

Am Samstagvormittag stiegen die Männer schließlich in den Flieger, der sie zurück in die Heimat brachte. „Ich bin sehr erleichtert, dass wir Kamran Ghaderi und Massud Mossaheb nach Jahren der beschwerlichen Haft im Iran endlich nach Hause holen können“, sagte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) bei der Ankunft der beiden Männer.

Auch ein dritter österreichischer Staatsbürger sitzt derzeit im Iran noch im Gefängnis. Sein Berufungsverfahren laufe derzeit. Das Außenministerium betonte auch in diesem Fall, man werde weiterhin „nichts unversucht lassen, um die Freilassung des dritten österreichischen Staatsbürgers durchzusetzen“.

Austausch mit Terrorist

Bereits vergangene Woche war ein belgischer Entwicklungshelfer im Iran enthaftet worden. Die Freilassungen sind Teil eines Gefangenenaustausches mit Teheran: Im Gegenzug wurde Assadollah Assadi – ein wegen Terrorismus verurteilter iranischer Diplomat – freigelassen.  

Der Iraner war in Wien stationiert und wegen eines versuchten Anschlags auf eine iranische Oppositionelle in Frankreich verurteilt worden. Die Haftstrafe verbüßte er in Belgien. Zurück in seiner Heimat, wurde Assadi gefeiert wie ein Kriegsheld, im TV sah man ihn mit Blumenkette um den Hals, umringt von Regime-Freunden.

Internationale Kritik

Der Gefangenenaustausch mit Teheran stößt aber auch auf Kritik – vor allem bei Menschenrechtsorganisationen. Amnesty International etwa begrüßte zwar die Freilassung des belgischen Entwicklungshelfers Olivier Vandecasteele, kritisierte aber gleichzeitig das Vorgehen der belgischen Regierung.   

Man sei „besorgt darüber, dass der Gefangenenaustausch die iranischen Behörden dazu ermutigen könnte, weiterhin Geiselnahmen und andere Verbrechen nach internationalem Recht zu begehen“, so die Organisation.

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Die Garantie, dass sich Verstöße des Iran nicht wiederholen,  werde durch Vereinbarungen wie diese ausgehöhlt. Derzeit sind 20 EU-Bürger im Iran inhaftiert.
 

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