Nach Redeverbot von Ministerium: „Ich kann nicht mehr schweigen“

„Mein Sohn fragt mich fast täglich, ob er seinen Vater jemals sehen wird“, erzählt Harika Ghaderi. „Er wird bald zehn Jahre alt – zuletzt hat er ihn als Zweijähriger gesehen. Ich habe für ihn keine Antwort mehr, weil ich nicht weiß, ob wir ihn je wieder sehen werden.“
Als IT-Geschäftsmann war ihr Mann Kamran Ghaderi immer wieder beruflich im Iran. Bis er im Jänner 2016 am Flughafen festgenommen und drei Monate in Isolationshaft gesteckt wurde. „Er durfte nicht schlafen und hörte ständig Schreie aus den Nebenzimmern. Ihm wurde gesagt, dass seine Mutter und sein Bruder gefoltert werden“, berichtet die dreifache Mutter, die sich plötzlich in Wien alleine um seine Geschäfte und um die Familie kümmern musste.
„Man setzte ihn ständig unter Druck und sagte ihm, wenn er ein Geständnis unterschreibt, darf er sich in den nächsten Flieger setzen.“ Nach drei Monaten unterschrieb er und durfte sich vor Gericht nicht einmal verteidigen. „Er wurde mit dem Vorwurf der Spionage zu zehn Jahren Haft verurteilt, aber das ist so willkürlich, dass sie das jederzeit verlängern könnten.“
Österreichs Rolle
Als österreichische Staatsbürger suchte die Familie Hilfe beim Außenministerium. „Die ersten Jahre durfte niemand etwas wissen. Sie haben mir gesagt, dass es sonst noch schlimmer wird“, erzählt Harika Ghaderi. „Doch für Österreich war das nicht der erste und auch nicht der letzte Fall.“ Inzwischen ist sogar ein Österreicher ohne iranische Wurzeln im Iran inhaftiert. „Das iranische Regime hat diese Verhaftungen zu einem Geschäftsmodell gemacht, um einen Gefangenenaustausch zu erpressen. Der Iran muss endlich spüren, dass es Konsequenzen gibt, wenn sie jemanden als Geisel nehmen“, fordert die Ehefrau.
„Andere Länder haben das auch geschafft: In England, Frankreich, Kanada haben ranghohe Politiker die Inhaftierung ihrer Staatsbürger öffentlich kritisiert, und sie kamen nach ein paar Monaten frei.“
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