Nach dem Sturm kam das Hochwasser

Einsatzkräfte der Feuerwehr während einer Menschenrettung in Lehenrotte im Bezirk Lilienfeld.
Katastrophenalarm in NÖ, Frankenfels ist von der Außenwelt abgeschnitten, Hochwasser-Warnungen auch in OÖ und der Steiermark.

In Niederösterreich ist es am Freitag aufgrund der anhaltend starken Regenfälle zu Überflutungen vor allem im südlichen Teil des Bundeslandes gekommen. Die Flüsse Triesting, Pielach und Traisen sind bereits über die Ufer getreten. Der Einsatzschwerpunkt der rund 2.100 Feuerwehrleute lag am Vormittag auf den Bezirken Lilienfeld, St. Pölten, Neunkirchen, Wiener Neustadt und Scheibbs. Stellenweise regnete es mehr als 100 Liter pro Quadratmeter. Einige Keller sind überflutet. "Hier geht es rund", sagte Feuerwehrsprecher Alexander Nittner.

Besonders stark betroffen sei Frankenfels (Bezirk St. Pölten), das derzeit von der Außenwelt abgeschnitten sei. Die Feuerwehr Frankenfels ist dort mit 40 Mann im Einsatz. Kindergarten, Neue Mittelschule und Volksschule sind gesperrt. Im Ortsteil Boding kam es bei einer Eisenbahnbrückenbaustelle zu einem Gerüsteinsturz. Zudem sind mehrere Keller und Objekte überflutet, Verklausungen an Brücken müssen nach Angaben der Feuerwehr teilweise mit schwerem Gerät beseitigt werden.

Bilder: Unwetterschäden in Frankenfels

Nach dem Sturm kam das Hochwasser

Unwetter
Nach dem Sturm kam das Hochwasser

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Nach dem Sturm kam das Hochwasser

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Nach dem Sturm kam das Hochwasser

Unwetter

Triesting und Schwarza steigen

Auch im Bereich Altenmarkt a.d. Triesting (Bezirk Baden) herrscht Hochwasseralarm. "Die Pegel steigen immer stärker. Wir rechnen in den kommenden Stunden mit Überflutungen", sagte der Sprecher. Keine Sorge bereitet laut Feuerwehr vorerst die Donau, da die Regenfälle bisher nicht so stark ausfielen.

Hangrutschungen in Amstetten

Aufgrund der starken Regenfälle ist es im Bezirk Amstetten zu zahlreichen Überflutungen und Hangrutschungen gekommen, teilte Philipp Gutlederer vom Bezirksfeuerwehrkommando am Freitag mit."Es hat einige kleinere Murenabgänge gegeben. Teilweise sind Straßen gesperrt", so Gutlederer. Besonders stark betroffen war das Ybbstal.

"Seit 3.00 Uhr in der Früh stehen wir im Einsatz. Wir sind derzeit mit 20 Feuerwehren an 40 Orten unterwegs", sagte der Sprecher am Freitagvormittag. In St. Georgen am Reith stünden einige Häuser im Wasser. In Ybbsitz seien zwei kranke Personen aus einem Gebäude gerettet worden. Eine Zufahrt zum Haus sei aufgrund der Wassermassen nur mehr mit einem Traktor möglich gewesen.

"Die Ybbs sowie kleinere Flüsse und Bäche sind über die Ufer getreten. Wir rechnen in den kommenden Stunden mit einer Verschärfung der Lage", berichtete Gutlederer. In vielen Orten seien die Kanalsysteme bereits überlastet.

Bei Hollenstein ist Freitagvormittag eine Mure abgegangen und hat die B31, die Ybbstal-Bundesstraße, teilweise verschüttet. Die Straße ist aber einspurig befahrbar.

Die aktuelle Wetterprognose finden Sie hier.

Straßensperren in Niederösterreich

Die starken Regenfälle in der Nacht auf Freitag haben zu zahlreichen Straßensperren geführt. Besonders betroffen war Niederösterreich, laut ORF waren hier am Vormittag rund 1.000 Feuerwehren im Unwettereinsatz. Laut dem ÖAMTC gab es besonders in den Regionen Eisenwurzen und Hochschwab mehrere Straßensperren, teils gingen auf den Verbindungen Muren ab, teils wurden Straßenabschnitte überschwemmt.

Die Bezirksalarmzentrale Lilienfeld verzeichnete Notrufe im Minutentakt. 15 Feuerwehren mit 220 Mitgliedern waren am Vormittag im Einsatz. In Lehenrotte musste eine Person gerettet werden, dazu kamen zahlreiche Tierrettungen und Pumparbeiten. Auch Sandsäcke zum Schutz der Keller wurden von den Feuerwehren gestapelt. Die Feuerwehren des Bezirkes rüsteten sich für ein nicht alltägliches Hochwasser, das beinahe an 1997 (zwei Wochen Katastropheneinsatz) herankommen könnte, hieß es in einer Aussendung des Bezirksfeuerwehrkommandos Lilienfeld.

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Straßensperren
B22 zwischen Waidhofen / Ybbs und Ybbsitz
B31 zwischen Hollenstein und Opponitz
B39 zwischen Hofstetten und Frankenfels

L122 zwischen Kalte Kuchl und Rainfeld

Steiermark B24 zwischen Weichselboden und Kläfferbrücke
L102 zwischen Veitsch und Turnau
B66 zwischen Bad Gleichenberg und Feldbach
L423 zwischen Schäffern und Tanzern
Ennskai in Steyr
Nach dem Sturm kam das Hochwasser
Überschwemmungen in Rabenstein und Kirchberg an der Pielach
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Überschwemmungen in Rabenstein und Kirchberg an der Pielach
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Überschwemmungen in Rabenstein und Kirchberg an der Pielach
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Überschwemmungen in Rabenstein und Kirchberg an der Pielach
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Überschwemmungen in Rabenstein und Kirchberg an der Pielach
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Überschwemmungen in Rabenstein und Kirchberg an der Pielach
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In Ybbsitz wurden Teile des Ortszentrums völlig überflutet. Claudia Hackner ist im Tankstellen-Shop eingeschlossen

Während das Sturmtief "Yvette" in Österreich im Großen und Ganzen vorbei ist, warnt dieser nun vor allem vor den Auswirkungen des weiter anhaltenden Regens. Denn der Starkregen hält tagsüber weiterhin an, der Schwerpunkt liegt dabei in Niederösterreich vor allem im Mostviertel, im Rax-Schneeberg-Gebiet und im Wienerwald aber auch in der Buckligen Welt und im Semmering-Wechsel-Gebiet regnet es weiterhin zeitweise intensiv. In Oberösterreich sind das Salzkammergut sowie die Phyrn-Eisenwurzen am stärksten betroffen und in der Steiermark vor allem das Mariazellerland, das Obere Mürztal und Teile des Ennstales sowie das Ausseerland. Auch im Mittelburgenland muss mit weiterem ergiebigem Regen gerechnet werden.

Derzeit steigen die Pegel sämtlicher Flüsse/ Bache in den oben genannten Regionen markant an (eine kleine Auswahl):Niederösterreich: die Ybbs, Traisen, Pielach, Erlauf, Schwarza, aber auch sämtliche Bäche in der Buckligen WeltOberösterreich: die Enns, aber auch sämtliche Bäche im SalzkammergutSteiermark: vor allem die Salza und Mürz, in weiterer Folge aber auch die Enns und die Mur

In diesen Regionen wird sich nach den neuesten Berechnungen die Situation weiter zuspitzen.

Regenmengen der letzten 24 Stunden (Auswahl, Stand 7 Uhr)

Lilienfeld

115 l/m²
Kirchberg/ Pielach 106 l/m²
Hollenthon/ Bucklige Welt 85 l/m²
Lunz am See 92 l/m²
Mariazell 73 l/m²
Weyer 95 l/m²
Windischgarsten 65 l/m²
Bad Aussee 66 l/m²
Wien-Mariabrunn 48 l/m²

Entspannung, wenn auch noch keine Entwarnung gab es in Sachen Sturm und Starkregen am Freitag in der Steiermark. Im Stromnetz waren fast alle Schäden - zumindest provisorisch - behoben. Im Süden lockerte es auf, im Oberland regnete es und Starkregen verschärfte in Ober- und Oststeiermark die Situation erneut. Bisher waren die Schäden geringer als befürchtet.

Wie es von der Energie Steiermark hieß, dürften im Laufe des Vormittags nahezu alle Kunden wieder am Netz sein. Die Schadensfälle vom Donnerstag seien abgearbeitet, in der Nacht wären neue in der Weststeiermark und im Raum Graz dazugekommen, womit Freitag früh etwa 1.000 Haushalte ohne Strom waren. "Entwarnung können wir noch nicht geben", so Sprecher Urs Harnik-Lauris.

Wie sich Wetterlage und Unwetterwarnung auf den Schulbesuch auswirkten, konnte man am Freitag seitens des Landesschulrates noch nicht beurteilen. Es wurde allerdings darauf hingewiesen, dass es keine Sonderregelung gebe und nur der Paragraf 9 des Schulpflichtgesetzes gelte, wonach die "Ungangbarkeit des Weges" oder befürchtete Gefahr als Entschuldigungsgrund gelte. "Diese Einschätzung obliegt den Erziehungsberechtigten wie etwa im Fall einer Erkrankung", erklärte Wolfgang Wildner, Sprecher von Landesschulratspräsidentin Elisabeth Meixner.

Seitens des Landesfeuerwehrkommandos wurde Zwischenbilanz gezogen: Seit Donnerstag waren 306 Feuerwehren großteils im wetterbedingten Einsatz, in der Nacht auf Freitag waren insgesamt 1.500 Einsatzkräfte mit Sicherungs- und Bergungsarbeiten beschäftigt. Haupteinsatzgebiete seien aktuell der Osten und der Südosten von Graz, wobei die häufigsten Alarmierungen Windwurf betrafen. Vereinzelt gab es Straßensperren, im Fall der Hochschwabstraße B24 wegen eines Murenabgangs.

Schon Donnerstagnachmittag war es in Bad Gleichberg (Bezirk Südoststeiermark) zu einem spektakulären Zwischenfall gekommen: Ein fahrendes Auto wurde auf der B66 Gleichenbergerstraße von einem umstürzenden Baum getroffen, ein zweiter entwurzelter Baum beschädigte das Dienstauto der Polizisten, die den Unfall aufnahmen. Verletzt wurde niemand.

Gefreut hat die Kaltfront Touristiker und Wintersportler am Dachstein: Ein Meter Neuschnee sorgt am Gletscher für eine Schneeauflage von insgesamt gut vier Metern.

Nach dem Sturm kam das Hochwasser
Abgedecktes Hausdach in der Karl-Frisch-Straße in Graz.
Nach dem Sturm kam das Hochwasser
Aufräumarbeiten im Raum Weiz.

Oberösterreich scheint bei dem aktuellen Unwetter vorerst ziemlich glimpflich davonzukommen. Zwar stiegen auch im Süden des Bundeslandes die Pegelstände der Flüsse erheblich an, besonders große Hochwasser-Schäden wurden aber Freitagvormittag nicht gemeldet.

In der Nacht auf Freitag gab es die prognostizierten intensiven Niederschläge im Bereich der Pyhrn-Priel-Eisenwurzen-Region, im Reichraminger Hintergebirge und im Inneren Salzkammergut. Daraufhin stiegen die Pegelstände der Traun, Steyr und Enns. Das löste gegen 4.00 Uhr in Steyr einen Alarm für die Feuerwehr aus. Sie sperrte den Enns- und den Ortskai, räumte sie von geparkten Autos und begann Hochwasserschutzwände aufzustellen. Am Vormittag trat in Steyr die Enns über die Ufer und erreichte die ersten Häuser. Der Pegelstand betrug zu diesem Zeitpunkt 594. Kritisch werde es ab dem Pegelstand 700, erläuterte der Hydrografische Dienst des Landes Oberösterreich. Er rechnete aber damit, dass er knapp nicht erreicht werde. Auch unterhalb von Steyr, an der Einmündung der Enns in die Donau in Mauthausen, dürften die Warngrenzen nicht erreicht werden, lautete die Prognose.

Abnehmende Niederschlagsintensität

Denn laut Wettervorhersage sollten die Niederschläge zwar weiter andauern, ihre Intensität jedoch ab Freitagmittag abnehmen. Der Zentralraum sowie die westlichen und nördlichen Landesteile Oberösterreichs seien deutlich weniger betroffen. Deshalb sei laut Auskunft der Hydrologen die Lage im Innviertel an der Salzach und am Inn sowie im Mühlviertel unbedenklich.

Das vorbereitete LinzFest von Freitag bis einschließlich Sonntag - eine Open-Air-Veranstaltung, zu der zahlreiche Besucher erwartetet wurden - werde auf jeden Fall durchgeführt, hieß es bei der Stadt. Die Auftritte der Künstler auf den Bühnen könne ohnedies auch bei Regen erfolgen, für andere Programmteile werde es geringe Abänderungen geben, damit auch die Zuschauer überdacht sind.

Das Landesfeuerwehrkommando berichtete von einigen durch das Wetter ausgelösten Einsätzen für die Freiwilligen Feuerwehren: In Weyer (Bezirk Steyr-Land) und in Hinterstoder (Bezirk Kirchdorf an der Krems) wurden jeweils überflutete Keller ausgepumpt, in St. Agatha (Bezirk Gmunden) wurde an einem Bach vorsorglich eine Sperre mit Sandsäcken errichtet.

Die Unwetter in Wien haben am Freitag kaum Auswirkungen auf die Arbeit der Feuerwehr gehabt. "Wir verzeichnen einen ganz normalen Tag", sagte ein Sprecher. Wetterbedingt mussten die Einsatzkräfte lediglich 15 Mal ausrücken.

In den vergangenen Stunden wurde die Feuerwehr insgesamt 85 Mal gerufen. "Das entspricht genau dem Durchschnitt von 80 bis 100 Einsätzen pro Tag", so der Sprecher. Vorsichtshalber wurden aber etwaige Schulungen abgesagt, so dass mehr Einsatzkräfte zur Verfügung stehen.

Verschiebung bei den Festwochen

Während die Wiener Feuerwehr einen normalen Arbeitstag sehen, kommt es bei den Wiener Festwochen zu einer Verschiebung. Die Eröffnung des "Into the City"-Schwerpunktes mit Chto Delats "Face to Face with the Monument" am Schwarzenbergplatz wird aufgrund des Schlechtwetters von Freitag auf Sonntagnachmittag um 14 Uhr verschoben. Das teilten die Veranstalter am Freitag per Aussendung mit. Weitere Verschiebungen werde es vermutlich nicht geben, hieß es.

VP-Stadtfest findet statt

Dagegen wird das Stadtfest der ÖVP mit einigen kleinen Einschränkungen wie geplant stattfinden. "Aus jetziger Sicht wird es keine gravierenden Einschränkungen geben", so einer Sprecher der Wiener ÖVP. Gestrichen seien aufgrund von Wind und Wetter derzeit nur die artistischen "Walking Acts", also etwa Stelzengeher. Ihr Auftritt sei zu gefährlich. Die Eröffnung heute Abend finde ohnehin in einem Zelt und damit geschützt statt. Für morgen, Samstag, hofft man auf Auflockerung, dennoch: "Wir werden natürlich flexibel auf die Wetterbedingungen reagieren."

Andere Veranstalter sehen das nicht ganz so gelassen: Bereits am Donnerstag wurde das für heute und morgen angesetzte Österreichische Blasmusikfestival abgesagt, der Rapid-Lauf wurde auf Montag verschoben. "Petrus muss ein Weintrinker sein", bedauert das Craft Bier Fest Wien, das heute am Donaukanal starten hätte sollen - das Fest der Bierfeinschmecker wurde nun auf Samstag verlegt.

Das Holi Festival of Colors, das sich für Samstag auf der Wiener Donauinsel einquartiert hatte, startet nun erst am Sonntag. Derzeit noch keinen Ersatztermin gibt es das 1. Simmeringer Sicherheitsfest und das Frühlingsfest sowie die Namensgebung des Emil-Maurer-Parks in Wien-Neubau die am Freitag ebenfalls dem Regen weichen mussten. Auch entspannen funktioniert bei Sonnenschein besser: Die zweite JOYA Yoga Session im Wiener Augarten wurde auf nächsten Samstag verschoben.

Aufgrund des anhaltenden Regens waren im Burgenland im Laufe des Freitags Flüsse über die Ufer getreten bzw. waren kurz davor. Das teilte eine Sprecherin der Landessicherheitszentrale (LSZ) auf Anfrage der APA mit. Am stärksten seien die Pinka im Landessüden sowie die Wulka und die Leitha im Norden betroffen. Seit Donnerstagabend zählte die LSZ 135 Feuerwehreinsätze. Verletzt wurde niemand.

"Derzeit laufen 54 Einsätze über das ganze Land verteilt. Bei den meisten Einsätzen handelt es sich um überflutete Keller, also Pumparbeiten. Bei den Flüssen ist die Pinka bereits über die Ufer getreten, die Wulka ist auch schon am Überlaufen. Sämtliche Ortschaften, durch die der Fluss läuft, sind daher betroffen", schilderte die LSZ-Sprecherin.

Aufgrund der Wetterprognose rechne man seitens der Landessicherheitszentrale damit, "dass noch einige Einsätze dazu kommen werden. Wir hoffen aber, dass es sich am Nachmittag beruhigt und wir nach und nach alle Keller wieder leer bekommen", so die Sprecherin.

Umgestürzte Bäume

Nicht nur der Regen machte den Menschen im Burgenland seit Donnerstag zu schaffen. Auch zahlreiche umgestürzte Bäume und beschädigte Dächer beschäftigten die Einsatzkräfte. Bei den Einsätzen wurden u.a. auch zwei Funkwägen der Polizei Großpetersdorf und Oberwart beschädigt, teilte die Landespolizeidirektion Burgenland in einer Aussendung mit.

Sämtliche Wetter- und Sturmwarnungen rund um den Neusiedler See, die bereits am Donnerstag ausgesprochen wurden, hielt die Exekutive auch am Freitag aufrecht. Außerdem verwies die Polizei noch einmal darauf, dass sowohl die Landesverkehrsabteilung sowie die Beamten in den Bezirken als auch der Seedienst weiterhin in erhöhter Einsatzbereitschaft seien.

Böen mit bis zu 120 km/h und Starkregen mit 100 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter – das hartnäckige Sturmtief „Yvette“ hat auch am Freitag Österreich fest im Griff. Vom Tiroler Unterland bis in den Wienerwald bläst der Wind aus Nord- bis Nordwest. Heftiger Regen könnte jetzt regional für Überschwemmungen sorgen. In Wien steht die Berufsfeuerwehr mit 500 Mann und 200 Fahrzeugen in Bereitschaft. Laut Sprecher Christian Feiler wurde eine angesetzte Großübung abgesagt: „Wir beobachten die Wetterentwicklung mit Argusaugen.“

Besonders die Sturmböen sorgen in Wien für Sorgenfalten. Während die neuen Hochhäuser diesem Sturm problemlos standhalten, kann es bei hohen, älteren Gebäuden ganz schön wackeln. Riesenrad-Chef Peter Petritsch: „Ab 90 km/h stoppen wir den Betrieb. Denn dann wird es in den Gondeln schon sehr ungemütlich.“

Der Donauturm bei Sturm

Je schlechter das Wetter, desto spannender ist der Besuch am Donauturm.

Nach dem Sturm kam das Hochwasser
Donauturm, Sturm Bernd Copar

200 km/h Windgeschwindigkeit kann der Donauturm aushalten. Solche Windspitzen wurden in der 50-jährigen Geschichte des Turms noch nie erreicht. Dass sich das Wiener Wahrzeichen um einige Zentimeter bewegt, merkt man aber schon bei Böen um die 60 km/h. „Wenn man ruhig steht, spürt man die Bewegungen besonders gut“, sagt Donauturm-Manager Bert Copar. Als der KURIER ihn auf 170 Metern Höhe im Restaurant trifft zieht gerade Sturmtief „Yvette“ über die Stadt. Bei geschlossenen Augen könnte man meinen, man sei auf einem Schiff.

Geheimtipp: Gewitter

Abgesehen von der atemberaubenden Aussicht über ganz Wien, kann man im Donauturm auch noch ein Naturspektakel der besonderen Art erleben. „Bei einem Gewitter schlagen aufgrund der Höhe oft Blitze ein. Dann sieht, hört und spürt man den Blitz förmlich“, verrät Copar als Geheimtipp. Wirklich etwas anhaben, kann dem Donauturm aber keine Schlechtwetterlage. Das imposante Gebäude passt sich eigenständig den Gegebenheiten an und reagiert, wenn es zu stürmisch wird. „Normalerweise fahren unsere Lifte mit 22,4 km/h. Wenn es zu stürmisch ist reduzieren sie die Geschwindigkeit automatisch um mehr als die Hälfte“, so Copar. Eine komplette Einstellung des Liftbetriebs müsste erst bei Sturmspitzen um die 200 km/h erfolgen –spannend ist es am Donauturm bei Schlechtwetter allemal.

Sturmtief „Yvette“ könnte in Wien sogar zu einem historischen Ereignis führen. „Sollte es wirklich Spitzen jenseits der 110 km/h geben, werden wir die Terrasse sperren – zum ersten Mal in 50 Jahren“, erklärt Copar. Schon am Donnerstag spürte man in dem Wiener Wahrzeichen deutlich, die ersten Sturmböen. „An der Spitze, auf 252 Meter, schwankt der Turm bis zu einem halben Meter“, erklärt Copar.

Zusätzlich gibt es Dauerregen. Der sorgt für weitere Absagen. So wurde das für Freitag und Samstag in Wien angesetzte 35. Blasmusik-Festival ersatzlos gestrichen. In Reichenau an der Rax fiel der von Freitag bis Sonntag geplante Blütenzauber (Orchideen- und Fuchsienschau) dem Schlechtwetter zum Opfer. In der Kurstadt Baden finden gleich mehrere Events (Tag der Sonne, Jugendsporttag, Kärntner Bauernmarkt, Wein im Park) nicht statt.

Rund um den Neusiedler See warnt die Polizei Segler und Surfer vor den Wetterkapriolen. Alle Boote wurden bereits festgemacht. Und im Südburgenland stehen seit Mittwochabend – wegen umgestürzter Bäume – an die 20 Feuerwehren im Dauereinsatz.

Gemeinden ohne Strom

Nach dem Sturm kam das Hochwasser
Sturm Graz Maibaum Feuerwehr

Probleme gab es auch in der Steiermark: Bis Donnerstag Nachmittag waren 4000 Haushalte wegen gekappter Leitungen ohne Strom. Auch die Gondelbahn auf den Schöckel bei Graz sowie die Seilbahn auf den Dachstein standen still, ebenso die Standseilbahn auf den Grazer Schlossberg. Wegen Hochwassers war auch die Murpromenade gesperrt. Starke Windböen drohten am Grazer Hauptplatz den Maibaum umzuwerfen. Der Baum wurde von der Berufsfeuerwehr aus der Verankerung gehoben und „beiseite gelegt“. Am Wochenende, wenn das wettermäßig schlimmste überstanden sein dürfte, soll er wieder aufgestellt werden.

Zu einem Zwischenfall kam es im weststeirischen Salla: Ein Teil eines Kamins krachte von einem Haus auf einen Spielplatz. In der Gemeinde haben Schüler heute, Freitag, wegen umgestürzter Bäume schulfrei.

Nach dem Sturm kam das Hochwasser
sturm,unwetter,graz

Wie heftig der Sturm war, bekam eine Frau bereits Mittwoch zu spüren. Die 18-Jährige war in der Südoststeiermark unterwegs, als eine Windböe ihren Wagen von der Fahrbahn wehte: Das Auto prallte gegen zwei Verkehrszeichen und blieb auf einem Acker stehen. Die Lenkerin wurde leicht verletzt.

Laut Prognosen bleibt es auch Samstag vorerst im gesamten Bundesgebiet trüb. Im Osten regnet es stark. In Vorarlberg, Tirol und Kärnten kommt die Sonne hervor. Sonntag wechseln sich Sonne mit Wolken und gewittrigen Regenschauern ab. Die Höchstwerte kratzen an der 20-Grad-Marke.

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Im Bezirk Oberwart standen die Feuerwehren im Dauereinsatz.

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