Nach Après-Ski-Eklat: Kitzbühel will nicht Ischgl werden

In Kitzbühel hatten sich rund um Silvester die Neuinfektionen massiv gehäuft
Vor den Hahnenkamm-Rennen ist Kitzbühel weiter Corona-Hotspot. Ein Partyvideo lässt die Erzählung vom sicheren Tourismus wackeln - ein Image-Debakel

Ein Promi lässt es nach dem Skifahren noch in einem Kitzbühler Lokal krachen. Das wäre an sich keine große Sensation. Denn genau das gehört zum Image des Skiorts.

Mitten in einer Hochphase der Pandemie, in der die Tiroler Stadt und der gesamte Bezirk ein Corona-Hotspot sind, kratzt so eine Party allerdings gehörig am Image.

Elf Sekunden ist das Video lang, das der Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner auf seiner Instagram-Seite veröffentlicht und später wieder gelöscht hat und das am Sonntag für empörte Reaktionen sorgte.

Denn die gefilmten Szenen zeigen genau jenes Après-Ski, das es eigentlich aktuell gar nicht geben dürfte. Und das spätestens seit dem massiven Corona-Ausbruch in Ischgl im März 2020 als der Inbegriff des Super-Spreader-Events gilt.

Da wird auf dem Tisch zu lauter Musik getanzt und gesungen. Dabei darf in Österreichs Gastronomie derzeit nur im Sitzen konsumiert werden. An der Bar ist auch das nicht erlaubt. Dennoch sitzen in dem Video Gäste mit Getränken am Tresen.

„Das ist verstörend“, sagt Alois Rainer, Branchensprecher der Tiroler Gastronomie, zu den Bildern. „Es gibt so viele Wirte, die sich ganz genau an die Auflagen halten. Diese Schlagzeilen können wir nicht brauchen“, gibt er sich verärgert.

Verheerender Mix

Tirol und der Tourismus im Land stehen seit Ischgl im Fokus der Aufmerksamkeit. Nun macht Kitzbühel genau mit der Mixtur der Gemeinde im Paznauntal negative Schlagzeilen: Weltberühmter Skiort. Corona-Hotspot. Après-Ski-Party.

Wie erklärt sich der Wirt des Lokals, wie so ein Video gedreht werden konnte? „Ich weiß es nicht“, sagt er zum KURIER. Weiter äußern will er sich nicht, er lässt nur schriftlich wissen: „Mein Anwalt und ich sind mit den zuständigen Behörden wegen des Vorfalls in Kontakt.“ Aufgrund des laufenden Verfahrens könne er derzeit keine weitere Stellungnahme abgeben.

Tourismusobmann verärgert

Den Auftakt für die nun startende Rennwoche hat sich Kitzbühels Tourismusobmann Christian Harisch wohl anders vorgestellt. „Es gibt überhaupt nichts zu beschönigen. Das ist unzulässig. Aber die Behörden können nicht überall gleichzeitig sein“, sagt er.

Nach Après-Ski-Eklat: Kitzbühel will nicht Ischgl werden

Christian Harisch ist Tourismusobmann von Kitzbühel und Hotelier

Noch vor einer Woche erklärte der Hotelier in Bezug auf die Corona-Situation, dass die heurigen Hahnenkamm-Rennen die sichersten aller Zeiten sein werden.

Der Après-Ski-Eklat passt da so gar nicht ins Bild. „Das brauchen wir überhaupt nicht“, sagt Harisch zu der Causa und ist sich sicher, dass so etwas bei den Rennen nicht stattfindet. „Jeder wird sich hüten. Es wird keine Partys geben.“

1.000 Zuschauer im Zielstadion

Die Debatte, ob das Event inmitten der Omikron-Welle unbedingt vor Publikum stattfinden muss, wird nun erneut befeuert. Wie berichtet, werden im Zielstadion 1.000 Gäste mit zugewiesenen Sitzplätzen zugelassen. Für sie gilt: 2-G plus PCR-Test und Maskenpflicht.

Zaungäste sind unerwünscht. Fans ohne Tickets richtet Harisch aus: „Wir lieben euch. Aber bitte kommt 2023.“ Die 3.000 Tourismusbetriebe im Ort werden vor dem Event noch einmal in einem Schreiben auf die Corona-Regeln hingewiesen.

Konsequenzen

Dem Betreiber der Après-Ski-Bar drohen indes nicht nur Anzeigen. Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hatte am Wochenende gewarnt, dass schwarze Schafe Corona-Hilfen zurückzahlen müssen. Im Falle der Bar waren das im Vorjahr 137.000 Euro.

Laut Österreichs Spartenobmann Mario Pulker drohen Betriebe, die gegen die Auflagen verstoßen, aber nur die laufenden Zahlungen für den jeweiligen Monat zu verlieren.

Aber auch er ist sauer: „Das Video ist ein Schlag ins Gesicht für alle Gastronomen, die sich an die Gesetze und Verordnungen halten.“

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