Nach antisemitischen Parolen: Videoüberwachung auf dem Uni-Campus

Nach antisemitischen Parolen: Videoüberwachung auf dem Uni-Campus
Das Rektorat setzt auf Prävention: Im Alten AKH sind bei den Hofzugängen zum Institut für Judaistik neuerdings Kameras angebracht

Von Christian Mayr

Ende Oktober sorgten antisemitische Parolen an den Wänden des Uni-Campus im Alten AKH am Alsergrund für Aufregung und Empörung: Die Schmierereien wurden von der Universität Wien nicht nur umgehend verurteilt, sondern auch übermalt und angezeigt.

Doch dabei blieb es nicht: Denn daraufhin wurde auch an einer Videoüberwachung gearbeitet, die seit Kurzem installiert und (wie gesetzlich vorgeschrieben) entsprechend ausgeschildert wurde. 

Vor mehreren Hofzugängen prangen seither A4-große Hinweistafeln mit der Aufschrift: „Dieser Bereich wird videoüberwacht!“ Als Zweck dieser Maßnahme werden von der Universität Wien „Schutz des Eigentums“ und „Vandalismusprävention“ angeführt. Die Speicherdauer der aufgenommenen Daten ist auf 30 Tage limitiert.

„Zur Zeit nicht sicher“

Auf KURIER-Anfrage bestätigt eine Sprecherin des Rektorats die Montage von insgesamt vier Kameras – und zwar „zur besseren Absicherung der Judaistik nach entsprechenden Vorfällen (antisemitische Schmierereien)“. Das Institut für Judaistik befindet sich im nördlichen Teil des Areals in Hof 7, wo auch die meisten Parolen gesprayt worden waren.

Auch wegen der bedenklichen Nähe zur Judaistik zeigten sich die „jüdischen österreichischen Hochschülerinnen“ alarmiert, weil sich jüdische Studenten an Universitäten „zur Zeit nicht sicher“ fühlen würden, wie es in einem Post auf X hieß.

Aktuell keine Vorfälle

Eine Ausweitung der Kameraüberwachung auf andere Bereiche des Campus sei laut Rektorat derzeit aber nicht geplant. „Es gibt aktuell keine Pläne der Universität. Es gibt auch keine Vorfälle, die eine Ausweitung der Kameraüberwachung am Campus nahelegen würden“, heißt es.

Kameras sparsam eingesetzt

Dass sich Frauen abends in schlecht ausgeleuchteten Bereichen mitunter nicht sicher fühlten, hat bei der aktuellen Maßnahme demnach keine Rolle gespielt. „Kameras werden an der Universität Wien sehr sparsam und insbesondere im Sinne der Prävention (Schutz von Personen und Eigentum der Universität Wien) eingesetzt. Jede Installation/Ausweitung von Videokameras wird mit einer Betriebsvereinbarung geregelt“, erklärt die Rektoratssprecherin.

Die aufgezeichneten Daten würden auch nur bei „sicherheitsrelevanten oder schadenersatzauslösenden Ereignissen“ ausgewertet und zusammen mit einer Anzeige an die Polizei übermittelt. Vergleichsweise kleinere Verstöße gegen die Hofordnung – wie etwa das Ignorieren des geltenden Hundeverbots – würden hingegen nicht via Kameraüberwachung verfolgt.

Anzeige erstattet

Wegen der Vandalismusaktionen vom Oktober, wenige Wochen nach dem Hamas-Terror vom 7. Oktober gegen Israel, wurde von der Universität Anzeige gegen unbekannte Täter erstattet. Von einem etwaigen Fahndungserfolg der Polizei hat das Rektorat bis dato allerdings keine Kenntnis erlangt.

Bei dieser Spray-Attacke wurde übrigens das ehemalige jüdische Bethaus – das begehbare Denkmal „Marpe Lanefesch“ (hebräisch für „Heilung für die Seele“) – in Hof 6 beim Narrenturm verschont. Die neue Videoüberwachung könnte zumindest einen Beitrag dazu leisten, dass das auch so bleibt.Christian Mayr

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