Bahnhof im Keller
Das Projekt, dessen Kosten die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) mit etwa einer Milliarde Euro beziffert, wird im April der Stadtentwicklungskommission vorgelegt, danach folgen die nächsten Planungsschritte.
Bernhard Steger, Leiter der für Stadtteilplanung und Flächenwidmung zuständigen MA21, betont den „höchst komplexen“ Charakter des Standortes. Im Untergeschoß befinden sich die Gleise des Franz-Josefs-Bahnhofs, auf Erdgeschoßebene eine Straße und eine Parkgarage. Hier ortet Steger „große Raumreserven“.
Das alte Unizentrum wurde auf einer Platte über dem Bahnhof errichtet. Für das neue Projekt werden Teile dieser Platte abgebrochen. Das wird in der Augasse einen barrierefreien Zugang ermöglichen und so die Anmutung des unüberwindlichen „Bergs“ zum Verschwinden bringen. Außerdem sei es etwa für Labore der Boku notwendig, auf „gewachsenem Grund“ (und nicht auf einer Platte) gebaut zu sein, erklärt Steger.
Der monolithische Baukörper wird durch mehrere Einheiten in verschiedenen Größen ersetzt; maximale Bauhöhe ist 35 Meter. Im Zuge des Neubaus soll dann auch der zwischen Campus und Müllverbrennungsanlage Spittelau gelegene Josef-Holaubek-Platz gestalterisch aufgewertet werden. Das benachbarte, jüngere Universitätszentrum Althanstraße II bleibt erhalten und wird in den neuen Campus integriert.
Zu viele Standorte
Die Universität Wien begrüßt das Projekt schon deshalb, weil man ohnedies gerade dabei ist, seine Infrastruktur zu optimieren. „Derzeit haben wir 65 Standorte“, sagt Rektor Sebastian Schütze. „Das sind zu viele.“ Auf dem neuen Campus will die Uni ihre geisteswissenschaftlichen Institute konzentrieren, die momentan auf 15 Standorte verstreut sind.
Die Universität für Bodenkultur wird mit jenen 25 Instituten und Forschungsräumlichkeiten, die derzeit in der Muthgasse untergebracht sind, auf den neuen Campus übersiedeln; die Außenstelle in der Muthgasse wird dann aufgelassen.
Beide Universitäten erhoffen sich von der neuen Nachbarschaft nicht nur organisatorische Synergieeffekte wie gemeinsam genutzte Hörsäle. Auch in der Forschung soll die räumliche Nähe die Zusammenarbeit fördern. Der gemeinsame Nenner der beiden Unis sind „Life Sciences“, die Lebenswissenschaften. Beide Institutionen legen aber auch in der Praxis großen Wert auf Nachhaltigkeit.
Beim Neubau wird auf „Kreislaufwirtschaft“ gesetzt; das bedeutet, dass beim Neubau Abbruchmaterial wiederverwertet wird. Zwischen den Gebäuden ist „hochwertig gestalteter Freiraum“ vorgesehen; mindestens 5.000 m2 werden begrünt.
Eine schlechte Nachricht ist der neue Campus Althangrund nur für die Zwischennutzungen im Altgebäude. Unter anderem suchen 200 exotische Vögel, die derzeit im Papageienschutzzentrum in der Augasse untergebracht sind, ab Ende 2026 eine neue Bleibe.
Kommentare