Naboj-Wettbewerb: Wo Matheaufgaben nur im Team gelöst werden

Tempo, Tempo beim Naboj-Wettbewerb: Wer hat die Lösung am schnellsten bei der Jury?
Schülerinnen und Schüler aus ganz Österreich lösten knifflige Aufgaben in Kleingruppen. Dabei mussten sie manchmal ganz schön um die Ecke denken.

Der Countdown lief am vergangenen Freitag: Um Punkt 11.30 Uhr durfte das verschlossene Kuvert mit    sechs mathematischen Aufgaben  endlich aufgerissen werden.  Die Teams von maximal fünf Schülerinnen und Schülern hatten nur ein Ziel:  möglichst schnell diese Aufgaben zu lösen. 

Das  Besondere am Náboj-Wettbewerb erläutert Koordinator Robin Gludovatz, selbst Mathematiklehrer, so: „Es sind keine Aufgaben, die man nach Schema F  wie bei einem Kochrezept lösen kann. Sie fordern eine etwas unorthodoxe Herangehensweise, verknüpftes Denken, etwas Fantasie und vor allem Teamwork – alleine kommt man nicht ans Ziel.“
Bei den Schülerinnen und Schülern findet der Wettbewerb großen Anklang.  So groß, dass einige Teams  sogar abgewiesen werden mussten. Manche Gruppen haben Anreisezeiten von zwei Stunden auf sich genommen, um an einen der Austragungsorte zu kommen (siehe Infobox).

Scheitern ist beim Wettbewerb erlaubt

Und das für ein Fach wie Mathematik, das immer noch bei vielen Jugendlichen nicht gerade Begeisterungsstürme auslöst. „Das hat wohl  mit der Art und Weise des Contests zu tun“, mutmaßt Gludovatz. „Man darf scheitern, ohne dass es groß ein Problem ist.“ 

Das Prozedere ist nämlich anders als zum Beispiel bei der Mathematikolympiade: Die Schülerinnen und Schüler erhalten  sechs Aufgaben gleichzeitig. Sobald sie glauben, die richtige Lösung gefunden zu haben –  meist  eine natürliche  Zahl oder ein Bruch  –  geben sie bei der Jury ab, die aus freiwilligen Helferinnen und Helfern besteht. Falls das Ergebnis korrekt ist, bekommen sie eine weitere Aufgabe, sodass sie immer sechs Aufgaben  zur Auswahl haben, die von Mal zu Mal schwieriger werden. Bis zu 60 Aufgaben stehen zur Verfügung. Doch  das hat bisher noch kein Team geschafft.

Náboj: Der internationale Mathematikwettbewerb (math. naboj.org/at/de) fand zeitgleich in verschiedenen Ländern statt, heuer waren es 13 Staaten.

Austragungsorte: Die Schulen können wählen, ob sie nach Graz, Innsbruck, Linz, Villach  oder  Wien reisen.

220 Teams aus allen österreichischen Bundesländern machten mit – von Bregenz bis Oberschützen. Vor drei Jahren machten nur Linzer Teams mit. In Wien waren es 2023 noch
42, heuer bereits 90.

5 Teilnehmer und Teilnehmerinnen sitzen maximal in einem Team. Es gibt Junioren (8. bis 10. Schulstufe) und Senioren, die aus allen Schulstufen kommen können .
 

Nach drei Fehlversuchen muss der Lösungsweg offengelegt werden

Falls die Lösung nicht korrekt ist, darf das Team weiter knobeln, ohne dass es Auswirkungen hätte. Auch wenn Fehler erlaubt sind,  „dürfen die Mathematikfans nicht so lange raten, bis sie das korrekte Ergebnis haben.  Nach drei Fehlversuchen müssen sie uns auch einen Lösungsweg zeigen und erklären“, erläutert der AHS-Lehrer.

Ein Vorteil sei, dass man das Ergebnis sofort erhält. „Hat man die korrekte Lösung, ist das ein wahrer Motivationsschub“, weiß Gludovatz.  Gleichzeitig entsteht ein gewisser Druck, schnell zu arbeiten, weil man live verfolgen kann, wie weit die anderen Gruppen sind –  nicht nur die im gleichen Raum, sondern auf der ganzen Welt. „Das wird live übertragen.“

Naboj-Wettbewerb: Wo Matheaufgaben nur im Team gelöst werden

Sie kamen von Mistelbach nach Wien: Arthur Rathbauer, Mathematikprofessorin Irmgard Rieder, Luca Huimann, Viktoria Allmayer, Anna Huber, BORG-Direktorin und Laudatorin Isabella Zins. Vorne: Polina Yukhtman   
 

Auffallend ist, dass die Teams weitaus gemischter sind als zum Beispiel bei der Mathematik-Olympiade. „Der Anteil an Mädchen und jungen Frauen ist deutlich höher“, freut sich Uniprofessor Michael Eichmair, der dazu beigetragen hat, dass Náboj so populär geworden ist und sich für ein besseres Image seines Fachs stark macht.

Je schwieriger, desto motivierter

Vom BORG Mistelbach  (NÖ) waren zum Beispiel  drei Mädchen und zwei Burschen in der Gruppe. Eine davon ist die Ukrainerin  Polina Yukhtman, die nach Ende des zweistündigen Wettbewerbs erschöpft aber glücklich meinte: „Es war schwierig, aber die Teamarbeit hat Spaß gemacht.“ Und Mitschülerin Anna Huber stellt fest: „Mit dem Schwierigkeitsgrad stieg auch die Motivation in unserer Gruppe. Die Zeit ist jedenfalls schnell vergangen.“ 
Ihr Team schaffte den dritten Platz – sie haben offensichtlich den Rat der Profis beherzigte: Man muss kooperieren, viel kommunizieren und zusammenhalten. 

Wunsch nach mehr Mathe an der Schule

Der etwas andere Zugang zur Mathematik hat auch Folgen für die Schulen und fürs Fach: „Wir wissen, dass Schülerinnen und Schüler nach der Teilnahme  im vergangenen Jahr erstmals ein Wahlpflichtfach Mathematik an ihrem Standort gefordert haben. Solche Reaktionen sind Gold“, freut sich Eichmair.
Seine Vision ist, dass in ein paar Jahren alle Gymnasien und berufsbildenden  hören Schulen „Mathematik-Teams“ haben, und „wir eine ganze Palette an kooperativen Wettbewerben für sie anbieten, die wir mit Orientierungsveranstaltungen an der Universität  verbinden“. Ein Anfang scheint gemacht. Wer einmal dabei war, will in der Regel wieder mitmachen.
 

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