Eigentlich soll eine Version diese Rakete im Zuge von Artemis 3 als Landefähre von der NASA-Rakete zum Mond fungieren - bis dahin soll das Starship noch einen Probeflug in die Erdatmosphäre absolvieren und auch zwei Probeflüge zum Mond unternehmen. Theoretisch wäre das machbar, zwischen dem ersten erfolgreichen Start der Saturn-V-Rakete im Jahr 1967 und der erfolgreichen Landung von Apollo XI vergingen zwei Jahre. Auch beim Apollo-Programm missglückten zunächst sechs Raketenstarts, betonen die Musk-Fans.
Allerdings zeigten sich am Donnerstag erneut massive Probleme mit den Triebwerken, was eher beunruhigend ist. Seit Dezember 2020 gab es sechs Tests mit der Rakete, gerade mal einer war erfolgreich. Fünfmal funktionierten die Triebwerke nicht wie geplant. Vereinfacht gesagt: Aus verschiedensten Gründen produzieren sie zu wenig Schub.
33 Raptor-Triebwerke der ersten Raketenstufe sollen rund 100 Tonnen Gewicht bis zum Jupiter schießen können. Diese werden mit flüssigem Methan und flüssigem Sauerstoff angetrieben. Methan könnte man auf dem Mars gewinnen und müsste bei einer Mission zum Roten Planeten keinen Treibstoff für die Rückkehr mitschleppen. Denn der Nachbarplanet ist ein Hauptziel des Starsships.
Von Jahr zu Jahr wird die geplante Leistung des Triebwerks gekürzt, von ursprünglich 4500 kN ist man mittlerweile auf 2400 herunten. Beim vorletzten Test fielen drei Stück aus, beim missglückten Versuch am Donnerstag gleich sechs. In der Raumfahrt, wo Genauigkeiten im Nanomillimeter gebraucht und Sicherheiten von 100 Prozent erwartet werden, sind Fehlerquoten von zwanzig Prozent inakzeptabel.
Warum jubelt Musk also? Im Hintergrund sollen seit einiger Woche Verhandlungen laufen, Investoren aus Saudi-Arabien und Abu Dhabi wollen einen zweistelligen Milliardenbetrag in SpaceX investieren. Außerdem wird innerhalb der NASA und der US-Administration seit Jahren heftig gestritten, ob es besser ist, alles selbst zu entwickeln oder dies privaten Firmen und dem freien Wettbewerb zu überlassen.
Aus all diesen Gründen benötigt Musk dringend Erfolge. Das nimmt derart absurde Ausmaße an, dass während der offiziellen Übertragung im Raumfahrtzentrum in Jubel ausbrach, als die größte je von Menschen gebaute Rakete gesprengt werden musste. Tatsächlich herrschte Feuerwerksstimmung statt Entsetzen wie sonst bei derartigen Fehlschlägen.
Wirklich Grund zur Freude hat man derzeit aber wohl nur in China, denn jede Verzögerung im Programm der USA erhöht die Chancen, schneller eine Raumstation auf dem Mond aufzubauen - und dort Rohstoffe abzubauen. Chinas Mondrakete Changzheng 10 ("Langer Marsch") soll um das Jahr 2027 ihren Erstflug absolvieren. Die Volksrepublik setzt allerdings auf einen eher konventionellen Antrieb und die Rakete könnte dann rasch für einen bemannten Flug einsetzbar sein. Viele Fehlschläge wird sich die USA nicht leisten dürfen, angeblich rechnet die NASA intern selbst bereits mit einer Mondlandung frühestens 2028. Und das war noch vor dem aktuellen Fehlschlag.
SpaceX möchte heuer jedenfalls maximal noch einen weiteren Startversuch wagen. Denn am Freitag stellte sich heraus, dass die Abschussrampe so schwer beschädigt wurde, dass eine Reparatur Monate dauern wird.
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