Mordprozess nach 22 Jahren: Der Auftritt der schweigsamen Zeugen

Gerichtsakten auf einem Tisch
47-Jähriger wurde 2001 getötet, mögliche Auftraggeber in Graz angeklagt. Belastungszeuge wurde von Autos überrollt - nackt.

Der zweite Tag im Verfahren gegen zwei Mordverdächtige ist ein schweigsamer, jedenfalls von Zeugenseite. Seit Montag stehen eine Frau und ihr Ex-Schwager vor Gericht, weil sie den Mord am 47-jährigen Gianmaria V. in Auftrag gegeben haben sollen. Seine Leiche wurde Mitte 2001 in der Steiermark gefunden. Motiv laut Staatsanwalt: Habgier, der Italiener habe sein gesamtes Geld der Frau überlassen.

Doch der erste Zeuge – er soll den Mord an V. geplant haben – entschlägt sich der Aussage. Der zweite – er soll den Mord ausgeführt haben – will auch nichts mehr sagen. Dass er deshalb bereits 2019 zu 18 Jahren Haft verurteilt wurde, sei nicht von Bedeutung, behauptet er im Grazer Straflandesgericht: "Ich habe damals unter Druck ausgesagt."

Der dritte Zeuge kann aber nicht mehr aussagen. Der Mann, der die beiden 57-jährige Angeklagten aus der Slowakei belastet hatte, ist tot – seine Leiche wurde im März 2022 neben der Südautobahn in Niederösterreich gefunden. Der Mann wurde von Autos überrollt – allerdings war er unbekleidet. Doch da es keine Hinweise auf ein Verbrechen gab, wurde dies als Autounfall eingestuft. Der Slowake hatte aber schon bei der Polizei ausgesagt und vom Mordkomplott erzählt.

Eine letzte Zigarette

Die Angeklagten bestreiten alles. "Das ist eine spannende Geschichte", bewertet der Verteidiger, doch keine reale. Der Staatsanwalt vergleicht den Fall mit einem Krimi: Am Tatort in der Nähe der A 2 wurden weder Projektil noch Waffe gefunden – bloß ein Zigarettenstummel. Die DNA-Spuren darauf gehörten jedoch dem Opfer: V. durfte vor seiner Ermordung eine letzte Zigarette rauchen.

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.

 

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