Mordfall Jennifer Scharinger: Bei Mutter "fließen nur die Tränen"
Wo ist Jenni? Diese Frage hat die Mutter von Jennifer Scharinger jahrelang gequält. Seit 2018 hat Brigitta Scharinger fast unaufhörlich nach ihrer verschwundenen Tochter gesucht. Nun ist es auch für sie traurige Realität.
Leichenteile im Wald
Acht Jahre nach dem Verschwinden der 21-jährigen Jenni aus Wien ist der Fall geklärt. Nachdem ihr mittlerweile 32-jähriger Ex-Freund sich am Sonntag auf der Polizeiinspektion Waidhofen an der Thaya gestellt und später vor Ermittlern ein Geständnis abgelegt hat, fanden Kriminalisten im Bezirk Zwettl skelettierte Leichenteile.
Der Ex, der mittlerweile nach einer Umbenennung einen anderen Namen trägt als zur Zeit von Jennifers Verschwinden, hatte die Ermittler des Landeskriminalamtes Wien am Montag zu einem Waldstück bei der Böhmerwald-Bundesstraße (B38) im Bereich von Franzen geführt. Dort wurden Tatortspezialisten und Spürhunde tatsächlich fündig.
Es handelt sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um die sterblichen Überreste von Jennifer. Ein DNA-Abgleich soll Gewissheit bringen.
An diesem Platz bei der Böhmerwald-Bundesstraße (B38) bei Franzen wurden Leichenteile gefunden
"Es laufen nur die Tränen"
Brigitta Scharinger hat am Dienstag vom möglichen Fund ihrer geliebten Tochter erfahren. "Seither laufen nur die Tränen", sagt sie gegenüber dem KURIER. Auch sie hofft, dass die Polizei bei der für Dienstagmittag angekündigten Pressekonferenz alles darlegen wird, was mit ihrem Kind geschehen ist.
Jennifers Mutter bei einer ihrer Suchaktionen
Hauptverdächtiger im Visier
Jennifers Ex-Freund stand von Anfang an als Hauptverdächtiger im Visier der Ermittler. Es fehlte einzig der alles entscheidende Beweis. Die Handys und Computer von Jenni und ihrem Ex-Freund lieferten nach ihrem Verschwinden mehrere heiße Spuren. Schnell stellte sich heraus: Die beiden dürften schon Monate vor ihrem rätselhaften Verschwinden getrennt gewesen sein. Jenni erzählte niemandem davon. Ihr Freund lebte weiterhin in der Wohnung.
Heimliche Nacktaufnahmen
Am Handy des heute 32-Jährigen ließen sich gelöschte Aufnahmen wiederherstellen. Sie zeigen Jenni nackt im Schlafzimmer. Aufgenommen wurden sie mit einer versteckten Kamera. Im Google-Suchverlauf des Ex fanden sich verdächtige Einträge wie "K. O.-Tropfen“ oder "fiese Drogen im Glas“. Er habe das selbst ausprobieren wollen, erklärt der Freund später gegenüber den Ermittlern.
Der Fundort der Leiche liegt an diesem Weg an der B38 im militärischen Sperrgebiet des TÜPL Allentsteig
Cobra suchte Leiche im Stausee
Zahlreiche Suchaktionen mit Leichenspürhunden der Polizei im Waldviertel verliefen ohne den gewünschten Erfolg. Im Zuge der Fahndung nach Jenni wurde sogar von Cobra-Einsatztauchern der 55 Meter tiefe Stausee Ottenstein durchkämmt. Ebenfalls ohne Erfolg.
50.000 Euro Belohnung
Anscheinend hat der Fahndungsdruck der Polizei dazu beigetragen, dass sich Jennifers Ex-Freund gestellt hat. Erst im Oktober hatte die Familie der Vermissten für Hinweise, die zur Klärung führen, rund 50.000 Euro ausgelobt.
Kürzlich war Jennifers Ex wieder ins Visier der Polizei geraten. Seine heutige Freundin soll wegen häuslicher Gewalt Anzeige gegen ihn erstattet haben. Er steht im Verdacht, seine Partnerin im Zuge eines Streits geschlagen zu haben.
In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, unter anderem Hilfe und Informationen bei folgenden Adressen:
- Frauen-Helpline: online unter frauenhelpline.at und telefonisch unter 0800-222-555
- Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF): online unter aoef.at
- Frauenhaus-Notruf: unter 057722
- Österreichischen Gewaltschutzzentren: 0800/700-217
- Polizei-Notruf: 133
Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Auf der Webseite finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich.
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