Verbrechen ohne Leiche: Haftstrafen in mysteriösem Fall

Gerichtssaal und Akten
Angeklagt ist Raub mit Todesfolge, nur jüngerer Angeklagter gestand tödliche Schläge. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Immerhin eines ist in dem mysteriösen Fall mittlerweile klar: Jener 31-Jährige, der seit fast einem Jahr als vermisst galt, ist tot. Aber nur einer der beiden Angeklagten, die deshalb wegen schweren Raubes mit Todesfolge in Salzburg vor Gericht stehen, gestand: Er habe den Iraker mit vier Faustschlägen tödlich verletzt, gab der 20-Jährige zu.

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Zuvor hatten er und sein mitangeklagter Halbbruder, 26, konsequent abgestritten, überhaupt mit dem Verschwinden des 31-Jährigen etwas zu tun zu haben. Den beiden Ungarn wird vorgeworfen, den 31-Jährigen getötet zu haben, als er ihnen in Salzburg ein Auto verkaufen wollte. Den Wagen sollen sie gestohlen, die Leiche entsorgt haben.

 "Beide Angeklagten haben hier bei jeder sich bietenden Gelegenheit Lügen präsentiert", merkt die Staatsanwältin im Schlussplädoyer an. "Sie haben ihre Geschichten an die Beweisergebnisse angepasst."

Wo ist die Leiche?

Doch eine Frage war am Mittwoch im voraussichtlich letzten Tag in diesem Strafverfahren noch ungelöst – wo ist die Leiche? Trotz zahlreicher Suchaktionen in den vergangenen Monaten, als der Iraker als vermisst galt, gab es keine Spur.

Der 20-Jährige behauptet, er habe den Autoverkäufer im Streit geschlagen, bis der Mann zusammenbrach. Danach habe er die Leiche in das gestohlene Auto des Opfers gehievt und den Körper "irgendwo in der Stadt Salzburg, an einem asphaltierten Weg" abgelegt. Wo, wisse er nicht mehr.

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Sein Bruder habe nichts damit zu tun. Dass er den 90 Kilogramm schweren Mann alleine transportiert habe, sei "unglaubwürdig", merkt der Anwalt der Opferfamilie an.

Blut  und DNA auf einem Geschirrtuch

Doch DNA-Spuren belasten den Älteren. Auf einem Geschirrtuch in der Wohnung, die die Brüder teilten, wurde nicht nur Blut des Opfers gefunden, sondern auch DNA des 26-Jährigen.

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Als das im Prozess zur Sprache kommt, reagiert der Angeklagte: Damit habe er den Kofferraum des Pkw geputzt. Jenes Wagens, in dem der Jüngere die Leiche transportiert haben will. Auffallend: Auf dem Tuch wurde keine DNA des 20-Jährigen entdeckt.

Lange Haftstrafen

Dennoch nimmt er die Schuld auf sich, das dürfte Kalkül sein: Er war zur Tatzeit unter 20 Jahre alt, das macht ihn rechtlich zu einem jungen Erwachsenen – und bringt einen niedrigeren Strafrahmen. Das Urteil: 15 Jahre Haft für den Älteren, 18 für den Jüngeren, da er bereits mehrfach vorbestraft ist.

Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

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