Mödling: Hostienbäckerei schließt nach 94 Jahren

Mödling: Hostienbäckerei schließt nach 94 Jahren
Die Steyler Missionare stellen Produktion wegen sinkender Nachfrage mit Ende des Jahres ein.

Weniger Kirchgänger, Pfarrzusammenlegungen, aufgelöste Klöster und überfällige Investitionen – das sind die Gründe für die Schließung von Österreichs größter Hostienbäckerei in Mödling.

Seit 1926 betreiben die Steyler Missionare in der Herz-Jesu-Pfarre nahe dem Missionshaus St. Gabriel die Bäckerei. Mit Ende des Jahres wird die Produktion eingestellt. Der Entschluss sei „schweren Herzens“ gefallen, wie Pater Stephan Dähler, Provinzial der Steyler Missionare in Österreich, mitteilt.

Nicht Corona und die damit einhergehenden abgesagten Messen seien der Grund. „Das ist etwas, das uns schon seit Längerem beschäftigt. Seit Jahren sinkt die Nachfrage, der Betrieb rentiert sich nicht“, erklärt er gegenüber dem KURIER. Nun wären Investitionen notwendig geworden und es wäre unmöglich, die Hostienbäckerei in eine positive Zukunft zu führen.

An zwei Tagen pro Woche wurde die 48 Jahre alte Waffelmaschine zuletzt angeworfen. Vier Mitarbeiterinnen verarbeiteten an einem Tag 60 Kilogramm Mehl, fünf Jahre zuvor waren es noch 80 Kilogramm.

Karmelitinnen backen

2018 verließen vier Millionen Stück der kleinen runden Oblaten die Backstube. Sie gingen an Pfarren und Klöster in ganz Österreich.

Die Abnehmer wurden nun an die Karmelitinnen in Maria Jeutendorf (Bezirk St. Pölten-Land) verwiesen. Der Orden betreibt dort eine Hostienbäckerei und übernimmt die Kunden der Steyler Missionare gerne.

„Wir sind dankbar dafür, wenn sie bei uns bestellen. Mit der Hostienbäckerei verdienen wir unseren Lebensunterhalt“, erklärt Priorin Schwester Elijah. Die Bäckerei ist die Haupteinnahmequelle des Klosters. Corona-bedingt sei im heurigen Jahr nur ein Drittel der üblichen Menge verkauft worden. „Wenn wir das Sparbuch nicht hätten, könnten wir davon nicht leben“, so die Priorin. In einem normalen Jahr sind es rund zwei Millionen Hostien, die von den Schwestern gebacken werden. Die Aufträge abzuwickeln, die derzeit noch in Mödling gemacht werden, wäre aber kein Problem.

Auch die Karmelitinnen merkten in den letzten Jahren einen Rückgang bei den Bestellmengen – Mitgrund ist laut Schwester Elijah, dass Priester auch in Polen bestellen, es soll sogar Hostien aus China geben. „Das ist ein Problem, weil es gibt einige Klöster – etwa in Linz oder Mariazell – die sich mit der Hostienbäckerei finanzieren und so wie wir darauf angewiesen sind.“

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