Wie man reagiert, wenn ein Kind gemobbt wird
„Habt ihr schon einmal erlebt, dass mehrere in einer Klasse sich zusammentun, um eine Person über längere Zeit zu ärgern oder sie so richtig fertig zu machen?“, fragt Ilka Wiegrefe. „Ja,“ meint ein Schüler und erzählt, dass er von anderen sehr oft beschimpft wurde, weil er eben lieber mit Mädchen als mit Burschen spielt. Ähnliches kann die Sängerin Virgina Ernst aus ihrer Kindheit berichten. „Ich war nie das typische Mädchen und wurde oft gefragt, ob ich ein Bub bin. Heute noch werde ich im Netz oft angegangen, weil ich eine Frau geheiratet habe und einfach anders bin. Jetzt, als Erwachsene, weiß ich, dass nicht ich das Problem bin, sondern andere einfach nicht mit meiner Andersartigkeit umgehen können. Das ist ihr Problem.“
Dass einzelne Kinder gemobbt werden, ist Alltag in fast allen Schulen. Im Workshop macht Ilka Wiegrefe klar, was Mitschülerinnen und -schüler tun können, wenn sie merken, dass jemand von einer Gruppe ständig sekkiert wird. „Hier gibt es zwei Regeln: Die erste: Macht klar, dass ihr da nicht mitmacht. Die zweite: Informiert eure Lehrpersonen.“ In so einem Fall sei man keine Petze, sondern helfe einer Person, die leidet. „Wenn jemand ausgelacht und ausgeschlossen wird, löst das in der gleichen Hirnregion Schmerz aus, wie bei körperlichen Schmerzen“, macht Ilka Wiegrefe klar. „Bei einer verletzten Person ist es klar, dass man ihr hilft. Das Gleiche sollte für Mobbingopfer gelten.“
Zu sich selber finden
Im Nachbarraum dürfen Jugendliche mit einem Künstler arbeiten. Der Schauspieler Faris Rahoma, den manche aus den Vorstadtweibern kennen, hüpft , schlurft oder geht in Zeitlupe mit den Jugendlichen durch den Raum.
Was das gemeinsame Theaterspielen mit Respekt zu tun hat? Leyla Mei Parker vom Verein Cocon, der diesen Workshop leitet, erklärt das so: „Beim Theaterspielen erfahre ich viel über meine Identität: Wer bin ich? Welche Gefühle habe ich? Was sind meine Bedürfnisse, meine Wünsche? Wenn ich mich selber kenne und akzeptiere, kann ich auch andere so sein lassen, wie sie sind.“ Mehr noch: „Theaterspielen ist immer ein gemeinsamer Akt, der automatisch das Miteinander stärkt.“
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Den Kindern und Jugendlichen merkt man jedenfalls an, dass ihnen die Workshops großen Spaß machen. Und sie finden sie auch sinnvoll, wie etwa Farsa meint: „Wir merken, wie sehr Streitigkeiten sich auch auf das Lernen auswirken. Wenn es in der Pause Ärger gab, dann beschäftigt mich das die ganze Zeit im Unterricht – besonders blöd ist das, wenn man eine Schularbeit schreibt.“ Zudem sei es wichtig, dass man früh lernt, Konflikte friedlich zu lösen: „Wenn man später wegen Auseinandersetzungen mit dem Gesetz in Konflikt kommt, kann man sich sein ganzes Leben versauen.“ Und das wäre schade.
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